Musik im Park Schwetzingen

Wehmut unterm Regenbogen mit Joan Baez (plus Fotogalerie)

Ganz große Atmosphäre: Joan Baez verabschiedete sich auch in Schwetzingen von ihrem Publikum

02.08.2018 UPDATE: 03.08.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Die "Königin des Folk", Joan Baez, trat auf ihrer letzten Tournee noch einmal bei "Musik im Park" auf. Foto: Lenhardt

Von Rolf Kienle

Schwetzingen. Kann bitte jemand diese Frau vom Abschied von der Bühne abhalten? Gut, sie hat das Rentenalter schon vor geraumer Zeit erreicht, aber das haben Mick Jagger und Tom Jones auch. Joan Baez, die "Königin des Folk", und die 4400 Besucher des Konzerts im Schwetzinger Schlossgarten hatten so viel Spaß an dem knapp zweistündigen "Lebe wohl", dass man ihr alsbald den Wunsch übermitteln sollte: Komm wieder! Außerdem würde ihr ganz bestimmt das Publikum fehlen. Ein bisschen Wehmut war am Mittwochabend schon dabei.

Der Start ins musikalische "Musik im Park"-Wochenende im Schlossgarten hätte kaum gelungener ausfallen können, wenn man mal vom Gewitter absieht. Anderthalb Wochen fiel kein Tropfen Regen vom Himmel, aber kurz vor Beginn des Konzerts öffneten sich die Schleusen. Da half auch kein aufmunterndes "Die Natur braucht’s". Nass ist nass. Die meisten Besucher richteten sich ohnehin kurzfristig darauf ein und hüllten sich in Regencapes. Es muss sich wohl um eine Aufmerksamkeit für Joan Baez gehandelt haben, dass sich gleich zu Beginn ein besonders schönes Exemplar von Regenbogen rechts von der Bühne "aufbaute". Vor zwei Jahren hatte die Sängerin mit Matthias Claudius‘ Abendlied die Zeilen angestimmt "Der Mond ist aufgegangen", da stand der Vollmond protzig am Himmel. Jetzt war es Bob Dylans "Farewell Angelina", in dem es heißt "Lebwohl, Angelina, der Himmel ändert die Farbe und ich muss schnell fort."

Besucher der vorderen Reihe wiesen Joan Baez auf den Regenbogen hin. Um sich selbst ein Bild davon zu machen, verließ sie samt ihrer Musiker die Bühne und bestaunte das bunte Naturschauspiel. Später ließ sie sich ihr Smartphone reichen, um ein Foto von ihrem Publikum zu machen. Vermutlich wird sie irgendwann mit Freunden zusammen sitzen und Fotos von jenem Konzert in dem schönsten Park zeigen, in dem sie je aufgetreten ist. Eigentlich sei es ja ihr Grundsatz, nicht zweimal am gleichen Platz aufzutreten, aber als der Veranstalter wieder auf sie zukam, hat sie zugesagt, weil ihr der Schlossgarten so gut gefallen hat. Die besondere Atmosphäre vom Mittwochabend ist allerdings vor allem der Ausstrahlung von Joan Baez zuzuschreiben.

Die Frau mit der großartigen Stimme schafft es mühelos, eine ungewöhnlich vertraute Stimmung zu verbreiten, fast so als würde man sich schon ewig kennen. Ihre markante Stimme trägt auch noch mit 77. Das Publikum zum Mitsingen zu animieren, ist eine leichte Übung. "Me and Bobby McGee", "House of the rising sun", Lennons "Imagine", Bettina Wegners "Sind so kleine Hände". Ganz große Atmosphäre eben. Und Lieder, die an ihre Zeit der Friedensbewegung erinnern. Und ihr vermutlich deutlich machen, dass man mit Liedern manches kann, aber nichts verändern.

Die Musiker um Joan Baez sollte man unbedingt erwähnen. Alles ist zwar auf die Sängerin und Gitarristin zugeschnitten, aber ihr Sohn und Percussionist Gabriel Harris ist eine Säule des Auftritts, außerdem Gitarrist Dirk Powel und vor allem die junge Sängerin Grace Stumberg.

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