Corona-Gastronomie-Krise

"Das alles geht an die Substanz"

Gastronomen bangen um ihre Existenz - Viele bieten Liefer- und Abholangebote an - Gemeinde verzichtet auf Pachteinnahmen

26.03.2020 UPDATE: 27.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Das Bistro „La Piscina“ im Freizeitbad ohne Gäste. Aber der Betrieb läuft weiter: Auch hier kann man nun Essen bestellen. Foto: Pilz

Edingen-Neckarhausen. (nip) "Wir sind noch hier." Lucy Ford, die im Freizeitbad Neckarhausen den kleinen Gastrobetrieb "La Piscina" führt, sagt es leise und sichtlich erschüttert.

Als das Bistro im Freizeitbad nach etwas über viermonatiger Pause im Februar 2018 unter neuer Leitung wiedereröffnete, hätten sich Ford und ihr Mann Guiseppe Fallico nicht ausmalen können, dass zwei Jahre später ein Virus namens Corona ihre Existenz bedroht.

Fallico hat sein Restaurant "Etna" in Edingen geschlossen. "Das bringt nichts mehr, wir erreichen dort keine Kunden", sagt Lucy Ford. Die Lage sei "be…" – ein Wort, das die immer freundliche Chefin des Schwimmbadbistros sonst nicht verwenden würde. "Das alles nimmt mich mit, es geht an die Substanz", sagt sie. Und überall würden ja weitere Betriebe mit dranhängen. Wieviel man einkaufe und wohin mit den vorhandenen Lebensmitteln, die schnell verderben, das sei alles auch ein logistisches Problem.

Die Bestimmungen für die Gaststätten (und andere Betriebe) verschärften sich zuletzt täglich: Erst durften noch Gäste kommen, wenn gewährleistet war, dass die Tische mit Abstand von 1,50 Meter auseinanderstehen. Dann kam das Aus für die Gastronomen. Um irgendwie über die Runden zu kommen, haben die meisten von ihnen einen Liefer- oder Abholservice eingerichtet. "Wir bieten auch Speisen aus dem "Etna" an", sagt Lucy Ford. Wer das bestellte Essen abhole, erhalte zehn Prozent Rabatt. Die Speisekarte kann man telefonisch erfragen und man findet sie auch im Internet.

Im ganzen Elend sei eines positiv, unterstreicht sie: Die Gemeinde habe sofort reagiert und verzichte auf ihre Pachteinnahmen aus dem Bistro. "Das ist ganz super", findet die Wirtin. Altgemeinderat Eberhard Wolff (SPD) hat per E-Mail-Verteiler einen Aufruf zur Unterstützung der örtlichen Gastronomie gestartet. "Nun sind wir in Edingen-Neckarhausen nicht so üppig mit Lokalen ausgestattet. Wenn wir wollen, dass auch die Wirte die Krise überleben, dann sollten wir das, was sie derzeit noch bieten können, auch nutzen: Wenn wir uns schon nicht trauen, in die Lokale zu gehen, dann können wir wenigstens solidarisch deren Take-Away-Service, wo möglich, in Anspruch nehmen", schreibt Eberhard Wolff.

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Auf die Treue seiner Kunden hofft auch Manfred Müller, Wirt des Edinger "Friedrichhofs". "Wir bieten schon seit Jahren einen Lieferdienst an", sagt Müller. Der "Friedrichshof" habe einen festen Kundenstamm, zumeist ältere Menschen, die sich das Tagesessen kommen lassen. Auch bei ihm saßen vor der Schließung noch einige Gäste in gebührendem Abstand im vorderen Wirtsraum.

Der sonst so oft genutzte hintere Saal steht jetzt leer: Die Sängereinheit, die im eigenen Vereinsheim wöchentlich ihre Singstunden abhält, hat ihren Probenbetrieb eingestellt. An seinem "Schlachttag" jeden Donnerstag und dem freitäglichen Hähnchentag halten Müller und sein Team fest.

Auch Hofläden wie "Rainer’s Gartenparadies" oder der Obstbaubetrieb Schneider bieten nun Lieferdienste an. Manche von ihnen auch über den Ort hinaus. Das Einzugsgebiet lässt sich ebenfalls telefonisch erfragen.

Die RNZ als regionale Tageszeitung unterstützt die Einzelhändler und Gastronomen in Heidelberg und Umland, die ihren Laden schließen mussten. Auf www.rnz.de/einzelhandel werden die Geschäfte aufgeführt, die weiterhin per Liefer- oder Abholservice für ihre Kunden da sind.

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