Musik im Park Schwetzingen

Wie Freddy Wonder das Konzert von Van Morrison rettet

Glücklicherweise knurrte der Ire "Ich mag es, wenn Leute tanzen" und so wurde doch noch getanzt, gelacht und geklatscht

03.08.2018 UPDATE: 04.08.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Van Morrison, wie ihn unser Fotograf Norbert Lenhardt am Mikro sah. Da der Songwriter nur 1,60 Meter groß ist und auf ein Podest verzichtete, war er nicht von allen Plätzen aus so gut zu sehen. 

Von Klaus Welzel

Schwetzingen. Sie nennen ihn den "Belfast Cowboy", diesen Iren, der Ende August seinen 73. Geburtstag feiern wird. Vermutlich in kleiner Runde. Schließlich ist George Ivan Morrison, der so viele Erfolge feierte, ein schüchterner Mann. Und ein Eigenbrötler. Am Donnerstag kam er nach Schwetzingen in den Schlossgarten. "Plus Vorgruppe" stand auf dem Ticket. Doch die fiel aus.

Doch das war nicht weiter schlimm. Denn "Sir" Van Morrison (2015 adelte ihn die Queen) lieferte in nur eineindreiviertel Stunden ein Set mit 21 Songs. Und wenn man bedenkt, dass der große Them-Klassiker "Gloria" davon alleine zwölf Minuten einnahm, dann wird schnell klar: Dieser Musiker fackelt nicht lange.

Mit seinem Saxofon betritt er um Punkt 20 Uhr die Bühne, eröffnet einen Swingabend. Gediegen geht es her. Und so bleibt es auch eine ganze Weile. Viele, viele Morrison-Klassiker, wobei es bedauerlich ist, dass der Sänger zwar singt und in sein Instrument bläst. Doch ansonsten kommt nicht viel. So ging auch der Titel "Carrying A Torch" unter, den er 1991 eigens für Tom Jones geschrieben hatte. Eben jener Tom Jones, der am heutigen Samstagabend die Schlossgartenbühne bespielen wird. Wäre doch eine prima Überleitung gewesen.

Über Van Morrison gibt es viele Geschichten. Alle voll des Lobes, obwohl er irgendwie auch ein verschrobener Kauz ist. Mal vergisst er den Titelsong ("The Philosopher’s Stone") mit auf das Album zu nehmen, mal verlässt er wegen Lampenfiebers einfach die Bühne, dann verlässt er nach Jahrzehnten die USA, weil ihn dort seine große Liebe, seine erste Frau verlassen hat.

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Morrison ist ein Wandler zwischen den Welten. Ein Gestrandeter mit großer lyrischer Ausdruckskraft. Der Liebeskummer treibt ihn nach Europa, dann geht es zurück in die USA, dort ist er beim Abschiedskonzert der "Band" ("The Last Waltz") ebenso dabei wie später bei Roger Waters’ großer "The Wall"-Show am Brandenburger Tor. Fans, Kritiker und Kollegen lieben ihn, den Vielseitigen.

So auch im Schlossgarten, wo es allerdings letzten Endes Heidelbergs mutigstem Träger von Hawaiihemden, Freddy Wonder, zu verdanken ist, dass aus diesem Konzert doch noch ein großes wird. Der Bandleader der Freddy Wonder Combo - offenbar einer dieser bedingungslosen Morrison-Fans - steht bei "Real Real Gone" auf, tanzt zwischen den Reihen und ermutigt die anderen Zuschauer mitzumachen.

Ein Ordner eilt herbei, sorgt geflissentlich für kurfürstliche Ordnung auf den teuren Plätzen. Und genau das passt dem Barden auf der Bühne nicht. "Ich mag es, wenn Leute tanzen", knurrt er. Prompt stürmt das Fan-Volk nach vorn. Sieben wunderbare Van-Morrison-Songs lang wird getanzt, gelacht und geklatscht.

Und dann kommt dieses "Gloria", das Jim Morrison mit den Doors in einen Blues verwandelte, aus dem Patti Smith einen der besten Rocksongs aller Zeiten machte. Und wie geht der Urheber mit seinem Song um? Er liefert ein recht wirres, in den Soli stark angejazztes Mitklatsch- und Gospelstückchen, das sehr viel Spaß macht. Irgendwann verschwindet er, lässt die anderen auf der Bühne zurück, das Publikum im Schlossgarten. Der Schlagzeuger schlägt, die Vokalistin singt, der Bass trommelt. Aus. Vorbei. Schön war’s.

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