Heidelberg

UnterwegsTheater eröffnete die Tanzbiennale light

Immer schön am Ball geblieben: Stefan Sing und Critical Mess beeindruckten live in der Hebelhalle.

03.06.2021 UPDATE: 04.06.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
Organisch, minimalistisch und konditionsstark präsentierten sich die sieben Tänzer. Foto: Günter Krämmer

Von Ingeborg Salomon

Heidelberg. Endlich! Nach einem Marathonlauf mit vier verschobenen Terminen, nach diversen Absagen und Umplanungen gab es am Mittwochabend in der Heidelberger Hebelhalle nur glückliche Gesichter. Bernhard Fauser und Jai Gonzales, die unermüdlichen Macher des UnterwegsTheaters, durften endlich die Tanzbiennale light eröffnen. Das Publikum schwenkte Impfpässe und Testnachweise, saß brav auf Abstand – und begeisterte sich für einen sehr besonderen Abend mit Weltklasse-Jongleur Stefan Sing und seinem Ensemble Critical Mess.

"Die freien Künstler sind immer am Ball geblieben und haben gezeigt, dass Kultur mehr ist als nice to have", unterstrich Bürgermeister Wolfgang Erichson. Seit 1. Januar ist er zuständig für Kultur, Bürgerservice (dazu gehört Corona!) und Kreativwirtschaft, und er sei "einfach nur happy", seine erste Live-Veranstaltung in diesem Amt zu eröffnen.

Auch in den folgenden 75 Minuten blieben die fünf Tänzer und zwei Tänzerinnen immer am Ball. In einem reizvollen Wechselspiel aus Geben und Nehmen – daher der italienische Titel "Dodai" – zeigten die Akteure immer wieder einzeln ihr artistisches Können mit bis zu sechs Bällen. Dass man die auch auf einem Ohr und auf einem Oberarm in Balance halten kann, verblüffte genauso wie gemeinsame Aktionen, zu denen sich die Tänzer zusammenfanden.

"Organisches Jonglieren" nennt Stefan Sing, der seit vielen Jahren als Lehrer für Jonglage an fast allen europäischen Zirkusschulen arbeitet, diese Symbiose aus Jonglage und Körperarbeit. 2016 hat der Berliner gemeinsam mit der Tänzerin Cristiana Casadio das Ensemble Critical Mess gegründet, um, wie jetzt in der Hebelhalle, zeitgenössischen Zirkus zu zeigen. "Neben der Schaffung von "Aaahs und Ooohs" im Publikum ist es mein Ziel, das Jonglieren als Sprache zu verwenden, um Emotionen und Atmosphären auszudrücken", erklärt Sing auf seiner Webseite. Musikalisch begleitet wird die Aufführung von recht minimalistischer Musik, die oft als Viertakter den Rhythmus angibt und an besonders eindrucksvollen Jonglagen ganz verstummt.

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Dann hören die Zuschauer nur das Geräusch der Bälle, die durch die Luft fliegen und so aufgefangen und weitergereicht werden, dass die Tänzer immer neue Formationen bilden. Mal erinnert dieses Gewirbel aus Armen und Bällen an eine Krake, mal bewegen sich alle wie eine Raupe hintereinander.

Dass die Gruppe das Thema "Geben und Nehmen" durchaus mit Humor und einer Prise Ironie angeht, zeigt eine Szene, in der ein Tänzer fleißig Bälle einsammelt, seine Kollegen aber immer wieder neue aus bereitgestellten Kisten zaubern. Zum Schluss tänzeln die Akteure durch über 100 Bälle, die jetzt auf dem Boden liegen oder immer weiter in der Luft gehalten werden. Wie viel körperliche Kondition und mentale Konzentration dazu gleichzeitig nötig sind, kann der Zuschauer nur ahnen. Ein spitzenmäßiger Einstieg in die Tanzbiennale!

Info: Weitere Termine unter www.unterwegstheater.de und www.theaterheidelberg.de

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