Feste Seifen aus natürlichen Zutaten liegen im Trend
Natürlich rein: Viele kleine Betriebe haben sich der Herstellung mit natürlichen Zutaten verschrieben.

Von Detlev Brockes
Bad Nenndorf. Tanja Claußen steht in ihrer Werkstatt am Herd. In einem Kochtopf schmelzen Kokosfett und Sheabutter, vermischt mit Oliven- und Rapsöl. Gleich wird sie eine Portion Natronlauge zufügen. Weil die Lauge ätzend ist, trägt Claußen Kittel und Schutzbrille und hat Handschuhe übergestreift. Das sieht nach Chemie-Labor aus. Doch die Schutzkleidung ist nur vorübergehend nötig. Was hier entsteht, pflegt schon bald die Haut: handgemachte Lavendelseife aus natürlichen Zutaten.
Tanja Claußens "Seifenkunst" in Bad Nenndorf ist eine von vielen Manufakturen in Deutschland: kleine Betriebe, die sich der Herstellung von fester Seife aus natürlichen Zutaten verschrieben haben. Und die auf üppige Kunststoff-Verpackung verzichten können, wie sie bei Flüssig-Produkten üblich ist.
Die Masse im Topf ist inzwischen zu einem gelblichen Gel geworden. Tanja Claußen fügt Lavendelöl hinzu und gießt eine Hälfte in eine rechteckige Form. Die andere Hälfte wird mit mineralischem Farbstoff vermischt, dann fließt auch dieser Teil in die Form.
Der Rest ist Warten: Nach 24 Stunden kann Claußen den hart gewordenen Seifenblock aus der Form nehmen und in rund 20 Stücke schneiden. Dann beginnt eine Ruhephase von 40 Tagen: "Die Seife braucht Zeit zum Reifen, das ist wie bei Käse oder Wein", erklärt die 50-Jährige. Der pH-Wert sinkt, die Seife wird milder und überhaupt erst verwendbar für die Haut.
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Die handgemachten Stücke liegen im Trend. "Feste Seife kommt mit wenig Verpackung aus und enthält selten Problemstoffe. Wohl auch deswegen erlebt das Kosmetikprodukt zurzeit ein Comeback", schreibt das Magazin "Ökotest". Aus hygienischen Gründen gebe es keine Bedenken, im eigenen Haushalt Stückseife zu nutzen.
Für alle Seifen, auch die handgemachten aus kleinen Betrieben, gilt die EU-Kosmetik-Verordnung. "Ein unabhängiges Labor erstellt für jedes Seifenrezept eine Sicherheitsbewertung", erklärt Herstellerin Tanja Claußen.
Ungewöhnliche Zutaten verwendet die Seifenmanufaktur St. Annen bei Osnabrück. So sei mit der Uni Osnabrück eine Seife mit "Campusbier" entstanden, erzählt Unternehmerin Britta Heidland. St. Annen startete 2004 auf sechs Quadratmetern und mit dem Selbstverständnis als "Kosmetik-Guerilla". Wichtigster Antrieb: Verzicht auf Plastik.
Auf die Nähe zum Meer setzt die Manufaktur Care in Aurich. "Unsere Salz- und Thalasso-Seifen sind sehr gefragt", sagt Inhaberin Lisa Kutschker. Inzwischen sind viele Sorten mit maritimen Namen wie "Ebbe und Flut", "Strandgut" oder "Küsten-Sturm" im Programm.
Tanja Claußen von "Seifenkunst" hat auch schon Kaffee und Brennnesseln verarbeitet. Sie verwendet nur pflanzliche Fette und Öle, die Seifen sind also vegetarisch, die meisten auch vegan. "Das wird verstärkt nachgefragt", sagt die gelernte Bankkauffrau, die in einer Versicherung tätig war, bevor sie ins Geschäft mit Naturseife einstieg.