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Identität steht im Zentrum beim 40. Stückemarkt

Zwischen Rasanz und Kontinuität: Schweden ist in die diesem Jahr das Gastland beim Stückemarkt.

03.03.2023 UPDATE: 03.03.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 55 Sekunden
„Ambulans“, ein Gastspiel aus Stockholm, wird im Mai im schwedischen Original mit deutschen Übertiteln zu erleben sein. Foto: Sören Vilks

Von Heribert Vogt

Heidelberg. Themen rund um das Ich und die Identität stehen im Zentrum des 40. Heidelberger Stückemarkts. Bei der Jubiläumsausgabe des renommierten Festivals für Gegenwartsdramatik, das vom 28. April bis zum 7. Mai stattfindet, geht es etwa um solche Fragen: Wie empfinde ich mich selbst? Wie setze ich mich mit anderen in Bezug? Was ist das Bild meiner selbst für mich und für andere?

Daneben setzen sich die Dramen der Autorenwettbewerbe und die Aufführungen mit zahlreichen weiteren Aspekten auseinander, gleich zu Beginn mit dem Krieg in der Ukraine. Das diesjährige Gastland ist Schweden. Der Vorverkauf beginnt an diesem Freitag.

"Wir freuen uns, dass wir wieder analog und richtig Stückemarkt machen können, ohne alle Einschränkungen", betonte Intendant Holger Schultze bei der Vorstellung des Programms. Gemeinsam mit dem Künstlerischen Leiter Jürgen Popig unterstrich er: "Die Stücke und Uraufführungen dieses Jahrgangs bezeugen unseren Eindruck, dass die Gegenwartsdramatik einen Aufschwung erlebt, originäre Texte von Autorinnen und Autoren für die Bühne wieder relevanter geworden sind." Dazu zählen etwa Themen wie Körperbilder, Diversität, Geschlechtergerechtigkeit, Rassismus oder Klima.

So lifestylig wie mainstreamig dieser Stückemarkt vordergründig auch daherkommt, so ruht er doch nach wie vor auf den traditionellen Strukturen. Als große Konstante sind da zunächst die starken Zugnummern der Aufführungen bedeutender Theaterhäuser zu nennen. So ist mit dem Schauspiel Leipzig erneut der Spitzenreiter aller beim Stückemarkt vertretenen Bühnen präsent.

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Und mit dem Schauspielhaus Hamburg sowie dem Schauspielhaus Bochum reisen nun zwei Theater an, die schon beim ersten Stückemarkt 1984 dabei waren. Besonders oft beteiligt waren auch das Deutsche Theater Berlin und das Schauspiel Hannover. Hinzu kommen weitere Ensembles von Rang wie das Burgtheater Wien, das Volkstheater Wien, das Theater Basel, das Staatsschauspiel Dresden, das Schauspiel Köln, das Theater Dortmund und das Schauspiel Frankfurt.

Geblieben ist auch die Grundstruktur des Stückemarkts. Das Auftaktwochenende bietet nach der Heidelberger Premiere und aktuellen Gastspielen mit dem zweitägigen deutschsprachigen Autorenwettbewerb das Herzstück des Festivals. Im Verlauf der Woche gehen dann die Aufführungen zu weiteren Festivalpreisen über die Bühne. Das Abschlusswochenende ist dem Gastland gewidmet, bevor am 7. Mai die Preise verliehen werden.

Zum Festivalstart hat Ivana Sokolas Stück "Pirsch", das Gewinnerstück des Vorjahres, am 28. April in der Regie von Jana Vetten im Zwinger 1 Heidelberger Premiere. Am 29. und 30. April findet im Zwinger 3 der deutschsprachige Autorenwettbewerb statt, der auch per Live-Stream zu erleben ist.

Dafür wurden aus 72 eingereichten Texten die sechs Stücke von Lamin Leroy Gibba, Kim de l’Horizon, Svealena Kutschke, Caspar-Maria Russo, Miriam Unterthiner und Leonie Lorena Wyss ausgewählt. Der Sieger erhält den von der Manfred Lautenschläger-Stiftung finanzierten Autorenpreis des Stückemarkts (10.000 Euro).

Um den Nachspielpreis des Festivals, der mit einer Einladung zu den Autorentheatertagen in Berlin verbunden ist, konkurrieren das Theater Dortmund mit "Über Leben" von Annalena und Konstantin Küspert, das Schauspiel Frankfurt mit Sören Hornungs "Die letzte Geschichte der Menschheit" sowie das Schauspiel Leipzig mit Leo Meiers "zwei herren von real madrid", das beim letzten Stückemarkt den Publikumspreis und den SWR2 Hörspielpreis gewann.

Für den vom Heidelberger Unternehmerehepaar Bettina Schies und Klaus Korte gestifteten Jugendstückepreis (6000 Euro) sind nominiert: "What the Body?!" (13+) von Lisa Bräuniger, Anne Wittmiß und Anna Fritsch sowie dem Theater im Marienbad Freiburg, zudem "Drei Kameradinnen" (14+) von Shida Bazyar und dem Staatstheater Darmstadt sowie Stanislava Jevis "Out There" (14+) vom Jungen Schauspielhaus Hamburg. Das Stifterpaar würdigt nun auch die beiden Nicht-Gewinner mit jeweils 2000 Euro.

In Kooperation mit den Mülheimer Theatertagen wird das Siegerstück 2024 auch dort gezeigt. Im Gegenzug wird in Heidelberg der Gewinner des Mülheimer Kinderstückepreises präsentiert: In diesem Jahr ist das "Oma Monika. Was war?" (8+) von Milan Gather und dem Jungen Ensemble Stuttgart.

Fortgesetzt wird auch der SWR2 Hörspielpreis, der nun zum dritten Mal vergeben wird. Und der Netzmarkt ist ein Forum für Theaterarbeiten im digitalen Raum. Dafür hat die Kuratorin Lea Goebel folgende Produktionen ausgewählt: den Theaterfilm "ROT. Die Outtakes des Fabian Michael Möntges" von Clemens J. Setz und dem Berliner Ensemble, den Virtual Reality-Film "Die Wand (360°)" von Thomas Krupa nach Marlen Haushofer (Schauspiel Essen) sowie die interaktive Dokumentararbeit "In ghosts we trust" von OutOfTheBox in Kooperation mit dem Lot-Theater aus Braunschweig.

Am Abschlusswochenende wird ein Querschnitt durch die schwedische Theaterlandschaft geboten. Den Preis für den internationalen Autorenwettbewerb (5000 Euro) stiftet wiederum das Land Baden-Württemberg. Aus Schweden sind dafür nominiert: "Leichenschmaus" von Alejandro Leiva Wenger, "Girls will make you blush" von Åsa Lindholm und "Hierarchy of Needs" von Adel Darwish. Gastspiele aus Stockholm und Göteborg – in schwedischer Originalsprache mit deutschen Übertiteln – komplettieren das Programm. Nach allen Veranstaltungen sind Publikumsgespräche geplant.

Info: www.theaterheidelberg.de; Telefon: 06221 / 58 20.000; tickets@theater.heidelberg.de

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