DigitalUnterwegs

Heidelberger Frühling geht online

Live-Streams und Spendenaufruf - Festivalintendant Thorsten Schmidt und Pianist Igor Levit stellten Not-Programm vor

25.03.2020 UPDATE: 26.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden
Pressekonferenz via Video-Stream: Festivalintendant Thorsten Schmidt in Heidelberg (links) und Pianist und „Standpunkte“-Leiter Igor Levit in Berlin (rechts) gaben Internet-Live-Auftritte von Künstlern bekannt, die beim Heidelberger Frühling gastieren sollten. Foto: MR.

Von Matthias Roth

Heidelberg. Der "Heidelberger Frühling" sollte seit dem letzten Wochenende auf Hochtouren laufen, doch das Corona-Virus machte es unmöglich. Die Absage des gesamten Festivals war als Folge der Pandemie unumgänglich, nicht nur, um weitere Ansteckungen zu verhindern, sondern auch, weil viele Ensembles derzeit in unterschiedlichen Ländern festhängen und gar nicht reisen können.

Da aber inzwischen zahlreiche Künstler über Live-Streams im Internet mit ihrem Publikum kommunizieren, hat auch der "Heidelberger Frühling" am Mittwoch in einer Video-Pressekonferenz diese Möglichkeit eröffnet: Festivalintendant Thorsten Schmidt in Heidelberg und der Starpianist und Leiter der Heidelberger Kammermusik-Akademie im Rahmen des Festivals, Igor Levit, in Berlin, erläuterten in einer Video-Konferenzschaltung ihr Konzept. Demnach soll das "Standpunkte"-Festival digital stattfinden, zumindest teilweise.

Hintergrund

> Livestream-Konzert 1 am Donnerstag 26. 3., 19.30 Uhr, mit der Cellistin Julia Hagen und Pianist Igor Levit. Die 24-jährige Salzburgerin war im letzten Jahr Stipendiatin der Kammermusik-Akademie des Heidelberger Frühlings und wäre in der diesjährigen Festivalausgabe

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> Livestream-Konzert 1 am Donnerstag 26. 3., 19.30 Uhr, mit der Cellistin Julia Hagen und Pianist Igor Levit. Die 24-jährige Salzburgerin war im letzten Jahr Stipendiatin der Kammermusik-Akademie des Heidelberger Frühlings und wäre in der diesjährigen Festivalausgabe Kammermusikpartnerin von Igor Levit gewesen. Auf dem Programm stehen Johannes Brahms’ Sonate Nr. 1 e-Moll op. 38 und Ludwig van Beethovens Sonate Nr. 3 A-Dur op. 69.

> Livestream-Konzert 2: Am Freitag 27. 3., ab 19.30 Uhr, spielt Igor Levit die 24 Präludien und Fugen von Dmitri Schostakowitsch. Der etwa dreistündige Livestream beinhaltet eine kurze Konzertpause, in der Levit im Gespräch mit Festivalintendant Thorsten Schmidt zu erleben ist.

> Zu sehen sind die Livestreams (anschließend 24 Stunden abrufbar) kostenlos über folgende Onlineplattformen des Heidelberger Frühlings: www.heidelberger-fruehling.de, auf Facebook (Musikfestival Heidelberger Frühling) und Twitter (hdfruehling). Weitere Streams sind angedacht und sollen internationale Vokalisten zeigen, die für den Festivalschwerpunkt "Neuland.Lied" nach Heidelberg gekommen wären, aber auch Instrumentalisten und Orchester. Der "Frühling" stellt zudem Videomitschnitte aus den vergangenen Jahren auf seinen Online-Plattformen bereit.

> Spendenkonto: Stiftung Heidelberger Frühling, Verwendungszweck: "Zukunftsmusik" bei Heidelberger Volksbank, Konto 55.000.000 BLZ 672.900.00, IBAN: DE90.6729.0000.0055 0000 00 BIC: GENODE61HD1. Alle Spenden, die hier eingehen, kommen den Künstlerinnen und Künstlern des Musikfestivals "Heidelberger Frühling 2020" zu, die durch die derzeitige Situation existenzbedroht sind. Dabei handelt es sich vor allem um junge Nachwuchskünstler und freie Musiker und Ensembles. Thorsten Schmidt: "Ich hoffe, dass dieser Weg Modellcharakter haben könnte." So sei es möglich, "Teilhonorare zu zahlen, um die an ihrem Auftritt gehinderten Künstlerinnen und Künstler grundsätzlich abzusichern." MR.

