Urbane Kunst

Wie geht es weiter mit dem Metropolink-Festival?

Ein Gespräch mit Pascal Baumgärtner über den Vorteil chaotischen Planens in Zeiten wie diesen.

14.05.2020 UPDATE: 15.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 47 Sekunden
2019 besuchten tausende Menschen das Metropolink-Festival im Süden von Patrick-Henry-Village. Der alte Supermarkt der Amerikaner war damals das Zentrum des Festivals. Am Samstag ist der „Superstore“ im Inneren erstmals wieder zu sehen – wenn auch nur digital. Foto: Rothe

Von Philipp Neumayr

Heidelberg. In dieser Zeit des Jahres arbeitet Pascal Baumgärtner normalerweise am Anschlag. Denn Anfang Juli geht für gewöhnlich das Metropolink-Festival für urbane Kunst an den Start. Wegen Corona ist in diesem Jahr aber natürlich auch für den Festivalmacher und sein Team alles anders. Warum es der 37-Jährige dennoch nicht ruhig angehen lassen kann und wie er die Streetart auch im Sommer 2020 feiern will, erzählt er im Interview.

Herr Baumgärtner, Großveranstaltungen dürfen mindestens bis Ende August nicht stattfinden. Das Metropolink-Festival fällt längst in diese Kategorie. Sehen wir in diesem Jahr also keine neue Streetart in Heidelberg?

Pascal Baumgärtner.Foto: privat

Wir basteln gerade an einem Konzept für Metropolink, dass irgendetwas stattfinden kann, die Frage ist nur in welcher Form. Unser Glück ist, dass wir sehr flexibel sind, zum einen beim Zeitraum und zum anderen bei der Besucherzahl. Wir können uns etwa ein Limit an Gästen setzen und würden dann vielleicht nicht als Großveranstaltung zählen. Wenn man 500 Menschen auf 20.000 Quadratmeter verteilt, dann ist der Schlüssel besser als in jedem normalen Supermarkt. Es kann sein, dass man es auf diese Art und Weise hinbekommt. Von daher entwickeln wir mehrere Konzepte und müssen am Ende schauen, welches sich umsetzen lässt zu welcher Zeit.

Eigentlich sollte der ehemalige Supermarkt der Amerikaner im Süden von Patrick-Henry-Village im Herbst als dauerhaftes Festivalzentrum eröffnen – unter dem Namen "PX Factory". Warum hat sich da bislang nichts getan?

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Wir wollen einen Teil des Supermarktes zu einer der größten Streetart-Kunsthallen deutschlandweit machen mit vielfältiger kultureller Nutzung. Dafür braucht man eine Genehmigung zur Umnutzung und einen Bauantrag. Der Bauantrag liegt bei der Stadt. Parallel laufen noch Verhandlungen mit der Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Anm. d. Red.). Wegen der jetzigen Situation ist natürlich alles ein bisschen verzögert. Wir sind in der Warteschleife und warten, dass es losgehen kann.

Am Samstag ist zumindest ein digitaler Ausflug auf das Festivalgelände möglich. Dann öffnen im Rahmen von "United We Stream Rhein-Neckar" die Türen des "Superstore". Was kann man sich unter diesem "Superstore" vorstellen?

Der "Superstore" ist genau das Gleiche wie die "PX Factory" und einfach nur ein neuer Name dafür. Dieser Name orientiert sich am Thema Supermarkt, Amerikanismus, also höher, weiter, schneller. Und dadurch, dass der Raum sehr groß ist, hat "Superstore" gut gepasst.

Was passiert dort am Samstag?

Wir machen lediglich einen Livestream. Das findet völlig unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und läuft eher unter Dokumentation der Arbeiten, die es dort schon gibt. Es sind zum Beispiel die Kunstwerke aus dem letzten Jahr zu sehen. Es ist noch keine Eröffnung des "Superstores", sondern eher ein: "Hey, wir sind auch noch da!" Wir wollen die Chance nutzen, den Raum jetzt so zu filmen, wie er aussieht, um auch ein bisschen heiß darauf zu machen, was dort künftig passieren soll.

Wer ist alles mit dabei?

Viele aus der lokalen Hip-Hop-Szene, natürlich auch Toni L., der als Haupt-Act live auftritt. Außerdem gestaltet der Künstler Sweetuno mit dem Rapper Samy Deluxe eine Wand in dem Supermarkt. Wir wollten nicht nur einfach einen DJ-Gig zeigen in einer leeren Halle, sondern was Interaktives mit Unterhaltungscharakter.

Ist es denkbar, dass das Metropolink-Festival in diesem Jahr komplett digital stattfindet?

Das wollen wir auf gar keinen Fall. Wir haben schon ein Konzept dafür entwickelt, dass man sich von zu Hause rausbewegen und bei uns vorbeischauen kann. Was man machen kann, ist Wände malen – und das werden wir auch tun. Die Wandmalereien werden definitiv stattfinden, da gibt es also schon einmal sicher etwas im analogen Raum zu sehen. Wir wollen demnächst auch Touren für Fußgänger anbieten, die zu den Kunstwerken in der Stadt führen. Alles, was Patrick-Henry-Village betrifft, sind wir gerade dabei, Konzepte auszuarbeiten. Wir lassen uns in alle Himmelsrichtungen etwas einfallen.

Haben Sie keine Bedenken, dass Sie jetzt Konzepte entwickeln, die Corona am Ende dann doch zunichte macht?

Wenn einer mit einer chaotischen Planungssituation umgehen kann, dann wir. Wir haben immer viele Parameter, die man vorher nicht kennt und nicht abschätzen kann. Wir sind gut darin, Konzepte zu entwickeln für eigentlich unlösbare Aufgaben – um es am Ende dann trotzdem hinzukriegen. Wir wollen dieses Jahr den Superstore und Metropolink umsetzen, in welcher Form auch immer. Irgendwas wird passieren.

Info: United We Stream Rhein-Neckar sendet am Samstag, 16. Mai, ab 20.15 Uhr live aus dem "Superstore" in Patrick-Henry-Village – zu sehen im Internet auf: www.facebook.com/MetropolinkFestival oder auf www.facebook.com/unitedwestream.mrn.

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