Im "Leitbild" wird eine mehrgeschossige Bebauung am RNV-Bahnhof von Leutershausen vorgeschlagen, wobei der Edeka-Markt im Erdgeschoss der beiden Gebäudekomplexe erhalten bleiben soll. Entwurf: Internationales Stadtbauatelier Stuttgart
Von Stefan Zeeh
Hirschberg. Trist und grau erscheinen die viel befahrenen Straßen in Hirschberg, auch so mancher Platz in der Gemeinde lädt nicht zum Verweilen ein. Breitgasse, Bahnhofstraße, Friedrich-Ebert-Straße oder der Bereich am RNV-Haltepunkt in Leutershausen werden vor allem genutzt, um zu einem anderen Ziel zu gelangen. Künftig soll hier Durchreisenden und Einwohnern aber ein ansprechendes Ortsbild geboten werden. Dafür hat der Gemeinderat im Juli das "Leitbild für die Gestaltung des öffentlichen Raums" beschlossen. Ein gestalterisches Gesamtbild will man damit schaffen, mit dem sich die Gemeinde identifizieren kann und das auch als Erkennungsmerkmal dient.
Bäume und Bänke sollen Aufenthaltsqualität steigern
Damit wird Hirschberg aber nicht von heute auf morgen neu gestaltet werden. Zug um Zug soll, so will es der Gemeinderat, die Veränderung vor sich gehen, je nach Haushaltslage oder in Verbindung mit ohnehin notwendigen Straßen- oder Kanalsanierungen. Das beschlossene "Leitbild" ist aber nicht verbindlich. Es soll bei den einzelnen Projekten als Grundlage dienen, damit ein ausgewogenes und einheitliches Bild der öffentlichen Räume in Hirschberg entsteht.
Das Leitbild gibt aber schon Einblicke, wie künftig Hirschbergs Straßen und Plätze gestaltet sein könnten. Die wesentlichen Elemente sind dabei der Straßenbelag und die Möblierung des öffentlichen Raums. Geradlinig, zurückhaltend und zeitlos sollen Sitzbänke, Papierkörbe und Straßenlaternen wirken. Ein hellrotes Pflaster wird die Ortskerne prägen, grau wird dagegen der Straßenbelag außerhalb der Zentren von Großsachsen und Leutershausen.
Die wohl einschneidendste Veränderung wird am RNV-Bahnhof in Leutershausen ins Spiel gebracht. Seiner Bedeutung als Visitenkarte des Ortes werde dieses Areal nicht gerecht, heißt es im "Leitbild". Der eingeschossige Edeka-Markt und der zugehörige Parkplatz könnten dem Gebiet "keine räumliche Fassung" geben, wodurch dieses als eine "Leerstelle" im Ort wahrgenommen würde. Um dies zu ändern, wird eine mehrgeschossige Bebauung dieses Bereichs vorgeschlagen, wobei der Edeka-Markt im Erdgeschoss der beiden zu errichtenden Gebäudekomplexe im Bestand bleiben soll.
Hier wäre auch Raum für weiteres Gewerbe, etwa einen Drogeriemarkt. Im Anschluss an die Gebäude könnte ein über die Bahnhofstraße greifender Platz als Eingang in das Leutershausener Ortszentrum gestaltet werden.
Wenig Aufenthaltsqualität, wenige Sitzmöglichkeiten, schmale Gehwege - so wird im von der Stadtbaukommission und dem "Internationalen Stadtbauatelier Stuttgart" entwickelten Leitbild die Bahnhofstraße beschrieben. Damit sich daraus eine Dorfstraße mit Einkaufsmöglichkeiten entwickelt, wird vorgeschlagen, die strikte Trennung von Gehwegen und Fahrbahn aufzuheben und das Parken nur noch auf einer Straßenseite zu gestatten. Gleichzeitig sollen eine einseitige Baumreihe, Pflanzkübel und Sitzbänke aufgestellt werden.
Ein wesentlich höheres Verkehrsaufkommen als die Bahnhofstraße hat die Breitgasse in Großsachsen zu verkraften. Daher wird für diesen Hauptverkehrsweg weiterhin die Trennung von Fahrbahn und Gehwegen bestehen bleiben. Damit aber aus der Breitgasse eine "Dorfstraße mit etwas urbanerem Charakter" entsteht, ist angedacht, an jeder Straßenseite Bäume zu pflanzen und in lockeren Abständen Sitzbänke aufzustellen. Zusätzlich könnte der Apfelbach teilweise freigelegt werden.
Aufwerten will man ebenso den Platz an der Alten Schule in der Breitgasse. Hier verliere durch die Hochbeete und deren Bepflanzung das "stattliche Schulgebäude" an Wirksamkeit, heißt es im Leitbild. Durch zwei vom Apfelbach gespeisten Wasserbecken am Eingang zum Schulgebäude könne dieses an Wert gewinnen. Zudem soll der Platzcharakter durch gleichartige Pflasterung der Fußgängerbereiche auf beiden Seiten der Breitgasse hervorgehoben werden. Das ließe sich durch eine Einfärbung der Fahrbahn in einem gleichen Farbton wie das Pflaster unterstützen.
Stärker verbinden will man auch die beiden Ortsteile miteinander, etwa durch die Anlage eines "Wein-Themenwegs" entlang der Oberen Bergstraße zwischen Großsachsen und Leutershausen. Zudem könnten dort Skulpturen aufgestellt werden. Ein Problem dabei ist, dass die dafür notwendigen Grundstücke nicht der Gemeinde gehören.
Die Autoren des Leitbilds schlagen auch eine ansprechendere Gestaltung der Ortseingänge vor, insbesondere des nördlichen in Großsachsen und des südlichen in Leutershausen. Hier könnten die im Hirschberger Wappen vorkommenden Farben, Rot und Blau, als Grundmotiv für Skulpturen, Fahnen oder Fahrbahnbedruckungen dienen. Eine entlang der Bahntrasse oder den Baumbeeten ausgesäte spezielle Wildblumenmischung aus in Blau und Rot blühenden Pflanzen, wie etwa Klatschmohn und Kornblumen, würde die Gemeinde ein bisschen bunter machen.