Erwin Ditzner in Aktion. Foto: Alfred Gerold
Von Peter Wiest
Laute Paukenschläge sind seine Sache nicht. Um Lautstärke geht es ihm nie. Dennoch oder gerade deswegen ist er ein Meister seines Fachs. Das Schlagzeugspiel hat er kultiviert, hat es auf seine Art vordergründig minimalisiert, indem er sich als Begleitmusiker zurücknimmt – und hat es zu einer eigenen Kunstform gemacht. So ist Erwin Ditzner zu einem der besten und originellsten Schlagzeuger und Perkussionisten in der hiesigen Region geworden. Aber sein Name hat längst auch in der internationalen Jazz-Szene einen ausgezeichneten Klang.
Heute wird der in Worms geborene Musiker 60 Jahre alt. Seine ersten Sporen verdiente er sich nach der Ausbildung am Wiesbadener Konservatorium zunächst mit lauteren Tönen bei Bands wie "Guru Guru" oder "Sanfte Liebe". Seit Anfang der 90-er Jahre gilt seine Leidenschaft dem Jazz, wobei er jedoch stets aufs Neue Ausflüge in andere Sparten unternimmt.
Der Zusammenarbeit mit Musikern wie Karl Berger oder Johannes Bauer folgten Tourneen durch die halbe Welt, viele Studioaufnahmen für Alben, dann die Mitgründung der Mannheimer Gruppe "Mardi Gras", das Mitwirken bei den "Coleümes" sowie 2008 ein erstes eigenes Duo mit dem Saxofonisten und Klarinettisten Bernd "Lönsch" Lehmann.
Dass er ein Kind der hiesigen Region ist, bewies der in Ludwigshafen lebende Ditzner oft. So 2009 bei der Kooperation mit dem Mundart-Kabarettisten Arnim Töpel und in dem CD-Projekt "Fa umme … Mundart Grooves". Weitere Projekte folgten. Regelmäßig spielt er seit zwölf Jahren bei Enjoy Jazz, wo er sich für einen Spielabend jeweils Musiker nach eigenem Gusto einlädt. Auch am Heidelberger Theater ist Ditzner kein Unbekannter – spätestens, seit er in der Spielzeit 2014/15 Schlagzeug spielte in dem Musical "The Black Rider" sowie in der Schauspielinszenierung "Die Heilige Johanna der Schlachthöfe".
Geprägt hat seine Musiker-Persönlichkeit der ganz eigene Stil, den Ditzner beim Spielen entwickelt hat und der sich am ehesten mit "laid back" beschreiben lässt. Zurücklehnen, erst zuhören und dann mal sehen, was passt: So erlebt man den Drummer auf Konzerten. Immer wieder verfährt er nach dem Motto "weniger ist mehr", wobei seine technischen Fähigkeiten außer Zweifel stehen.
Sogar sein Schlagzeug-Set hat er über die Jahre stark reduziert. Oft nimmt er zu Konzerten nur noch die Snaredrum, vielleicht ein Becken und eventuell noch ein paar Congas mit. Reduktion und Konzentration sind seine Maximen – wobei er das Publikum immer wieder in Erstaunen versetzt, wie viel Feeling er mit so wenigen technischen Gerätschaften zum Ausdruck bringen kann.
Unvergessen ist Erwin Ditzners großartiges Konzert mit dem Pianisten Chris Jarrett beim letztjährigen Enjoy Jazz-Festival. Auch deshalb ist es an seinem heutigen 60. Geburtstag sicher einer seiner Wünsche, dass dieses auch im kommenden Herbst stattfinden und er dann wieder dabei sein kann.