Jede Menge Raum für Phantasie bei den "Geisterspielen"
Das Unterwegstheater zeigt bei seinem Artort-Festival das Programm "Geisterspiele - Fest der Künste" auf dem ehemaligen US-Airfield

Von Isabelle von Neumann-Cosel
Heidelberg. Während die zuständige baden-württembergische Ministerin Theresia Bauer noch vorsichtige Öffnungen im Kunst- und Kulturbereich für nächste Woche in Aussicht stellt, macht das Heidelberger Unterwegstheater schon ein konkretes Angebot zum Ende der zweidimensionalen (Streaming-)Kultur. Bernhard Fauser und Jai Gonzales haben ihre legendäre Open-Air-Veranstaltung "Artort" für zwei lange Wochenenden im Juli dem (Weiter-) Leben mit Corona angepasst. In den Wochen davor können vor Ort schon als vierstufiger Countdown virtuelle Einblicke in die Vorbereitung auf einer Riesenleinwand miterlebt werden ("Fahrradkino").
In die Hände gespielt hat den beiden Kulturschaffenden die schon im Vorjahr getroffene Entscheidung, Artort noch einmal auf dem Heidelberger Airfield, dem ehemaligen Militärflugplatz in Kirchheim/Pfaffengrund, stattfinden zu lassen. Dieser verwunschene, geschichts-trächtige Ort mit leeren Hangars, einer verlassenen Landebahn, aufgegebener Infrastruktur und jeder Menge Raum für Phantasie war schon im letzten Jahr Schauplatz des Heidelberger Kult-Festivals. Hier gibt es Raum genug für jeden Abstandsbedarf – und frische Luft obendrein.
In diesem Jahr bekommt Artort unter dem Titel "Geisterspiele – Fest der Künste" ein neues Format, das den geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen gerecht wird. Dafür werden die vielfältigen Kunstangebote für Besucher nicht linear, sondern komplex konzipiert: in den vier Hangars gleichzeitig, sodass die ohnehin schon zahlenmäßig begrenzten Besucher sich nirgendwo drängeln müssen; sie können ihren angeleiteten Kunstparcours mit so viel Abstand wie nötig absolvieren. Zu sehen gibt es, natürlich, zeitgenössischen Tanz – aber wie bei Artort üblich, werden auch verwandte Künste einbezogen: Musik, Fotografie, Videokunst, Installation, temporäre Architektur, Skulptur und Malerei.
Auf kluge Reflexion der entfernteren und jüngeren Vergangenheit – also der Geschichte dieses besonderen Ortes, aber auch der Veränderung von Bewusstsein und Wahrnehmung in Zeiten von Corona, darf man gespannt sein. Das detaillierte Programm soll spätestens Ende des Monats vorliegen.
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Der Militärflughafen ist einer der letzten unerschlossenen Orte in der Nähe von Heidelberg – 2014 an den Bund zurückgegeben, harrt er noch seiner Bestimmung. Natürlich weckt eine so große Fläche in unmittelbarer Nähe der Stadt Begehrlichkeiten, aber das Veranstaltungskonzept des Unterwegstheaters betrachtet diesen speziellen Raum nicht als reine Nutzfläche, sondern respektiert mit temporären Installationen das besondere Flair eines öffentlichen Raumes, der sonst für die Besucher nicht zugänglich ist. Wer das Airfield noch einmal – perfekt in Szene gesetzt – erleben möchte, sollte nicht zu lange zögern: Pro Vorstellungsabend werden nur 50 Besucher zugelassen; der Vorverkauf hat bereits begonnen.
Info: Artort 2020, 18. Juni bis 9. Juli Countdown-Veranstaltungen; "Geisterspiele" 9. bis 12. und 16. bis 19. Juli; Beginn jeweils 20.30 Uhr. Karten über www.reservix.de



