Heidelberg

Klangforum brachte drei neue Werke zur Uraufführung

"Sternbild Mensch IV" - "Schwarze Löcher haben keine Haare"

23.02.2020 UPDATE: 24.02.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 11 Sekunden
Die Komponisten Johannes Schöllhorn, Claus-Steffen Mahnkopf und Klaus Lang (v.l.) sowie Dirigent Walter Nußbaum. Foto: MR.

Von Matthias Roth

Heidelberg/Mannheim. Vier Uraufführungen von Vokalwerken an zwei Tagen – das haben nicht viele Regionen in Deutschland zu bieten außerhalb spezieller Festivals. Das Heidelberger Klangforum und die Mannheimer Gesellschaft für Neue Musik ließen das Jahr beginnen mit neuen Werken von Claus-Steffen Mahnkopf, Klaus Lang, Johannes Schöllhorn und Alessio Eila.

Das Klangforum Heidelberg unter der Leitung von Walter Nußbaum konzertierte mit Schola und ensemble aisthesis im Heidelberger Kunstverein und präsentierte in "Sternbild Mensch IV" weitere Werke, die sich mit dem Weltall und seinen komplexen Vorgängen befassen.

Claus-Steffen Mahnkopf benutzte in "Astronomica" für vier Stimmen und Ensemble Texte aus astronomischen Lehrbüchern, die sich mit dem Hintergrundrauschen, Schwarzen Löchern oder Wurmlöchern und anderem befassen. Vier Texte werden jeweils von einem Solisten rezitiert, aber auch zusammen von Flöte, Klarinette, Cello und Schlagzeug musikalisch gedeutet oder umschrieben. Erst der letzte Text vereint alle beteiligten Musiker. Man erfährt die unglaublichsten physikalisch-mathematischen Fakten, kann aber kaum begreifen, wovon da wirklich die Rede ist.

Immerhin tröstlich: "Schwarze Löcher haben keine Haare." Die musikalischen Komposition selbst ist nach astronomischen Maß- und Kräfte-Verhältnissen gebaut – von einer "Harmonie der Sphären", die lange mit der musikalischen gleichgesetzt wurde, ist allerdings kaum etwas zu spüren. Eher von Reibung, Hitze, Kälte, Energie und von Prozessen, die genauso undurchschaubar wie faszinierend sind. Eine bemerkenswerte neue Partitur.

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Klaus Langs "ubi est mundus" für vier Stimmen und Flöte (Brigitte Sauer) reduziert Harmonik und Kontrapunktik auf antike bzw. mittelalterliche Techniken und lehnt sich klanglich minimalistisch an Morton Feldman an. Walter Nußbaum kreierte ein sinnliches Klangerlebnis aus dem spärlichen Notentext.

Johannes Schöllhorn "aire" für sechs Solostimmen, Klavier und Schlagzeug eröffnet mit einem mächtigen Forte, dem sehr leise Vokalharmonien entgegengestellt sind. Das Werk endet mit einem wunderbar elegischen Sopransolo (Peyee Chen) auf der Grundlage eines Textes von Sor Juana Inés de la Cruz. Viel Beifall.

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