Von Walter Brand
Hirschberg-Leutershausen. "Musik ist die Melodie, zu der die Welt der Text ist." Dieses Zitat des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer hat von seiner Aussagekraft auch heute noch nichts verloren. Seit 50 Jahren trägt Volker Schneider aus Hirschberg als Chorleiter in der gesamten Kurpfalz zu dieser universellen Sprache bei. Noch immer leitet der agile 72-Jährige "seine" Chöre von der Chorgemeinschaft Schneider bei den Proben an fünf Abenden pro Woche.
Nach einem Studium an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und an der Badischen Hochschule für Musik in Karlsruhe erhält er 1973 den Titel Chordirektor der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände (ADC). Sein Staatsexamen als Musiklehrer legt Schneider an der PH in Heidelberg ab, dann führt ihn sein Weg über Mosbach, Mannheim und Helmstadt 1975 an die Martin-Stöhr-Schule in Leutershausen. 1986 erfolgt die Ernennung zum Konrektor.
1988 wird er Ausbildungslehrer der PH und Mentor für schulpraktische Ausbildung in Mannheim, im gleichen Jahr wird Schneider zum Fachberater für Musik an Hauptschulen des Staatlichen Schulamtes Heidelberg ernannt. 1991 wird er Mitglied des Ausbildungsteams "Gemeinsame Chorleiterausbildung" des Kultusministeriums und des Badischen und Schwäbischen Sängerbundes. Ab 1993 leitet er die Dietrich-Bonhoeffer-Hauptschule Weinheim. Durch gute Kontakte kann er den musischen Bereich der Einrichtung mit dringend benötigten Instrumenten neu aufstellen.
1997 wechselt er als Rektor an die Friedrich-Ebert-Schule Eppelheim. Auch hier bewegt er viel in seinem Fach Musik. Vier Jahre danach zieht es ihn wieder nach Weinheim, diesmal als Rektor der Karrillonschule, eine von 15 Pilotschulen im Rhein-Neckar-Kreis. Die rund 180 Hauptschüler kommen damals aus 18 Herkunftsländern und werden von 24 Lehrkräften und ebenso vielen Jugendbegleitern unterrichtet.
Schneider formt die Einrichtung zur pädagogischen Vorzeigeschule, bezüglich der großen Vielfalt an Angeboten. Der Spruch "Miteinander leben - voneinander lernen" im Treppenaufgang drückt den Zusammenhalt zwischen Schülern und Lehrkräften aus. Wo Schneider Verantwortung trägt, ist er für sein großes Engagement bekannt. Meist ist er schon weit vor dem offiziellen Schulbeginn am Arbeitsplatz, um Dienstgeschäfte in Ruhe erledigen zu können. 2010 geht er nach 40 Jahren in den beruflichen Ruhestand.
Beibehalten hat er danach seine Tätigkeit als Chorleiter. Ein Ruhestand ohne Chormusik? Das gehe gar nicht, sagt Schneider im Gespräch mit der RNZ. Seit zehn Jahren wohnt er mit seiner Frau Margarete in einer modernen und ruhigen Wohnung, im Anbau des Wiser’schen Schlosses in Leutershausen.
Bereits während seiner Kindheit beschäftigt sich der junge Volker mit der Musik und dem Gesang. In jungen Jahren singt er in seiner Heimatgemeinde Großsachsen beim MGV Sängerbund 1873. Hier ist er später einige Jahre als Chorleiter tätig, nachdem 1968 sein großer Förderer, Chorleiter Albert Klosa plötzlich verstirbt. Neben dem Männerchor betreut er auch den Kinderchor des Vereins, und bald werden andere Chöre auf den Nachwuchsmann in Großsachsen aufmerksam.
Nach und nach übernimmt er meist kleinere Chorformationen in der Region. Dazu gehören unter anderen Gesangvereine aus Leutershausen, Schriesheim, Löhrbach, Mannheim und Hohensachsen. Mittlerweile ist er seit 38 Jahren Chorleiter beim MGV 1850 Hohensachsen. Im Jahr 1997 erreicht er mit diesem Chor den Titel des "Meisterchors" im Badischen Sängerbund, eine besondere Auszeichnung in der Sängerwelt. Zu seinen Chören gehörten zudem die Sonderchöre "Silcherquartett Bergstraße", aus denen das "Männerquartett Bergstraße" hervorgeht.
Schneider ist auch bei Wertungssingen und vielen Konzerten mit seinen Chören erfolgreich. Doch auch das Ständchensingen war und ist heute noch für den engagierten Chorleiter eine Ehrenpflicht. Seine Begeisterung für Chorreisen führte ihn mit seiner Chorgemeinschaft weit über die Grenzen der Region hinaus in andere Länder, zum Beispiel in die USA, die Türkei, nach Österreich, Frankreich, Russland, Neuseeland, China, Dubai, Kuba, Australien, Namibia, Südafrika, Brasilien und Argentinien. Für den Jubilar unvergessen ist die Rom-Reise mit Papstaudienz und der Auftritt mit seiner Chorgemeinschaft im Petersdom.
Als Projektleiter beim Weinheimer Musical "Glasnost", das 1995 in Weinheim uraufgeführt wird, reist er mit über 300 Teilnehmern, Sängern und Laienschauspielern nach Moskau. Hier wird das Musical in der Musikakademie zweimal aufgeführt. Aus diesem Aufenthalt resultierte der erste Austausch zwischen der Dietrich-Bonhoeffer-Hauptschule mit der Moskauer Schule "Nummer Acht".
Für seine Verdienste erhält Schneider unzählige Ehrungen. Der Deutsche Sängerbund zeichnete ihn unter anderem mit der Chorleiter-Ehrennadel aus und der Sängerkreis Weinheim mit der Schubertplakette in Gold. Doch Schneider denkt auch nach dem Jubiläumsjahr noch lange nicht ans Aufhören, schließlich leitet er immer noch zehn Chöre.