Plus 72. Internationales Filmfestival

Es geht um weibliche Lebensidentitäten

Forum für neue Talente: 72 Produktionen prägen das 72. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg.

28.10.2023 UPDATE: 28.10.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Seite an Seite: Szene aus dem Abschlussfilm „Sisterhood“ von Nora el Hourch. Er spielt im Milieu junger Migrantinnen. Foto: iffmhd

Von Wolfgang Nierlin

Mannheim/Heidelberg. Spürbare Begeisterung vermittelten Festivalleiter Sascha Keilholz und sein Programm-Manager Tim Moeck, als sie im Mannheimer Cinema Quadrat das Programm des 72. Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg mit 72 Produktionen vorstellten. Eröffnet wird der Reigen am 16. November mit dem schwarzweißen Boxerfilm "Day of the fight" in Anwesenheit des Regisseurs Jack Huston im Mannheimer Cineplex. Mit "All of us strangers" von Andrew Haigh und dem Abschlussfilm "Sisterhood" von Nora el Hourch werden nicht nur inhaltlich markante Themen gesetzt, sondern auch stilistische Unterschiede sichtbar.

So wird gleich zu Festivalbeginn "die alte Geschichte toxischer Männlichkeit neu erzählt", während im Zentrum des Programms sich ein Film mit "dezidiert schwuler Perspektive" in eine lange nachwirkende Geistergeschichte verwandelt; bis dann zum Abschluss ein feministisches, modern erzähltes Debüt in das Milieu junger Migrantinnen in Frankreich eintaucht.

Sascha Keilholz. Foto: F. Greiner

Dazu passt die Hommage, die in diesem Jahr der französischen Kamerafrau Agnès Godard gewidmet ist. Mit ihrem "eigenwilligen Blick auf Körper" habe sie vor allem die Filme von Claire Denis geprägt, sagt Keilholz. Deren Meisterwerk "Beau travail" wird dann folgerichtig auch gezeigt. Als zweiten Ehrengast erwarten die Veranstalter den dänischen Regisseur Nicolas Winding Refn, der mit dem Großen Preis des Festivals ausgezeichnet wird. Seine Filmografie weise diverse "Häutungen" auf, was einen besonders spannenden Austausch verspricht. Andere Gesprächsformate gelten einem Panel über Schauspiel, zu dem unter anderen Lars Eidinger erwartet wird – der als DJ dann auch noch die Eröffnungsparty in der neuen Festival-Lounge des Heidelberger Karlstorbahnhofs rockt –, sowie einer Podiumsdiskussion über "Kultur, Internationalität und Integration". Als "Ort der Begegnung", ablesbar auch an der Zusammenarbeit mit verschiedenen regionalen Kinos und Museen, versucht das Festival, "Querverbindungen" und Synergien zu erzeugen. Ausdruck davon sind nicht zuletzt auch die vielen Gäste unterschiedlicher Gewerke.

Aus insgesamt 51 Ländern kommen die Filme, 16 werden im internationalen Wettbewerb "On the rise" laufen. Diese Sektion gilt der Entdeckung neuer Talente, also dem Markenkern des Festivals. Ein kleiner Schwerpunkt dieser Auswahl bildet die Beschäftigung mit "weiblichen Lebensrealitäten".

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Ein anderer "Ort für die drängenden Themen der Gegenwart" ist die ebenfalls 16 Filme umfassende Sektion "Pushing the boundaries". Hier werden außerdem die Grenzen des Mediums Film auf innovative Weise ausgelotet.

Einen noch umfassenderen Blick auf die "ganze Filmlandschaft" ermöglichen die 12 Filme der neu eingerichteten Reihe "Filmscapes", die auch "serielle, essayistische und dokumentarische Formate" präsentiert. Hier sind dann auch die neuen, überlangen Werke der Meisterregisseure Frederick Wiseman ("Menus plaisirs – Les Troisgros") und Nuri Bilge Ceylan ("Auf trockenen Gräsern") zu sehen.

Abgerundet wird das Festival, das bis zum 26. November dauert, durch das Programm der "Facing New Challenges" (in Kooperation mit der Kunsthalle Mannheim, der Alten Feuerwache und dem KTB Heidelberg), diverse Partys sowie durch das traditionelle Kinderfilmfest mit sieben Filmen. Unter diesen verspricht Pablo Bergers "Robot Dreams" ein besonderes Highlight zu sein – nicht nur für Kinder und Jugendliche.

Info: www.iffmhd.de 

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