Mit SWR-Bigband in Mannheim

So lief der Auftritt von Max Mutzke im Rosengarten (plus Video)

Gemeinsam mit der SWR-Bigband stand der 44-Jährige im ausverkauften Mozartsaal auf der Bühne.

04.10.2025 UPDATE: 04.10.2025 12:43 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden
Max Mutzke bei seinem Auftritt mit der SWR-Bigband im Rosengarten. Foto: Marco Partner

Von Marco Partner

Mannheim. "Shhht!", macht Max Mutzke, knipst sein Mikro aus – und lässt auch die 21 Instrumente der SWR-Bigband verstummen. "It’s me and Misses Jones", stimmt der 44-Jährige mit einem warmen und kraftvollen Timbre an. Nur mit dem Klang seiner natürlichen Stimme erfüllt der ewige Raab-Jüngling den ausverkauften Mozartsaal im Rosengarten.

Ganz ohne Strom, ohne Verstärker, voll a capella und unplugged, dringt der soulige Gesang wie eine Naturgewalt bis in den hintersten Winkel. Wer noch nach einem letzten Beweis gesucht hat, dass Mutzke nicht nur in TV-Formaten, sondern auch live funktioniert. Da ist er! Der Schwarzwälder kann kreischen wie Axl Rose und wimmern wie Ray Charles. Beim 120-minütigen "Soul viel mehr"-Konzert in Mannheim entfacht er eine Welle der Begeisterung - und weckt auch viele Erinnerungen.

21 Jahre ist es schon her! Man schrieb das Jahr 2004, als TV-Total mit Stefan Raab das Maß aller Dinge im Fernsehen war. Damals zappte man sich noch durch die Programme, alles wirkte irgendwie unbeschwert – und selbst beim Euro-Vision-Song-Contest sollte Deutschland ganz gut dastehen. Als Gegenentwurf zu "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) kreierte Raab das Casting-Format "Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star", und er fand ihn: in einem Büble mit wuchtigen Augenbrauen und markanter Stimme. In einem unbekannten Sänger, der oft mit geschlossenen Augen sein ganzes Herz und seine Seele in die Waagschale schmeißt.

Auch zwei Jahrzehnte später ist das so. Mit der aus 22 Männern (tatsächlich steht keine einzige Frau auf der Bühne) bestehenden SWR-Bigband wühlt sich Max Mutzke durch Lieder aus der eigenen Karriere und ausgewählten Klassikern. Der Song "Unsere Nacht", der zusammen mit Eko Fresh entstand, wirkt live fast wie von den Söhnen Mannheims. Mit Posaunen, Percussion und mächtig Power. Jeder Song wird da zelebriert und auf zehn Minuten oder länger gefühlvoll ausgedehnt.

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Die Urlaubshymne "Welt aus Glas" oder das englischsprachige "Marie" werden mit der Rhythmusgruppe im Rücken zu Samba-Stücken. Ein Highlight aber ist die Blues-Ballade "A Song for you" von Leon Russel, die vor allem durch Ray Charles berühmt wurde. Wie selbstverständlich schlüpft Mutzke mit Hut und legeren Leinhosen in diese großen Fußstapfen - und füllt sie aus. Mit schneidender Stimme, weicher Wut, voller Melodie und Melancholie.

Der ganze Saal ist in violettes Licht getaucht, die Bigband mäandert gefühlt den Mississippi entlang. Und Mutzke verwandelt sich zum Oktaven-Oktopus, der mit seinen Gesangstentakeln alle Höhen und Tiefen abgreift. Standing Ovations sind im sicher. Wie so oft an diesem Abend. Auch beim bereits erwähnten "Me & Mrs Jones", das im quasi aufgezwungen wurde: von Mannheim!

"Ich weiß es noch. Zu je fünf Covern durfte jede Stadt bei einer Tour abstimmen", erinnert sich Mutzke. Nur, dass in der Quadratestadt plötzlich ein Song auf seiner Liste stand, der gar nicht vorgesehen war. Er lernte schnell und überwältigt das Publikum mit seiner "echten" Stimme auch Jahre später. Überwältigt beziehungsweise plattgewalzt wurde hingegen die Namensgeberin eines seiner neueren Songs: California Spider.

Bei einem Road-Trip durch Los Angeles sah Mutzke eine Spinne am Straßenrand. Nicht irgendeine, sondern eine tellergroße Tarantel. "Ich hielt an, ich wollte sie retten", sagt er. Doch der Highway hatte kein Erbarmen. Mutzke recherchierte, fast genau an der Stelle, wo James Dean einst mit seinem Porsche 550 Spyder verunglückte, soll ihm die Spinne über den Weg gekrabbelt.

War es die Seele von James Dean? Vielleicht. Die Moral des Max Mutzke aber ist eine andere. "Egal wie gut man in etwas ist, morgen kann man schon platt sein. Aber wenn ihr eure Kinder sicher ins Bett bringen könnt und es euch gut geht, dann würdigt das!", plädiert er dazu, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen, die nur scheinbar selbstverständlich sind.

Offen spricht er über die harte Zeit seiner Trennung ("Es ist nie etwas so schlecht, das es nicht doch für irgendwas gut ist") und über das neue Leben in einer Patchworkfamilie. "Bedingungslos" ist der Liebe zu seinen Kindern gewidmet, und allen Kindern auf der Flucht. Im Schneidersitz hockt Mutzke auf dem Boden, neben ihn Perkussionist Rhani Krija, der auch schon mit Sting oder Lady Gaga auf Tour war.

Mit einer jazzigen Scat-Version von "Just can’t wait until tonight" kitzelt er nochmal alles aus dem eigentlich abgenudelten Grand-Prix-Song heraus. Und Mannheim überrascht ihn erneut. Als mit "Wunschlos süchtig" ein Lied über den familiären Neuanfang gerade ausklingt, summt das Publikum die Melodie einfach weiter. Ein Gänsehautmoment, auch für Max Mutzke.

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