Von Christine Frei
Oberzent. Diese tief im Odenwald versteckte Tour ist bei fast jedem Wetter gut, denn: Manches ist nur im winterlich trüben Hochnebel erlebbar, wie der durch Dunstschleier verzauberte Wald: Auf leuchtend grünen Moospolstern reihen sich Tropfen wie Diamanten, Farne rahmen den Weg, ihre Farben variieren unter glänzender Nässe von orangebraun bis dunkelviolett. Die Burgruine Freienstein wirkt so natürlich noch verwunschener in ihrem Dornröschenschlaf.
Bei gutem Wetter dagegen sind Ausblicke in mehrere Täler möglich. Zuerst vom Galgen auf 470 Metern Höhe oberhalb von Beerfelden. Um 1550 wurde er aus drei Sandsteinsäulen errichtet, die mit Eisenstäben verbunden sind, so dass mehrere Verurteilte gleichzeitig gehängt werden konnten. Beerfelden, der Mittelpunkt der Stadt Oberzent, die durch den Zusammenschluss mehrerer Gemeinden entstanden ist, liegt auf einem Hochplateau, das die Wasserscheide zwischen Mümling (Main) und Gammelsbach (Neckar) bildet.
Beim Zwölfröhrenbrunnen am Startpunkt fließt aus zwölf Löwenköpfen an sieben Säulen das Quellwasser der Mümling. Er wurde nach dem Brand von 1810 erbaut. Die Route führt im Verlauf durch den Gefallenen-Hain mit drei Ehrenmalen. Im folgenden Weiler Leonhardshof sind Mauerreste die letzten Zeugen der einstigen Kapelle, die vermutlich in den Jahren bis 1500 über einer Quelle errichtet worden war, die als wundertätig galt. Sie war dem Heiligen Leonhard geweiht, der als Schutzheiliger der Pferde verehrt wurde.
Über Gammelsbach ragt die Feste Freienstein auf, bereits um 1200 war sie in Händen der Erbacher Schenken. Einst kontrollierte sie mit dem engen Tal des Gammelsbaches eine Verbindung zwischen Neckargebiet und dem Maintal. Mangelnde Instandhaltung und ihre Verwendung als Baumaterial für Beerfelden nach dem großen Brand führten zum Verfall. Die Ruine darf daher nicht betreten werden – aus sicherer Entfernung ist sie dennoch von außen einsehbar. Besonders stimmungsvoll sind ihre im Dunkeln beleuchteten Mauern, sehenswert auf der Rückfahrt durch Gammelsbach von der B 45.
Rund um Beerfelden
Strecke: Rundwanderung ab dem Zwölfröhrenbrunnen im Zentrum Beerfeldens. Dem Wanderzeichen "grünes Dreieck" entlang der Mümlingtalstraße, Odenwaldstraße, Kirchstraße, Geißgasse und Airlenbacher Straße bis zum Galgen folgen. Kurz danach mit der "gelben Zwei" nach links auf einen Feldweg abbiegen. Diesem geradeaus folgen, auf rund einem Kilometer unmarkiert, bis man nach einer Linkskurve an der Landstraße die Markierung "blaues Kreuz" trifft. Diesem Zeichen nach rechts folgen. Zweigt der Rundweg "S6" nach rechts ab, geht man damit über Leonhardshof und Gammelsbach, bis zurück zum blauen Kreuz. Mit dem blauen Kreuz nach rechts, zunächst auf bekanntem Weg, und weiter bis zum Ausgangspunkt.
Länge: rund 17 Kilometer, Abkürzungsmöglichkeit: nach rund 10 Kilometern ab Gammelsbach mit dem Bus zurück, etwa eine Verbindung stündlich.
Höhenunterschied: rund 300 Meter
Dauer: etwa viereinhalb Stunden ohne Pausen
Anfahrt & Parken: Von Heidelberg das Neckartal bis vor Eberbach hochfahren, am Abzweig der B 45 der Beschilderung nach Beerfelden folgen. Im Zentrum den Parkplatz beim Zwölfröhrenbrunnen in der Mümlingtaltraße nutzen.
ÖPNV: Vom Bahnhof Eberbach fährt der Bus Nummer 50 bis zur Haltestelle "Beerfelden Gammelsbacher Straße". Der Start befindet sich rund 200 Meter entfernt in Richtung Zentrum.
Verpflegung: Es liegen mehrere Rastplätze für ein Picknick am Weg. In Gammelsbach ist auf Höhe des Sommerbachtals der Landgasthof Grüner Baum in Reichweite an der B 45 (hotelgruenerbaum.de; aktuelle Corona-Beschränkungen beachten).
Karten: Wander- und Radwanderkarte Blatt 10, Oberzent, 09/2018, 1:20.000, ISBN 978-3-947593-05-7