Hintergrund - Eichelmann - Kritische Worte zu Wein-Bewertungen

09.11.2017 UPDATE: 09.11.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 6 Sekunden

Eichelmann: Kritische Worte zu Wein-Bewertungen

(klapf) 1248 Seiten, 13 Regionen, 940 Weingüter, 10.950 Weine - der "Eichelmann" gilt als Deutschlands umfassendster und zugleich kritischster Weinführer. Gestern stellte der in Heidelberg lebende Verleger Gerhard Eichelmann in Mannheim die neueste Ausgabe seines seit nunmehr 18 Jahren erscheinenden Standardwerks vor. Bei der Auswahl der Weine lag das Augenmerk der Jury auf der gesamten Kollektion der Weingüter und nicht auf einzelnen Spitzenweinen. "In Deutschland gibt es eine Reihe von Weltklasseweinen, die im internationalen Vergleich noch immer recht preiswert sind", so Eichelmann. Die aber stehen nicht zwangsläufig im Mittelpunkt des Buches. "Es sind auch die sehr guten Gutsweine, die man gerne trinkt - und die findet man in Deutschland zuhauf."

Kritische Worte fand der Verleger für die Bewertungspraxis mancher Weinverkoster und deren geradezu inflationäre Verwendung von Bestnoten. International wird meist ein 100-Punkte-Schema verwendet, ab 90 Punkten gilt ein Wein als "hervorragend". Bei manchen Verkostern fange die Bewertung offensichtlich erst bei 90 Punkten an. Bei Discountern stünden Weine mit "93 Kritikerpunkten" im Regal, ohne dass der Konsument erkennen könne, wer der Kritiker sei. Dies sei eine Verwässerung, die das gesamte System in Frage stelle.

"Aufsteiger des Jahres" ist Matthias Gaul aus dem pfälzischen Grünstadt-Asselheim, der "Jahr für Jahr an Details feilt und immer eigenständigere, feinere Weine erzeugt". Für die beste Weißweinkollektion wurde das Weingut Kühling-Gillot aus dem rheinhessischen Bodenheim ausgezeichnet, für die beste Rotweinkollektion Benedikt Baltes aus Klingenberg am Main und damit aus Franken. Die beste edelsüße Kollektion stammt vom Weingut Fritz Haag aus Brauneberg an der Mosel. Die Wahl zum "Weinklassiker des Jahres" fiel auf die Lage "Ungeheuer" im Pfälzer Weinörtchen Forst, präsentiert wurde daraus ein Riesling Großes Gewächs des Weinguts Georg Mosbacher. Für sein Lebenswerk geehrt wurde Hermann Dörflinger aus dem Markgräflerland.