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Mitangeklagter schildert Todesangst (Update)

28.09.2022 UPDATE: 17.10.2022 16:14 Uhr 2 Minuten, 48 Sekunden

Kaiserslautern. (dpa) Im Prozess um die tödlichen Schüsse auf zwei Polizisten bei Kusel in der Pfalz hat der Nebenangeklagte erstmals Fragen des Gerichts zur Tatnacht Ende Januar beantwortet. Er schilderte, wie er nach den Schüssen des Hauptangeklagten auf die Beamten "abartige Angst" um sein eigenes Leben gehabt habe. "Ich hatte Angst, dass ich die Nacht nicht überleben werde", sagte er am Montag vor dem Landgericht Kaiserslautern. "Wer so leichtfertig zwei Menschen erschießt, der tötet auch noch einen dritten", sagte er über den wegen zweifachen Mordes angeklagten Hauptangeklagten (39).

Sein Hals sei wie zugeschnürt gewesen, sein Herz gerast. "Es habe lange gedauert, bis er wieder klar habe denken können. "Ich wusste nicht, wie reagieren", sagte der 33-Jährige, der wegen versuchter Strafvereitlung angeklagt ist. Er habe gesehen, wie die Polizistin bäuchlings zu Boden ging und auch den toten Polizisten gesehen. "Es war für mich ekelig und schlimm. Der leere Blick. Alles so aufgequollen."

Dann habe er seinen "Kopf ausgeschaltet" und sei den Anweisungen des 39-Jährigen gefolgt. "Ich hatte auch auf dem Heimweg noch Angst, dass was passiert." Der Hauptangeklagte soll eine Polizistin (24) und ihren Kollegen (29) bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle auf einer Kreisstraße mit Schüssen in den Kopf ermordet haben, um Jagdwilderei zu vertuschen.

Er selbst habe nie in seinem Leben mit scharfen Waffen geschossen, sagte der Nebenangeklagte. Er wisse auch nicht, wie man eine Waffe nachlade. Den 39-Jährigen kenne er seit Mitte 2021 - und seit vergangenem Oktober sei man mehrmals die Woche gemeinsam auf Jagd gewesen. Seine Aufgabe sei es gewesen, das vom Hauptangeklagten geschossene Wild einzusammeln.

Der 33-Jährige hatte zwar kurz nach seiner Festnahme bei der Polizei ausgesagt, aber im Prozess zur Tat bisher geschwiegen. Die Antworten auf zuvor eingereichte Fragen des Vorsitzenden Richters waren mit Spannung erwartet worden.

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Schon in seiner Aussage nach der Festnahme hatte der Nebenangeklagte seinen damaligen Komplizen für den Tod der beiden Polizisten verantwortlich gemacht. Der 39-Jährige dagegen will aus Notwehr nur den Polizisten getötet haben; für den Tod der Polizistin sei der 33-Jährige verantwortlich, hatte er im Prozess wiederholt ausgesagt.

Nach der Einlassung des 33-Jährigen trug der Hauptangeklagte rund 190 angebliche Lügen des Nebenangeklagten vor, die er in dessen bisherigen Einlassungen ausgemacht haben will.

Update: Montag, 17. Oktober 2022, 16.13 Uhr


Prozess wegen Erkrankung abgesagt

Kaiserslautern. (dpa) Im Prozess um die tödlichen Schüsse auf zwei Polizisten Ende Januar bei Kusel (Pfalz) hat das Landgericht Kaiserslautern die für diesen Mittwoch geplante Verhandlung abgesagt. Grund sei die Erkrankung des Hauptangeklagten, sagte ein Justizsprecher. Der nächste Termin ist für den 14. Oktober angesetzt.

Der Hauptangeklagte soll bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle auf einer Kreisstraße eine Polizistin und ihren Kollegen erschossen haben. Die Anklage geht davon aus, dass der 39-Jährige Jagdwilderei vertuschen wollte. Der Fall sorgte bundesweit für Entsetzen.

Einem Nebenangeklagten wirft die Staatsanwaltschaft vor, beim Verwischen der Spuren geholfen zu haben. Der 33-Jährige sollte am Mittwoch Angaben zur Tat machen - dazu könnte es dem Gericht zufolge am 19. Oktober kommen.

Der Mann hatte zwar kurz nach seiner Festnahme ausgesagt, schweigt aber seit Prozessbeginn im Juni zur Tat. Seinem Verteidiger zufolge ist er nun aber bereit, auf schriftlich eingereichte Fragen des Gerichts zu antworten.

Die beiden Männer waren kurz nach der Tat im nahe gelegenen Saarland festgenommen worden. Zuletzt hatte das Landgericht Termine bis zum Jahresende in Kaiserslautern vereinbart.


Prozess auch im Saarland

Saarbrücken. (dpa) Der Hauptangeklagte im Mordprozess um die tödlichen Schüsse auf zwei Polizisten in Rheinland-Pfalz soll sich auch im Saarland vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken habe den 39-Jährigen unter anderem wegen des Verdachts der Jagdwilderei und der versuchten gefährlichen Körperverletzung angeklagt, teilte die Justiz im Saarland am Mittwoch mit.

Den Ermittlungen zufolge soll der Mann 2017 ohne Berechtigung im Saarland ein Reh geschossen haben. Ein Zeuge habe sich dem Fahrzeug des heute 39-Jährigen in den Weg gestellt und sei beinahe überrollt worden. Danach habe der Beschuldigte zwei entlastende Alibi-Zeugen präsentiert, von denen einer seine Aussage aber zurückgezogen habe.

Eine Neubewertung der Beweise habe zur Anklage geführt, hieß es. Der Beschuldigte habe sich zu den Vorwürfen nicht mehr geäußert. "Wegen möglicher weiterer Taten der Jagdwilderei wird gegen den Angeschuldigten in einem gesonderten Verfahren ermittelt. Diese Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen", teilte die Staatsanwaltschaft Saarbrücken mit.

Der 39-Jährige steht seit Juni in Kaiserslautern vor Gericht. Er soll bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle auf einer Kreisstraße bei Kusel eine Polizistin und ihren Kollegen erschossen haben. Die Anklage geht davon aus, dass der Mann Jagdwilderei vertuschen wollte.