Theater Heidelberg

Mit "Remmidemmi" in die Zukunft

Heidelberg bekommt ein neues Theaterfestival. Die Förderung freier Künstler steht dabei an erster Stelle.

10.05.2021 UPDATE: 11.05.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden
Das Heidelberger Stadttheater. Foto: Uwe Anspach/dpa

Von Volker Oesterreich

Heidelberg. Kopf in den Sand stecken gilt nicht, schon gar nicht für freie Künstler, denen die Corona-Pandemie besonders hart mitgespielt hat. Zu viele Aufträge und Auftrittsmöglichkeiten sind weggebrochen, zu düster sah und sieht es auf ihren Konten aus. Das Heidelberger Theater steuert mit einem neuen Festival dagegen und vergibt Auftragsarbeiten an acht bundesweit bekannten Autorinnen und Autoren, aber auch an einige Newcomer, deren Stücke im September 2022 von ebenso renommierten Regisseurinnen und Regisseuren uraufgeführt werden sollen. "Wir planen ein Spektakel in der ganzen Stadt, nicht nur auf den Bühnen des Theaters", sagte Heidelbergs Intendant Holger Schultze über das Projekt. "Nach dem Festival werden die Stücke dann ins Repertoire übernommen."

Das Theater greift damit eine Idee auf, die im November in einem Offenen Brief von Theaterkünstlern formuliert wurde: "Vergebt neue Stückaufträge", hieß es darin. Die Autorinnen und Autoren hätten ihre Rücklagen aufgebraucht, deshalb seien Schreibaufträge gerade jetzt so wichtig: "Die Gesellschaft befindet sich in einer völlig neuartigen Ausnahmesituation, die dringend vielstimmig reflektiert werden sollte", mahnen die Autoren. Dramatikerinnen und Dramatiker seien als Gegenwartsspezialisten dafür prädestiniert, "also nehmt unsere Dienste in Anspruch!"

Holger Schultze sieht das genauso: "Die Gesellschaft steht vor einem ganz großen Umbruch", sagt der Heidelberger Intendant. "Remmidemmi – Das Widerstandsfestival" nennt er das neue Spektakel. Thematisch wolle man sich vergangenen und zukünftigen Widerstandsbewegungen widmen. Ein Anknüpfungspunkt bilde 50 Jahre danach der Blick zurück auf den Bombenanschlag der RAF im Mai 1972 auf das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Heidelberg. Die Klimakrise, die Globalisierung oder die Bewegung Fridays for future könnten laut Schultze ebenso thematische Kristallisationspunkte bilden wie beispielsweise auch die Querdenker-Bewegung oder der grassierende Rassismus.

Ihre Teilnahme zugesagt haben Rebekka Kricheldorf, Konstantin Küspert, Philipp Löhle, Raphaela Bardutzky, Özlem Özgül Dündar, Caren Jeß, Peter Thiers und Roland Schimmelpfennig. Für die Regie wurden die neue Heidelberger Oberspielleiterin Brit Bartkowiak sowie Marie Bues, Cilli Drexel, Florian Huber, Daniela Löffner und Tugsal Mogul verpflichtet. Lauter Namen, die bereits bei früheren Stückemärkten, aber auch bei anderen deutschen Festivals für Aufsehen gesorgt haben.

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Außerdem kooperiert das Heidelberger Theater beim "Remmidemmi"-Festival mit der Akademie der darstellenden Künste Maastricht. Deren Studierende werden die Kostüme für die Uraufführungen entwerfen.

"Remmidemmi" soll auch dazu dienen, den Zwinger1 des Heidelberger Theaters noch stärker als bisher als Forum für die zeitgenössische Dramatik zu profilieren. Holger Schultze will damit unterstreichen, "dass die Gegenwartsdramatik auch jenseits des Heidelberger Stückemarkts ein essenzieller Bestandteil unseres Spielplans ist". Das Theater und die Gesellschaft bräuchten die Gegenwartsspezialisten mehr denn je – nicht nur, um die Solidarität mit den Verlierern der Pandemie zu leisten, "sondern vor allem, um in und nach der Krise einen sehr wachen Blick auf unser Zusammenleben zu werfen". In diesem Sinne: Gutes Gelingen beim Schreiben!

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