Anike Joyce Sadig Foto: Kunsthalle
Von Milan Chlumsky
Mannheim. Wenn einem Menschen Gefahr droht, ballt er meistens seine Hände zu Fäusten und der ganze Körper wird angespannt. Psychologen können eine direkte Verbindung zwischen unserer Hirnaktivität und der auf verschiedene Arten sich ballenden Faust feststellen. Dabei ist entscheidend, ob der Daumen von Fingern umklammert wird oder nicht, und ob die ganze Haltung eher Abwehr oder Angriff signalisiert. Dies thematisiert Anike Joyce Sadig, die jetzt den Förderpreis der Rainer Wild Kunststiftung erhielt, in ihrem Video "Visited by a tiger".
Die elfminütige Arbeit besteht aus zwei wesentlichen Takes. Dabei entfalten die geöffnete Hand und die geballte Faust eine seltsame suggestive Kraft: Man ertappt sich dabei, dass man gerne dieser Suggestion entkommen möchte und sucht Argumente, die dafür oder dagegen sprechen.
Gefahrenmomente können von der verbalen Attacke bis hin zu körperlichen Akten reichen - alles Aspekte, die Anike Joyce Sadig in diesem Video und auch in anderen ihrer Arbeiten thematisiert. Nach neurobiologischen Erläuterungen im ersten Teil des Videos, wird im zweiten auf Affekte hingewiesen, die im Gehirn auf tatsächliche oder imaginäre Bedrohungen folgen. Ähnliche Empfindungen resultieren auch aus Stress oder aus der Erfahrung von Bedrohungen wie Rassismus, was ernste Konsequenzen für das psychische Gleichgewicht einer Person hat.
Die in Heidelberg geborene und in Berlin lebende Künstlerin Anike Joyce Sadiq hat an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studiert und Stipendien der Villa Romana, der Kunststiftung Baden-Württemberg und der Akademie Schloss Solitude erhalten. Ihre Videoarbeiten verwischen die Grenzen nicht nur zwischen reinem Video, Archivmaterial, Poesie, Literatur und Sound, sondern auch zwischen Akteur und Betrachter. Etwa in "Shadowboxing in the Dark" (Johannesburg, Südafrika) oder in der Installation für die erste Straßburger Biennale für Moderne Kunst mit dem Thema: "Touch me – Being a citizen in digital age").
Der Heidelberger Kunstsammlers Rainer Wild gründete 2009 eine Stiftung und vergibt einen Förderpreis, der zuvor in der Kunsthalle Baden-Baden und jetzt in der hiesigen Kunsthalle verliehen wird.
Info: "Förderpreis der Kunststiftung Rainer Wild: Anike Joyce Sadiq "Visited by a Tiger", Kunsthalle Mannheim bis 20. September.