Ein Blockbuster für die Trump-Basis
In dem polarisierenden Thriller "Homestead" richten harte Kerle ihre Gewehre auf Flüchtlinge.

Von Cordula Dieckmann
Die Ansichten der konservativen MAGA-Bewegung von Donald Trump sind im Kino angekommen. Zumindest vereint "Homestead" vieles, wofür die Anhänger des US-Präsidenten schwärmen. Es geht um harte Männer mit Waffen und um gefühlvolle Frauen, die ihre Erfüllung darin sehen, voll und ganz für die Familie da zu sein. Die Polizei gehört zu den Bösen. Und im Notfall wird inbrünstig gebetet. Wer den postapokalyptischen Thriller ohne Vorwarnung sieht, läuft Gefahr, das Kino fassungslos zu verlassen.
Der schwerreiche Edel-Prepper Ian Ross (Neal McDonough) hat in den Bergen eine Festung für den Katastrophenfall gebaut, mit Unmengen an Lebensmitteln, Wasser, Obst- und Gemüseanbau und genug Platz für Familie, Freunde und Wachpersonal. Als in Los Angeles eine Atombombe explodiert, flüchtet er dorthin und engagiert den Ex-Soldaten Jeff Eriksson (Bailey Chase), die Anlage mit seinen Männern zu schützen – harte Typen, die vor Testosteron und Machtgefühlen nur so strotzen. Auch mit dabei: Jeffs Ehefrau Tara (Kearran Giovanni) und sein Sohn Abe (Tyler Lofton). Waffen scheinen notwendig: Als die Infrastruktur in den USA zusammenbricht, kommen verzweifelte Menschen ans Tor, betteln um Essen und Schutz. Doch Jeff und seine Männer sind bereit, alles zu geben, um sich zu verteidigen.
In den USA lief "Homestead" von Ben Smallbone bereits erfolgreich, im Heidelberger Luxor ist er ab Donnerstag zu sehen. Dabei wirkt der Film so, als wäre er von einer Propagandaabteilung ganz im Sinne von Trumps Parole "Make America Great Again" ersonnen worden. Dahinter stecken die Angel Studios. Ihr Biopic "Bonhoeffer" über den von den Nazis ermordeten Pastor und Widerstandskämpfer sorgte für eine Kontroverse um Verzerrungen und eine Vereinnahmung Dietrich Bonhoeffers durch nationalistische Evangelikale. Kritisiert wurde unter anderem ein Filmplakat, das den Theologen mit einer Schusswaffe zeigte.
Nach Ansicht des Mainzer Filmwissenschaftlers Marcus Stiglegger ist "Homestead" einer von vielen Filmen, die aktuell auf politische Entwicklungen in den USA reagieren. Das habe man etwa in "Civil War" und "Song of Freedom" erlebt. Dabei seien die Tendenzen nicht immer nur einseitig. Jeder Zuschauer soll eine Rolle finden, mit der er sich identifizieren kann – und manche gefielen eben den Trumpisten. "Das idealisierte Männerbild der MAGA-Bewegung verehrt die physische Stärke, den Zugriff auf Waffen, traditionelle Rollenbilder und mitunter einen christlichen Fundamentalismus", erklärt er. Der Filmwissenschaftler sieht darin sogar einen Trend: "Aus den USA und Australien sehen wir seit Jahrzehnten Filme, die eine Gesellschaft im latenten Krieg zeigen, in der nur der ,gute Mann mit Waffe‘ bestehen kann."
Erschreckend ist die Plattheit, mit der "Homestead" Klischees von harten, unerschrockenen Männern und emotional weichen, treu sorgenden Frauen präsentiert. Die Atombombe spielt im Film bald keine Rolle mehr. Es geht nur darum, sich zu schützen, vor der Polizei, die die kampfbereiten Männer auf der Anlage mit Sorge betrachtet. Vor neidischen Nachbarn. Und vor den verhungernden Menschen vor dem Tor. Die Ansicht von Ian und seinen Leuten: "Diese Menschen sind Flüchtlinge und Flüchtlinge sterben manchmal". Irgendwann fließt auch Blut.
Abe erschießt einen Mann und sucht verzweifelt Trost bei Ians Tochter Claire (Olivia Sanabia). Die weiß sofort, wie sie helfen kann: "Soll ich für dich beten?" Von diesem Moment an driftet der Film in eine eigentümlich religiöse und sehr pathetische Ecke im Stil einer geistlichen Erweckung, bei der natürlich auch der Song "God Bless The USA" von Trumps Country-Kumpel Lee Greenwood nicht fehlen darf. Und am Ende erstrahlt alles in einem hellen Licht.