„Tut es weh, wenn ein Teil Ihrer Fläche von einem Gewerbegebiet eingenommen werden soll?“, fragte Manfred Maurer (2.v.l.) von der „Initiative Bürgerbegehren“. Martin Krauch (l.) bedauerte allgemein, dass überall an den Autobahnen Gewerbegebiete entstünden. Foto: Kreutzer
Von Stefan Zeeh
Hirschberg. Im Jahr 2015 riefen die Vereinten Nationen das "Jahr des Bodens aus" und wiesen damit auf die Gefährdung der Böden hin, die so dringend benötigt werden, um darauf Nahrungsmittel zu produzieren. So hat sich laut Bundesumweltamt die Qualität von mindestens zwei Milliarden Hektar Boden und damit etwa 15 Prozent der Landoberfläche der Erde in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch verschlechtert. An manchen Stellen wächst nichts mehr.
Soweit muss es aber nicht kommen, wie am Freitag Landwirt Martin Krauch, der seit vielen Jahren den Rotthof an der Leutershausener Straße bewirtschaftet, bei der Veranstaltung "Bodenwachstum in der Praxis" des Ernährungsrats Rhein-Neckar zeigte.
Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen bemängelt
"Es geht darum, dem Boden viel zu geben", erläuterte er seinen beiden Zuhörern, die sich zu dieser Veranstaltung angemeldet hatten. Darunter befand sich Manfred Maurer von der "Initiative Bürgerbegehren", die die Erweiterung des Hirschberger Gewerbegebiets auf Flächen des Rotthofs verhindern will.
Um dem Boden etwas zu geben, wird dieser mit Pflanzenresten versorgt. Diese werden aber nicht durch Pflügen in den Boden eingebracht. Mit Hilfe der Ackerfräse wird die organische Masse nur mit der obersten Bodenschicht vermischt. Dazu verteilt Krauch auf dem frisch gefrästen Boden sogenannten Rottelenker, in dem sich unzählige Mikroorganismen befinden. Damit kommt die Verrottung des organischen Materials zügig in Gang, und in dem Boden bildet sich Humus. "Der Humusgehalt der Böden in Deutschland liegt durchschnittlich zwischen ein und zwei Prozent", erklärte Krauch. Mit 1,5 Prozent befanden sich vor etwa fünf Jahren auch die Böden des Rotthofs in diesem Bereich. Seitdem gelang es Krauch, den Humusgehalt in seinen Böden zu verdoppeln. Doch nicht nur dieser ist entscheidend für die Fruchtbarkeit. "In einer Handvoll Boden befinden sich neun Milliarden Lebewesen", berichtete der Landwirt. Und diese wollen ernährt werden. Dafür sorgen unter anderem die Pflanzen mit ihren abgestorbenen Wurzeln. Dabei ist Vielfalt gefragt.
Deshalb bestellt Krauch ein Feld nicht nur mit Weizen, sondern sorgt für eine Untersaat, die etwa aus Klee besteht. Die Untersaat hat noch weitere Vorteile. Ist der Weizen abgeerntet, bleibt der Boden weiterhin bedeckt und trocknet nicht aus. Später dient die Untersaat als Gründünger. Zur regenerativen Landwirtschaft, die Krauch betreibt, gehört ebenso der Komposttee, ein Extrakt aus Kompost, Melasse und Wasser, den der Landwirt auf seinen Feldern ausbringt.
Holz- oder Pflanzenkohle stellt einen weiteren Zusatzstoff dar, der die Bodenqualität deutlich verbessern kann, wie Biologe Armin Siepe aus Karlsruhe ergänzte, der das Projekt "Schwarzerde" initiiert hat. "Die Pflanzenkohle ist ein wahrer Tausendsassa", lobte Siepe die Vorzüge der von ihm produzierten Holzkohle. Denn diese speichert in ihrem großen Porenraum für lange Zeit nicht nur Wasser, sondern auch Nährstoffe, die die Pflanzen mit ihren feinen Wurzeln allmählich herausholen. Wie gut Pflanzenkohle wirkt, zeigte Krauch an Mais: Die Pflanze, bei der Pflanzenkohle im Boden war, hatte ein viel dichteres Wurzelwerk als diejenige, die nicht auf die Kohle zurückgreifen konnte.
"Tut es weh, wenn ein Teil Ihrer Fläche von einem Gewerbegebiet eingenommen werden soll?", fragte Manfred Maurer angesichts der Erfolge Krauchs. Dieser wollte jedoch speziell auf die Erweiterung in Hirschberg nicht eingehen. "Überall an den Autobahnen entstehen Gewerbegebiete, da blutet mir das Herz", sagte der Landwirt Er bemängelte allgemein die Versiegelung und Vernichtung landwirtschaftlicher Flächen, die für die Produktion von Nahrungsmitteln damit nicht mehr zur Verfügung stehen.