Bryan Ferry in Frankfurt

Fake in Concert

Eigentlich sollte in der Alten Oper der grandiose Bryan Ferry auftreten - Doch dann kam alles ein bisschen anders

23.05.2017 UPDATE: 24.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 43 Sekunden

So sieht Bryan Ferry auf der Bühne aus - wenn er sich ins Zeug legt. Foto: dpa

Von Klaus Welzel

Lange Jahre war der Brite Bryan Ferry der Gentleman-Rocker schlechthin. In Zeiten von Punk trug er Anzug und Krawatte. Die wilden Jahre von Roxy Music schimmerten da nur noch gelegentlich bei seinen Shows durch. In den 80ern, als der Sound von den Musikproduzenten erstmals durchgestylt wurde, gingen exzentrische Blasiertheit und kühler Sound eine einzigartige Mischung ein, die die Hits des Künstlers ("Slave To Love", "Avalon") völlig zu Recht auf die vorderen Chartplätze schleuderte.

Dann, Anfang des Jahrtausends, entdeckte der gealterte Dandy die schönen Konzertsäle Europa, ließ sich von exzellenten Musikern im "Unplugged-Stil" begleiten - selbstverständlich mit vielen klassischen Anleihen. Und immer schöne Frauen an seiner Seite; vor allem auf der Bühne. Doch die Auftritte wurden seltener. Nach dem späten Erfolgsalbum "Avanmore" konnte man Ferry wieder öfter live sehen. Es schien noch einmal so richtig loszugehen.

Für diesen Montag war ein Auftritt in der Alten Oper in Frankfurt angekündigt, was für große Beglückung beim Rezensenten sorgte. Doch leider kam da nicht der 71-jährige Crooner. Stattdessen betrat um kurz vor 21 Uhr ein ältlicher Herr, der durchaus Ähnlichkeit mit Ferry hatte, die Bühne - und: eigentlich müsste hier stehen "und sang". Doch dieser Mann krächzte.

Er sprach mit trockener Stimme. Und er hatte sehr steife Bewegungen drauf - gar nicht diese lässigen Bryan-Ferry-Moves. Ganz klar: Hier war ein Double am Werk. Ein Mann, der gut eineindreiviertel Stunden lang eine ganz großartige Setlist abarbeitete. Aber stimmlich hatte das weder etwas mit Roxy Music noch mit deren ehemaligem Frontman zu tun.

Damit der Schmu den 2100 Besuchern in der restlos ausverkauften Oper nicht auffällt, wurden fast alle Lieder mit einem eklig wummernden Drum-Computer unterlegt. Und damit das wiederum niemand merkt, stellten die Tourplaner einen Mann in die Schießbude, der sich als Luke Bullen ausgab und angeblich das Schlagzeug spielte.

Unter Generalverdacht der Sound-Verpfuschung steht auch Bassist Neil Jason, während die adrette Jorja Chalmers am Saxofon ihr Bestes gab und Marina Moore selbiges an der Violine. Richtig gut wiederum die Gitarristen Chris Spedding und Jacob Quistgaard. Über den komplett affektierten Go-go-Boy, der sich neben der Superstimme von Fonzi Thornton abmühte, hüllen wir den Mantel des Schweigens.

Nur eines sei noch verraten. Ganz am Ende, als die Stimmung die Letzten von den Stühlen riss, da kam das Bryan-Ferry-Double fast an das Original heran. Er hatte zwar auch nicht die erwartete Stimme, aber das Zusammenspiel von Band und Sänger wurde nahezu perfekt. Und: Man erkannte plötzlich die Lieder!

Vermutlich wäre das ganze Malheur gar nicht weiter aufgefallen, hätte nicht die sehr talentierte Kate Earl mit ihrer fantastischen Stimme das Vorprogramm übernommen. Die Sängerin aus Alaska kam mit zwei Musikern aus und sie klang in ihren 30 Minuten einfach: echt!

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