Simon Le Bon

"Wir waren jung, wir haben das Leben genossen"

Duran-Duran-Sänger Simon Le Bon springt morgens gerne ins kalte Wasser.

26.06.2025 UPDATE: 26.06.2025 04:00 Uhr 3 Minuten, 37 Sekunden
Duran-Duran-Frontmann Simon Le Bon. Foto: dpa

Von Steffen Rüht

13 Jahre lang haben Duran Duran um Deutschland einen Bogen gemacht, nun geben sich die englischen Götter des Achtziger-Jahre-Pop mit ihren Hits wie "Wild Boys", "Ordinary World" oder "A View To A Kill" für zwei Konzerte in Düsseldorf und Berlin endlich wieder die Ehre. Steffen Rüth unterhielt sich mit Frontmann Simon Le Bon über vermeintlich bessere Zeiten, Sport für reifere Herren und das Geheimnis seiner langen Ehe.

Simon, du meldest sich aus dem südfranzösischen Cannes, wo ihr am Abend bei einer Aids-Gala aufgetreten seid. Ist das noch Arbeit oder auch schon ein bisschen Urlaub?

Höchstens ein Hauch (lacht). Ich habe vorhin kurz in der Sonne gelegen, und vor dem Frühstück bin ich ins Meer gehüpft. Das mache ich gern, egal, wie warm oder kalt das Wasser ist. Zum Schwimmen finde ich es sogar erfrischender, wenn das Meer schön kühl ist. Das Mittelmeer ist mir fast schon etwas zu lau (lacht).

Das sind Probleme.

(lacht) Nicht wahr? Mir ist tatsächlich daran gelegen, dass ich für die Konzerte so gut es geht, fit bin. Deshalb habe ich das Sportprogramm momentan intensiviert. Ich will ja zwei Stunden rumspringen können auf der Bühne. Besonders achte ich dabei auf den Körperkern, den Rumpf, den Rücken. Gerade fürs Singen ist es total wichtig, dass auch alles unterhalb der Stimmbänder geschmeidig ist.

Ursprünglich hast du nach der Schule Schauspiel studiert. Wann war für dich klar, dass du Unterhaltungskünstler werden willst?

Sehr früh. Auf der Bühne zu stehen, war meine Berufung. Großen Anteil daran hatte meine Mutter, die eine unglaublich starke und tolle Frau war. Sie war eine dieser Nachkriegsfrauen, die sehr früh Mutter geworden ist und ihre eigenen Ambitionen hinten anstellte, um sie dann an ihren Kindern auszuleben. Ich dachte lange, es sei ganz normal für Kinder, an Vorlese- oder Tanzwettbewerben teilzunehmen, weil halt ich es tat. Ich fing ungefähr mit fünf Jahren an, auf Bühnen zu stehen und was vorzumachen. Mit 15 entschied ich mich, dass ich Musiker sein wollte. Ich schrieb Songs, spielte Gitarre und war überzeugt, dass die Welt auf mich wartet (lacht).

Als euch im Sommer 1981 der erste Hit "Girls On Film" – inklusive eines Videos mit leicht- bis unbekleideten Frauen – gelang, hatte man den Eindruck, Duran Duran sei genau die richtige Band zu genau dem richtigen Zeitpunkt. Mit euren bunten Outfits, eurer jugendlichen Unbeschwertheit und den poppigen Songs wart ihr die Poster-Boys der hedonistischen frühen Achtziger, oder?

Ja, ich sehe das ähnlich. Das war nichts, was wir je diskutiert hätten, wir waren auch in keiner Weise designt, um in den Zeitgeist zu passen, das hat sich einfach alles sehr gut gefügt. Wir standen auf Punk und auf Glam Rock, verehrten T-Rex und David Bowie, die Sex Pistols und Joy Division und entwickelten aus diesen Vorlieben heraus unsere Band und unser Erscheinungsbild. Duran Duran passte in die frühen Achtziger wie Arsch auf Eimer. Zu unserem großen Glück startete zu der Zeit gerade MTV. Als filmbegeisterter Kunststudent habe ich es geliebt, mit der neuen Kunstform Musikvideo zu spielen, den anderen ging es ähnlich.

Eure Videos sind praktisch Teil der Kunstgeschichte. Noch heute schaut man sich gern an, wie ihr auf einer Jacht durch die Karibik schippert oder in Sri Lanka auf Elefanten reitet.

Ja, diese Clips sind ikonisch. Ich bin darüber natürlich extrem glücklich. Seinerzeit wurde uns vorgeworfen, wir würden einen luxuriösen Jet-Set-Lifestyle propagieren. Doch das war nie unsere Intention. Alles, was wir wollten, war rauszugehen in die Welt, mit unserer Musik begeistern, Spaß haben und, okay, wir nahmen viele der Dinge mit, die man uns anbot (lacht). Ich meine, wer hätte das nicht gemacht? Wir waren jung, wir haben das Leben genossen.

Heute herrscht verbreitet die Ansicht, dass die Achtziger und Neunziger sorgloser waren. Verklären wir im nostalgischen Rückblick die Realität?

Ich bin keine besonders sentimentale Person. Wir hatten einfach Glück, und in vielerlei Hinsicht war die Unterhaltungsbranche unschuldiger – das meine ich nicht wertend. Es gab auch damals genug Mist, über den man sich Sorgen machen konnte. Aber die Leute wollten sich befreien von den Ängsten, sie wollten auch mal loslassen. Und da kamen Duran Duran gerade recht. Mit unserem ganzen pastellfarbenen Überschwang waren wie die Alternative zu den Untergangsphantasien.

Ist es jetzt auch wieder so?

Die Farben sind vielleicht ein bisschen gedeckter, aber warum kommen die Leute zu Duran-Duran-Konzerten? Weil sie von uns unterhalten werden wollen. Das war vor 40 Jahren so, das ist heute so, und das war immer so. Tanzen, die Sorgen vergessen und sich freuen.

13 Jahre lang mussten die Menschen in Deutschland auf dieses Vergnügen verzichten. Warum eigentlich?

Wenn ich das wüsste. Mir war das gar nicht so sehr im Bewusstsein. Offensichtlich glaubten die Menschen, die für uns die Tourneen buchen, dass wir anderswo bessere Geschäfte machen könnten. Aber ich bin froh, wieder bei euch zu sein, ehrlich.

Neben Duran Duran gibt es noch eine weitere große Konstante in deinem Leben, und das ist deine Frau Yasmin. Im Dezember feiert ihr 40. Hochzeitstag. Was ist euer Geheimnis?

Liebe. Ganz einfach. Ich hatte das ganz große Glück, sehr jung zu sein und schon den Menschen zu finden, bei dem ich wusste, dass ich ihn für den Rest meines Lebens lieben würde. Mir war völlig klar, dass Yasmin die Eine und die Einzige ist.

Du hast drei erwachsene Töchter, seit einigen Jahren bist du außerdem Großvater. Wie schlägt sich Opa Simon so?

Der schlägt sich sehr gut. Die Kleinen haben mich entspannter gemacht. Und glücklicher. Unser ältester Enkel ist jetzt sieben geworden. Wenn du die Kinder anschaust, erkennst du, dass das Leben keine Sackgasse ist. Ich erkenne mich wieder in diesen jungen Menschen. Mein Leben geht irgendwie weiter, auch wenn ich mal nicht mehr bin.