Große Bühnen, Gastland Litauen

Das ist das Programm des 37. Heidelberger Stückemarktes

Er geht in unruhigen Zeiten über die Bühne - Welt im Schleudergang

21.02.2020 UPDATE: 23.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
Die Wogen gehen hoch in aufgewühlten Zeiten. Das spiegelt sich auch im Programm des aktuellen Stückemarkts wider – vorgestellt von (v.l.) Jürgen Popig (Künstlerischer Leiter), Antonia Leitgeb (Produktionsleitung), Josefine Rausch (Junges Theater), Kulturbürgermeister Joachim Gerner, Intendant Holger Schultze sowie den Stiftern Markus Lautenschläger (Autorenpreis) und Bettina Schies (Jugendstückepreis). Foto: Rothe

Von Heribert Vogt

Heidelberg. Nach der Katastrophe von Hanau gehen die Wogen im aufgewühlten Deutschland wieder einmal ganz hoch. Da stehen die Risse, die heute durch die Gesellschaft gehen, glasklar vor Augen. Und es ist spannend zu sehen, "wie die moderne Dramatik auf die Umbrüche reagiert".

Das sagte Kulturbürgermeister Joachim Gerner bei der Vorstellung des Programms beim 37. Heidelberger Stückemarkt, der vom 24. April bis zum 3. Mai stattfindet. "Der Riss durch die Welt" ist der Titel eines Stückes von Roland Schimmelpfennig beim Stückemarkt, der wohl leitmotivisch für diese Zeit im Schleudergang stehen kann.

Gastland ist in diesem Jahr Litauen. Für Intendant Holger Schultze liegt der Reiz dieser Wahl vor allem in der spannenden, aber noch "weitgehend unbekannten" Theaterlandschaft Litauens, die insbesondere musikalisch glänzt. Und so wird in Heidelberg nun auch ein litauisches Musiktheater geboten.

Interessant dürfte auch die geopolitische Lage Litauens im nahen Einzugsbereich Russlands sein. Nach Estland im Jahr 2009 ist nun das zweite baltische Land vertreten. Und in den letzten zehn Jahren war aus dem Spannungsfeld Osteuropa lediglich die Ukraine Gastland des Stückemarkts. Auch in dieser Großregion gehen tiefe Risse durch die Welt.

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So darf man eine Aussage Gerners wohl in nationaler wie internationaler Hinsicht verstehen, als er die "große Tradition" des Stückemarkts hervorhob, die heute "notwendiger denn je" sei. Denn die stabile Grundstruktur des Festivals sorge auch in unruhigen Zeiten ein Stück weit für Kontinuität.

Von Anfang an – seit 1984 – standen die Gastspiele bedeutender deutschsprachiger Bühnen auf den Programmen der Stückemärkte. Und diese Linie setzt sich auch bei der kommenden Festivalausgabe fort. Zu nennen sind hier neben dem Deutschen Theater Berlin etwa das Residenztheater München, das Schauspiel Leipzig, das Schauspiel Frankfurt, das Düsseldorfer Schauspielhaus, das Schauspielhaus Bochum, das Deutsche Nationaltheater Weimar, das Badische Staatstheater Karlsruhe, das Staatstheater Nürnberg, das Schauspielhaus Graz, das Deutsche Nationaltheater Weimar, das ETA Hoffmann Theater Bamberg oder das Theater St. Gallen.

Eröffnet wird das Theaterfestival am Freitag, 24. April, im Zwinger 1 mit der Heidelberger Uraufführung von Teresa Doplers Stück "Das weiße Dorf". Damit hat die Dramatikerin den Autorenpreis des Jahrgangs 2019 gewonnen. Am folgenden Auftaktwochenende sind auch gleich mehrere Gastspiele zu sehen: am 25. April "Verminte Seelen" (St. Gallen) und "Der Tempelherr" (Deutsches Theater), am 26. April "Am Rand (Ein Protokoll)" (Nürnberg).

Gleichzeitig findet der Deutschsprachige Autorenwettbewerb im Alten Saal statt. Am Samstag werden dort im ersten Teil die neuen Stücke von Natascha Gangl ("Menschen im Wald"), Sina Ahlers ("Schamparadies") und Philippe Heule ("Das Haus brennt") vorgestellt. Im zweiten Teil folgen dann am Sonntag Bühnenwerke von Yade Yasemin Önder ("Die Worte gehören uns"), Johanna Kaptein ("Un.Orte") sowie Sören Hornung ("Arche Noa – Das Ende vom Schluss").

Ab Montag, 27. April, stehen die weiteren Gastspiele an: "Der Reichskanzler von Atlantis" (Bamberg), "Frau Ada denkt Unerhörtes" (Leipzig), "Der Riss durch die Welt" (Residenztheater), "Skla-ven leben" (Frankfurt) sowie "Bungalow" (Düsseldorf). Hinzu kommen die für den Nachspielpreis des Stückemarktes nominierten Gastaufführungen: "Europa flieht nach Europa" (Karlsruhe), "Jedermann (stirbt)" (Graz) und "Das Recht des Stärkeren" (Weimar).

Schon zuvor werden die für den Jugendstückepreis nominierten Inszenierungen gezeigt: "Astronauten" (Junges Ensemble Stuttgart), "Care 3.0" (Kollektiv Frauen und Fiktion) sowie "2069 – Das Ende der anderen" (Bochum). Zudem wird in Kooperation mit Mülheim das Kinderstück "Ich lieb dich" (Schauburg München) präsentiert – Gewinner des Mülheimer Kinderstückepreises 2019.

Ab dem späten Freitagabend, 1. Mai, beginnt das Abschlusswochenende mit dem Gastland Litauen. Am 2. Mai steht im Alten Saal der Internationale Autorenwettbewerb mit drei aktuellen Stücken litauischer Autoren an. Danach folgen das Schauspiel "Regenland" und das Musiktheater "Have a Good Day!" (beide Vilnius). Letzteres wird am Sonntagabend wiederholt. Zuvor sind noch die Produktionen "Mari Kardona" (Kaunas) und "Stabat Mater" (Klaipeda) zu sehen.

Den Festivalabschluss bildet die abendliche Preisverleihung im Alten Saal.

Info: www.heidelberger-stueckemarkt.de – der Vorverkauf ist gestartet.

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