Heidelberg

Artort-Festival 2020 hat am 9. Juli Premiere

Auf dem Heidelberger Airfield im Pfaffengrund läuft der "Countdown" bis zum Artort-Festival

21.06.2020 UPDATE: 22.06.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
Bernhard Fauser liebt ungewöhnliche Installationen: Der Wasser-Spiegel-Turm ist Teil des Artort-Festivals auf dem Airfield. Foto: zg

Von Isabelle von Neumann-Cosel

Heidelberg. Die Kultur-Liebhaber in der Region trippeln schon auf der Stelle. Genug des Streamings: Nun soll endlich, endlich Kultur live wieder möglich sein – natürlich unter Auflagen, natürlich mit Beschränkungen. Aber was zählen schon Zuschauerbegrenzung, Maskenpflicht und Abstandsregelung, wenn endlich wieder Liveacts möglich sind? Und so kamen zahlreiche Nachtschwärmer zur ersten "Countdown"-Veranstaltung des Heidelberger UnterwegsTheaters auf das Airfield in Kirchheim/Pfaffengrund. Hier soll – wie schon im vorigen Jahr – das Kultfestival Artort stattfinden und den speziellen Zauber des aufgegebenen Militärflugplatzes noch einmal aufleben lassen. Bis zur Premiere am 9. Juli wird nun jeden Donnerstagsabend das Festival live vor Ort angezählt – mit einem ungewöhnlichen, kreativen Veranstaltungsformat.

Als "Pop-up Fahrradkino" hat Hausherr Bernhard Fauser die Veranstaltungsreihe überschrieben, und tatsächlich reiste die Mehrzahl der Besucher per Drahtesel an. Vier leere Hangars, ein riesiges Rollfeld und jede Menge unbebauter Raum stehen hier als Event-Schauplätze zur Verfügung – erschwert durch die Tatsache, dass der Ort von allen Versorgungswegen (Elektrizität, Wasser) sorgfältig abgeschnitten ist. Aber im Überwinden dieser Schwierigkeit hat das UnterwegsTheater-Team schon jede Menge Erfahrung gesammelt.

Die erste Countdown-Veranstaltung wurde mit einem kleinen Konzert eröffnet, das jedem alternativen Jazz-Club einer internationalen Metropole gut angestanden hätte. Jutta Glaser (Heidelberg) und Claus Boesser-Ferrari (Laudenbach) entlocken ihren Instrumenten – im ersten Fall die eigene Stimme, im zweiten eine verstärkte akustische Gitarre – Töne, die man so kaum je gehört hat. Noch dazu ließen sich die Beiden auf herausfordernde Improvisation ein, bevor sie einige wenige absolut ungewöhnliche Lied-Bearbeitungen hören ließen. Das Publikum war ganz Ohr und widerlegte die Mär, dass Stars in ihrer Heimat selten gebührend gewürdigt werden.

Anschließend gab es auf großer Leinwand eine neue Ausgabe der kreativen Videos, mit denen das UnterwegsTheater unter dem ironischen Stichwort "Waage Korona TV" den Tanzfans während des Lockdowns regelmäßig Internet-Futter für Augen, Hirn und Lachmuskeln geboten hat. "Die nackte Wahrheit" zeigt Tanztraining zwischen Isolation, Selbsterfahrung und gedämpften Ausbruchsversuchen. Unter der Regie von Choreografin Jai Gonzales gaben Amancio González und Sada Mamedova ironischen Einblick in den künstlerischen Arbeitsalltag von zwei buchstäblich in Heidelberg gestrandeten Tänzern. Als Dritter kam Luches Huddleston Jr. dazu, der Leiter des Bewegungschores am Nationaltheater. Zum Abschluss des Programms gab es eine kleine Attacke auf die Lachmuskeln: In einem Kurzfilm schlüpfte die Ausnahmetänzerin Sada Mamedova abwechselnd in die Rolle einer Corona-gestressten Patientin und ihrer ebenso genervten Therapeutin.

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Info: Der Artort-Countdown auf dem Airfield wird fortgesetzt: am 25. Juni und 2. Juli, jeweils ab 22 Uhr. Das Artort-Festival unter dem bezeichnenden Titel "Geisterspiele – Fest der Künste" findet vom 9. bis 12. und vom 16. bis 19. Juli, jeweils um 20.30 Uhr statt. Wegen der Corona-Auflagen müssen Karten für alle Veranstaltungen online gebucht werden: www.unterwegstheater.de, www.reservix.de

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