Laith Al-Deen (l.) und seine Musiker begeisterten in der Wollfarbrik. Foto: Lenhardt
Von Alexander R. Wenisch
Schwetzingen. Er hat "noch lange nicht genug", wie Laith Al-Deen schon im ersten Song klarmacht. Auch 20 Jahre nach seinem Durchbruch mit dem Lied "Bilder von dir", das er gleich hinterher schiebt, hat der Mannheimer Sänger noch Feuer. Mehr noch: Der 47-Jährige ist momentan so gut wie vielleicht noch nie in seiner Karriere.
Das zeigte er bei gleich zwei ausverkauften Konzerten im Club "Alte Wollfabrik" in Schwetzingen – ein "Heimspiel" für Al-Deen, der mittlerweile im benachbarten Brühl lebt. "Ähfach dehähm" ist er begeistert. So wie jeweils 370 Gäste im Publikum – darunter auch ein paar befreundete Musiker der regionalen Szene. Die "Wollfabrik" bietet den Rahmen für ein intimes Konzerterlebnis: Voll, aber nicht überfüllt, und nah genug dran, dass man die Energie auf der Bühne hautnah miterlebt. Und die ist enorm.
Fünf Musiker hat Al-Deen mit dabei, darunter natürlich seinen langjährigen Weggefährten Tobi Reiss an den Keyboards, aber auch die beiden Heidelberger Andy und Dave Mette, die an Schlagzeug und Gitarre den Deen-Songs ganz neue Dynamik verleihen. "Zwischen den Zeilen" wird zu einer starken Blues-Rock-Nummer, "Hör mir zu", ein ganz alter Song aus Al-Deens Repertoire, erstrahlt in neuem Glanz.
Ohnehin haben sich die Jungs für diese Clubtour, die nach einer erkältungsbedingten Unterbrechung des Frontmanns noch bis Februar geht, ein paar schöne, halb-akustische Varianten ausgedacht. So wird "Damit ich wieder schlafen kann" zum erdigen, emotionalen und mit einer hervorragenden Arabesque versehenen Stück; das "Fließende Wasser" ist mit einem klirrenden Rock-’n’ Roll-Piano versehen und "Keine wie du" gipfelt in minutenlangem 70er-Jahre-Funk. Was für ein Unterschied zu den poppig produzierten Songs auf Al-Deens Alben!
Der macht sich und seinen Fans dieses verfrühte Weihnachtsgeschenk nicht ganz uneigennützig. Die Gäste sind seine Versuchskaninchen. Al-Deen hat im vergangenen Jahr an einem neuen Album gearbeitet, das wahrscheinlich im Frühjahr erscheint. Einige neue Songs hat er schon im Gepäck, vielleicht, um die nächste Single schon mal unter Realbedingungen zu testen? Da sind also: "So nah dran", das mit einem an Mumford & Sons erinnernden Folkrock-Rhythmus Hitqualität hat oder der Namensgeber der kleinen Tour "C‘est la vie" mit einem starken Refrain. Heraus sticht aber vor allem "Glaub an dich" mit spannenden rhythmischen Brüchen und einem ohrwurmverdächtigen Singalong – ein heißer Anwärter auf den Song zur kommenden Fußball-EM.
Die Kernkompetenz des Kurpfälzers aber bleibt das ehrliche Liebeslied, das von Höhen und Tiefen im Leben erzählt. Was soll man auch sonst machen, als Gänsehaut zu produzieren, wenn man mit einer solch samtenen Soulstimme gesegnet ist? Und so singt der ganze Saal enthusiastisch bei "Dein Lied" mit, lässt sich von Al-Deen mehrmals als Background-Chor animieren. Immer wieder liegen sich die Pärchen im Saal in den Armen. Küssen gehört ausdrücklich dazu an diesem Abend, schließlich, das sagt Al-Deen von sich, sei er nun seit 20 Jahren "unterwegs im Namen der Liebe". Passend dazu gibt es im Übrigen auch einen neuen Song: "Liebe ist ein Geschenk". Botschaft angekommen. Mission erfüllt.