Edgar Reitz und Salome Kammer in Heidelberg
Unter dem Motto "Musik im Kontext" geht es um die Beziehungen zwischen den Kunstformen

Heidelberg. (MR) "Musik im Kontext" heißt die Reihe des Klangforums Heidelberg im Betriebswerk beim TankTurm, und es geht dabei um Beziehungen zwischen den Kunstformen. Dass diese Verbindungen der Künste untereinander nötig sind, daran zweifelt im Zeitalter multimedialen Dauerbeschusses eigentlich niemand. Aber einen anderen Aspekt brachte der Gast der jetzigen "Kontext"-Folge zum Thema Film, der Regisseur Edgar Reitz, ins Spiel: Er erinnerte sich lebhaft an den Versuch des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, nach dem Vorbild seines französischen Kollegen Mitterrand, Künstler aller Sparten zu sich einzuladen, um Kontakte zu pflegen.
So saßen dann also die besten und berühmtesten Leute aller Kunstgattungen in der Präsidentenvilla und machten Konversation, so Reitz - aber sie kannten sich nicht. Der Regisseur des Mammutfilmprojekts "Heimat" (13 Spielfilme à zwei Stunden) gestand offen, damals neben einer Sängerin gesessen zu haben, die Waltraud Meier hieß, aber er hatte keine Ahnung, wer sie war. Genauso ging es den berühmtesten Malern, Schriftstellern, Theaterregisseuren oder Musikern der Republik, die alle Konversation pflegen mussten auf dem Niveau von Ahnungslosen. Bayreuth, wo die Meier damals sang, so Reitz kleinlaut, sei einfach nicht sein Ding gewesen.
Eigentlicher Anlass dieses Gesprächskonzerts mit dem Ensemble aisthesis unter Walter Nußbaum war aber eine Wiederbegegnung: Die Musikerin und Schauspielerin Salome Kammer, die in Heidelberg am Theater und als Interpretin von Schönbergs "Pierrot Lunaire" ihre Karriere begann, war zusammen mit ihrem Mann Edgar Reitz aus München angereist und berichtete über die große künstlerische Herausforderung, die ihr Walter Nußbaum damals anbot.
Auszüge aus Schönbergs Werk waren denn auch live zu hören, ebenso die "Chansons Dada" von René Leibowitz: Salome Kammer demonstrierte hier ihre hohe Kunst in ganz unaufdringlicher Weise, die Flexibilität ihrer Stimme und nuancierte Färbung zwischen Ernst und Klamauk, Hysterie und Empathie.
Eindrucksvoll waren auch die Filmausschnitte aus "Zweite Heimat", in der sie als musizierende Hauptdarstellerin mitwirkte. Es sei ihm immer wichtig gewesen, so der Regisseur, dass nicht ahnungslose Schauspieler Musiker mimen, sondern diese tatsächlich Instrumente beherrschten: "Lieber nehme ich professionelle Musiker als dilettierende Schauspieler, als umgekehrt." Das gibt nicht zuletzt seinem "Heimat"-Epos starke Authentizität, in der Salome Kammer eine Idealbesetzung ist.



