Die Heidelberger Peterskirche. Symbolfoto: Philipp Rothe
Von Simon Stewner
Heidelberg. Unter der Gastleitung Carsten Klomps präsentierte der Heidelberger Madrigalchor ein etwa einstündiges Konzert unter dem Motto "Cathedral Sounds" in der Peterskirche, und "Evensongs" waren zu hören. Wie der Name schon vermuten lässt, ist diese Tradition in England entstanden. Seit 1549 fungiert das Abendlied in der Liturgie als Verbindungsstück zwischen Vesper und Nachtgebet.
Über die Jahrhunderte entwickelten sich unterschiedlichste Kompositionen, aus denen der Madrigalchor sein kurzweiliges und anspruchsvolles Programm zusammenstellen konnte. Dazu trug auch das Zusammenspiel mit dem neuseeländischen Organisten Paul Tarling bei, der am Musikwissenschaftlichen Seminar in Heidelberg tätig ist.
Den Einstieg lieferten William Smiths Wechselgesänge zwischen Kantor und Gemeinde. Mit spielerischer Leichtigkeit folgte Paul Tarling mit der "Fantasia on a Fugue of Sweelinck" von John Bull. Das Zusammenspiel von Organist und Chor im "Canticum" von Orlando Gibbons gelang vortrefflich, und bereits im ersten der zwei "Magnificats", die an diesem Abend erklingen sollten, zeichneten sich Organist und Madrigalchor durch große Hingabe in der musikalischen Darbietung aus.
Henry Purcells "Voluntary" in d-Moll ist ein rhythmisch überaus komplexes Stück, das eine Herausforderung für jeden Organisten darstellt. Tarling meisterte es bravourös, um danach dem Chor ein Fundament für zwei weitere Werke von Purcell zu geben.
Mit mächtigem Schritt wichen nun die Barockklänge der Romantik. Das "Magnificat" von Charles Viliers Stanford lieferte einen ersten Kontrast zur Renaissancevertonung desselben Textes. Der Madrigalchor meisterte die Epochenbrücke mit großer stimmlicher Brillanz, die auch der folgenden Orgelsonate von Edward Elgar nicht fehlte.
Das letzte "Magnificat" war, wiewohl das zeitlich jüngste im Reigen, mit deutlich größeren Solopassagen für Orgel gespickt. Chor und Organist gingen eine Symbiose ein, um die tiefe Bedeutung des Wortes "Amens" zu ergründen.
Carsten Klomp war mit seinem klaren Dirigat Garant für diese Symbiose. Der Heidelberger Madrigalchor brachte die Peterskirche mit wunderbar transzendenten Klängen zum schwingen und verabschiedete sich mit einem langen Amen aus Gardiners "Evening Hymn".