Hintergrund - TSG-Kommentar von Joachim Klaehn

14.05.2018 UPDATE: 14.05.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 22 Sekunden

Ein Kommentar von Joachim Klaehn

Wir blättern zurück: Am 17. Februar und 23. Spieltag hatte die TSG Hoffenheim mit 1:2 bei Schalke 04 verloren. Neunter waren die "Nagelsmänner". Mittelmaß. Beim darauffolgenden 1:1 im Badenderby gegen den SC Freiburg pfiffen sogar die Fans auf ihre Lieblinge, rund um den Klub rumorte es gewaltig. Die ungelöste Flick-Affäre beschäftigte die Entscheider - und der unschöne interne Machtkampf lähmte die Kraichgauer. Auf "Hoffe" setzte keiner mehr so richtig. Warum auch!? Stoff für Zoff.

Doch dann folgte ein unglaubliches Husarenstück. Elf Spiele waren es seit dem tristen Ausflug ins Revier, sieben Siege, drei Unentschieden, eine Niederlage - das Torverhältnis wurde von Null auf plus 18 hochgeschraubt. Und dies trotz einer Verletzungsserie auf der Zielgeraden - chapeau!

Solch eine Wende, ja Kurskorrektur kriegen nur außergewöhnliche Trainer mit einem kompetenten Funktionsteam im Rücken hin. Julian Nagelsmann kann noch kein ganz Großer sein - der Hype um ihn wirkte zuweilen unangemessen -, doch er ist ein sehr, sehr guter Fußballlehrer. Mit klaren Vorstellungen, Vorgaben und Spielregeln. Nagelsmann bevorzugt formationsübergreifende Prinzipien, versucht stets die wichtigen Räume mit den richtigen Akteuren zu besetzen, beweist Mut, reagiert fix, wenn es taktisch mal nicht so läuft wie geplant und macht Spieler besser.

Gewiss: Ohne Gesellschafter Dietmar Hopp gäbe es die TSG nicht in ihrer heutigen Form. Kein hochwertiges Bundesliga-Team, kein schmuckes Stadion, keine passende Infrastruktur, kein fein ausgetüfteltes Nachwuchsfördersystem. Freilich: Ohne Nagelsmann und den akribischen Personalplaner Alexander Rosen gäbe es hier in der Region auch keine Champions League. Sie haben den Laden gerettet, aufgeräumt wie seinerzeit unter Markus Gisdol, und auf das nächste Level gehoben, so dass sich nun auch "Hoffe"-Boss Hopp ein T-Shirt mit dem modernen Schriftzug "Königsklasse" überstreifen durfte.

Am 18. Mai jährt sich Hoffenheims kometenhafter Aufstieg in Deutschlands Beletage zum zehnten Mal. Nach einem 5:0 gegen Greuther Fürth im Abschlussmatch war der Durchmarsch perfekt. Auch damals gab’s Bierduschen, Jubel-Orgien, ekstatische Gefühle. Ein Dorf stand Kopf! Seither ist viel passiert. Die Entwicklung spricht, trotz mitunter heftiger Turbulenzen, für ein gut durchdachtes Fußballprojekt. Wie schon 2017 feierten die "Nagelsmänner" im "Level 12" der Print Media Academy Heidelberg. Mit Schloss-Blick. Und königlichen Aussichten für 2018/19 ...