Vorsitzender Jürgen Welling (l.) hört nach sechs Jahren an der Spitze der SGL auf. Rüdiger Kanzler, seit 2015 SPD-Vorsitzender, kandidiert nun als sein Nachfolger. Foto: Dorn
Von Annette Steininger
Hirschberg-Leutershausen. Auf die Frage, ob er jetzt erleichtert sei, antwortet Jürgen Welling mit einem sichtlich befreiten "Ja". Kein Wunder, konnte der Vorsitzende der Sportgemeinde Leutershausen (SGL) doch der Presse noch vor wenigen Wochen keinen potenziellen Nachfolger für sich nennen. Seit gestern aber ist klar: Rüdiger Kanzler, seit 2015 an der Spitze der SPD Hirschberg, kandidiert bei der Generalversammlung als Vorsitzender der SGL.
Als er vor einigen Wochen las, dass sich noch immer kein Kandidat gefunden hat, ergriff Kanzler die Initiative und suchte das Gespräch mit Welling: "Ich habe gedacht, es kann doch nicht sein, dass sich in so einem großen Verein keiner findet", sagt der 51-Jährige. Denn die SGL ist mit rund 1100 Mitgliedern der zweitgrößte Verein Hirschbergs. Die Gespräche mit Welling, der Kanzler bislang nicht persönlich gekannt hatte, liefen gut. Daher musste dann auch die sechsköpfige Findungskommission, die im Sommer vergangenen Jahres ihre Arbeit aufgenommen hatte, nicht mehr tätig werden.
Kanzler, von Beruf Speditionskaufmann, hat zwei Kinder, ist verheiratet und schon seit Jahren mit der Sportgemeinde eng verbunden: "Ich bin von Kindesbeinen an ein SGLer." So zeigt er beim gestrigen Pressegespräch stolz auf einige Bilder von Jugendmannschaften. "Ich habe bis zur C-Jugend Handball gespielt und bin dann zum Fußballverein Leutershausen gewechselt", erzählt er. "Als kleiner Mensch ist es beim Handball nicht so einfach", erläutert der 1,70 Meter große Kanzler.
Mit der Handballbegeisterung infizierte ihn sein Opa Karl Kanzler, der auch SGL-Ehrenmitglied war und sich kaum ein Spiel der Handball-Herren entgehen ließ. Sein Vater Heinz Kanzler gründete schließlich den Fanclub "Rote Teufel", dem er auch 20 Jahre lang vorstand.
Einmal abgesehen von seiner Handballbegeisterung hat Kanzler auch einfach Spaß am Organisieren. Die Mehrarbeit scheut der SPD-Vorsitzende nicht, ist seit Kurzem auch noch im Kreisvorstand. Ob er allerdings als Vorsitzender der Hirschberger Sozialdemokraten im Januar 2019 wieder kandidiert, wollte er noch nicht sagen. "Ich plane jetzt erst einmal nur bis zum Sommer." Fest steht allerdings schon, dass er bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr kandidiert.
Wenn er sich nun bei der SGL-Versammlung am 17. Mai vorstellt, will er noch kein fertiges Konzept präsentieren, sondern gemeinsam mit den Mitgliedern Ideen entwickeln.
Am Herzen liegt ihm auf jeden Fall, die Menschen mehr am Ort und damit in den Vereinen zu halten. Den Wegfall der weiterführenden Schule in Hirschberg sieht er in diesem Zusammenhang als Problem. Ihm schwebt zudem eine Art "Newsletter" vor, um die Mitglieder noch enger an "ihre" SGL zu binden. Dass die Sportgemeinde letztlich so lange suchen musste, um jemanden zu finden, der den Vorsitz übernehmen möchte, sieht Kanzler ganz klar in der zunehmenden Arbeitsbelastung und der auswärtigen Berufstätigkeit vieler Menschen begründet.
Dabei hinterlässt der 70-jährige Welling, der aus privaten Gründen nicht mehr kandidiert, ein bestelltes Feld. "Ich habe die Arbeit immer sehr gerne gemacht", sagt er schon ein wenig wehmütig. Und die Findungskommission hat eine neue Struktur erarbeitet, die dem Vorstand die Arbeit erleichtert. "Viele wollten gerne helfen, aber im Vorstand nicht präsent sein", erläutert Welling. So wurden im Rahmen von "inneren Diensten" Aufgaben wie Pressearbeit, Sponsoren und Hallenpläne auf mehrere Schultern verteilt. Aber auch die Abteilungsleiter-Posten sind alle besetzt.
Und die Mitgliederzahlen wachsen: "Es geht kontinuierlich aufwärts", ist Welling stolz. Nicht zuletzt auf das Angebot, das demnächst um Kinder-Yoga bereichert werden soll. Eine weitere gute Nachricht: Nachdem Welling vor vier Jahren schweren Herzens die Damen-Handball-Mannschaft abmelden musste, formiert sich nun eine neue, die demnächst anfängt zu trainieren und in der kommenden Saison starten will. "Unser Handball-Abteilungsleiter Sven Glander ist hier sehr rührig."
Apropos rührig: Auch die Findungskommission beim Ortsnachbarn Turnverein "Germania" Großsachsen ist aktiv. Sie sei in Gesprächen mit interessierten Personen, die ihre Bereitschaft zur Mitarbeit im Verein signalisiert hätten, teilte TVG-Vorsitzender Wolfgang Stadler mit, der bei der Jahreshauptversammlung am 19. April nicht mehr antritt. "Wir möchten aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht Details zu Namen, Ämtern oder der Struktur des Vorstandes nach außen geben." Da ist die SGL ein Stück weiter.