"Oobliadooh" war total subversiv
Enjoy Jazz erinnerte an Fritz Rudolf Fries.

Von Franz Schneider
Heidelberg. Bei Dizzy Gillespie kann man sich verhören. So etwa Fritz Rudolf Fries. Sein "Oobliadooh" gibt es so bei Gillespie nicht, wohl aber bei dem Schriftsteller – und den Weg dazu auch. Seinen ersten Roman konnte Fries, geboren 1935 in Bilbao, wohnhaft in Leipzig samt spanischer Großmutter, in der DDR nicht veröffentlichen. Doch Suhrkamp half 1966. Zu jazzig war sein Text, und Jazz galt der DDR-Führung als snobistische Verachtung des Publikums, als Anti Volksmusik. Sein Roman handelt von "Bebop ist da und wird bleiben". Mit dieser Losung erkennen sich zwei Männer, der eine trinkt am Klavier, der andere liebt Isabelle, aber beide lieben Stücke wie "Salt Peanuts" von eben Dizzy Gillespie.
Und auch Enjoy Jazz. Darum gab es im Heidelberger Betriebswerk eine Mittags-Matinee mit Helmut Böttiger, Günter Baby Sommer und Simon Lucaciu. Alles zu Ehren von Fritz Rudolf Fries. Helmut Böttiger hat über ihn promoviert, kannte ihn und hat zudem das Vorwort einer Neuausgabe, erschienen in der Anderen Bibliothek, verfasst. Er weiß um die Verstrickungen mit der Stasi, beharrt aber mit Nachdruck auf den 2014 verstorbenen Schriftsteller, der auch aus dem Spanischen den Argentinier Cortázar übersetzte, ein vielfaches Werk hinterließ, in dem oft Jean Paul grüßt. Vor allem war Fritz Rudolf Fries mit "Der Weg nach Oobliadooh" unterwegs zu einer Avantgarde, die er literarisch dem Surrealismus oder Proust verdankt, aber eben auch dem Bebop, der einem vom sozialistischen Realismus befreit.
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Darum kam Günter Baby Sommer zwischen die alten Mauern, innerhalb deren Neues geschieht. Es begleitete ihm am Piano Simon Lucacio, ein Zusammenspiel zwischen den Generationen. Letzterer formte in Sachsen ein vielversprechendes Trio, Erstgenannter ist mit vitalen 78 Jahren eine Größe des free jazz. Sie kommunizierten gut, dazu Helmut Böttiger als leidenschaftlicher Literaturvermittler. Leider geht der Roman nicht gut aus, der eine kommt ins Alkoholikerheim, der andere ins Irrenhaus. "Kein Verständnis für cool unter der Masse", wie es in "Oobliadooh" irgendwo heißt. Aber Masse muss auch nicht sein.