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Thorsten Schmidt: "Seit der Absage des Frühlings 2020, der unter dem Leitgedanken ,Unterwegs’ gestanden hätte, hat sich das Festival intensiv damit beschäftigt, wie in Zeiten von Social Distancing trotzdem Gemeinschaftserlebnisse in der Kunst im digitalen Raum geschaffen werden können. Entstanden ist die Programmidee #DigitalUnterwegs, die, anknüpfend an das eigentliche diesjährige Festivalmotto, auch den Prozess symbolisiert, in den sich die gesamte Kulturbranche in diesen Tagen in Rekordzeit hineinbegibt." So sollen Livekonzert übers Internet stattfinden und Kontakte zu Ensembles direkt geknüpft werden.

Den Anfang machen zwei Liveabende mit Igor Levit, der dem "Heidelberger Frühling" seit Jahren als Künstler aufs Engste verbunden ist. Das erste Live-Konzert am Donnerstag, 26. März, um 19.30 Uhr bestreitet er gemeinsam mit der Cellistin Julia Hagen. Auf dem Programm der beiden Musiker stehen Werke von Brahms und Beethoven. Im zweiten Livestream am Freitag, 27. März, ab 19.30 Uhr, widmet sich Levit allein am Flügel einem der größten und herausforderndsten Soloklavierwerke des 21. Jahrhunderts, den 24 Präludien und Fugen von Dmitri Schostakowitsch, die auch im diesjährigen Festival zu hören gewesen wären.

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Heidelberger Frühling: Video-Pressekonferenz mit Igor Levit am Mittwoch

Der etwa dreistündige Livestream beinhaltet eine kurze Konzertpause, in der Igor Levit im Pausengespräch mit Festivalintendant Thorsten Schmidt zu erleben sein wird. Für die Liveproduktion dieser beiden Konzerte hat die Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin ihre Türen geöffnet: "Wir danken der Hochschule, die dem "Heidelberger Frühling" seit Jahren verbunden ist, für ihre Gastfreundschaft in dieser für alle Kulturinstitutionen so besonderen Situation. Dies ist alles andere als selbstverständlich", betont Thorsten Schmidt.

Zu sehen sind die kostenlosen Stream-Angebote, die anschließend jeweils anschließend 24 Stunden abrufbar sind, über die Onlineplattformen des Heidelberger Frühlings www.heidelberger-fruehling.de, auf Facebook (Musikfestival Heidelberger Frühling) und Twitter (hdfruehling).

"Die Programmidee #DigitalUnterwegs wird in den kommenden Wochen bis zum Ende des eigentlich Festivalzeitraums am 24. April weiterentwickelt", so Thorsten Schmidt. Igor Levit etwa ist in einem Podcast mit dem Georg-Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss zu hören. Thema des Gesprächs ist die Dialogfähigkeit bzw. die "Menschenkommunikation" in Zeiten der häuslichen Isolation. Außerdem werden zahlreiche Festivalkünstler Videobotschaften für den Heidelberger Frühling und sein Publikum verfassen. Sie präsentieren ausgewählte Werke und sprechen über Ihre gegenwärtige Situation angesichts der Viruskrise. Der "Heidelberger Frühling" stellt zudem Konzertvideomitschnitte aus den vergangenen Festivaljahrgängen auf seinen Online-Plattformen bereit.

Eine Frage wurde bei der Pressekonferenz besonders diskutiert, die des Honorars für in Not geratende Musiker: Die Zuschauer der Livestreams sind dazu eingeladen, ihre Wertschätzung für Kunst im digitalen Raum in Form von Spenden zu zeigen. Dafür hat die Stiftung Heidelberger Frühling ein Spendenkonto eingerichtet.

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