Hochwasser in der Region

"Es hätte noch viel schlimmer kommen können" (Fotogalerie)

Beim Hochwasser am Neckar liefen zwar einige Keller voll, doch die Anwohner blieben entspannt

07.01.2018 UPDATE: 08.01.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden

Land unter: In Neckarsteinach trat der Neckar deutlich über die Ufer, angrenzende Wege und Felder wurden überspült. Foto: Alex (3)/Moll

Von Christoph Moll

Neckarsteinach/Neckargemünd. Als das Hochwasser am Freitagabend seinen Höhepunkt erreichte, saßen Ingrid und Rolf Siegel in Wiesenbach im Theater. Während die Neckarsteinacher die Aufführung des Theatervereins "Lambefiewa" genossen, schwappte daheim das Wasser in ihre Garage. Dass sie trotzdem entspannt waren, haben sie ihrer Hochwasser-Erfahrung zu verdanken. Fast jedes Jahr sind sie betroffen. Von einem allzu großen Hochwasser blieben die Städte am Neckar dieses Mal zwar zum Glück verschont - aber es war knapp.

Nervös werden die Bewohner der Neckarstraße in Neckarsteinach erst ab einem Pegel von sieben Metern in Gundelsheim. "Dann läuft es bei uns ins Haus", erzählt Rolf Siegel. Dieses Mal waren es "nur" 6,50 Meter. Am Samstagmittag laufen bereits die Aufräumarbeiten. Während wenige Stunden zuvor noch Teile der Neckarstraße überflutet waren und das Wasser auch in Keller lief, surren jetzt die Pumpen. Rolf Siegel greift derweil zu Schlauch und Besen und reinigt die Garage des Nachbarn. Hier hilft man sich gegenseitig. "Der Schlamm muss schnell weg, sonst wird er hart", sagt Siegel. "So langsam wie dieses Mal ist das Wasser aber noch nie zurückgegangen."

Hintergrund

Meckesheim/Mauer/Bammental. (bmi/cm) Die Gemeinden an der Elsenz erlebten in der Nacht auf Freitag ein Jahrhunderthochwasser. Der Pegel in Meckesheim stand mit etwa 2,55 Meter so hoch wie im Schnitt nur alle 100 Jahre. Die Rekordmarke aus dem Jahr 1994 mit 2,67 Meter wurde

[+] Lesen Sie mehr

Meckesheim/Mauer/Bammental. (bmi/cm) Die Gemeinden an der Elsenz erlebten in der Nacht auf Freitag ein Jahrhunderthochwasser. Der Pegel in Meckesheim stand mit etwa 2,55 Meter so hoch wie im Schnitt nur alle 100 Jahre. Die Rekordmarke aus dem Jahr 1994 mit 2,67 Meter wurde aber zum Glück nicht erreicht. Damals hatte das Hochwasser große Schäden hinterlassen, die Ortskerne standen unter Wasser. Dass es dieses Mal nicht so weit gekommen ist, ist auch den Rückhaltebecken an den Zuflüssen zu verdanken. Manche von ihnen waren in der Nacht auf Freitag fast ganz voll. So war die Lage in den Gemeinden:

Meckesheim: Gegen 18.15 Uhr trat hier am Donnerstag der Hochwasseralarmplan in Kraft. "Bis Mitternacht waren wir permanent unterwegs und haben die Pegel und Stauwehre an Lobbach, Elsenz und Schwarzbach überprüft", erzählt René Faul, stellvertretender Kommandant und Einsatzleiter der Feuerwehr Meckesheim. Über 20 Floriansjünger beider Abteilungen waren im Einsatz. Vor allem im Ortsteil Mönchzell: "Hier lief die Brühe die Hauptstraße runter", wie es Kommandant Matthias Grasse salopp formulierte. Der Grund? An mehreren Stellen waren Einläufe und Rechen durch Schwemmmaterial verstopft. In einen Keller in der Hauptstraße lief Wasser und der Radweg nach Mauer musste gesperrt werden.

In Meckesheim blieb es bei Kontrollmaßnahmen. "Wir sind dank der Rückhaltebecken mit einem blauen Auge davongekommen", so Kommandant Grasse. Das Becken am Schwarzbach "mit seinem Riesenvolumen ist bis an die Oberkante Unterlippe vollgelaufen" und wurde kontrolliert abgelassen.

Mauer: Hier spitzte sich die Situation gegen Mitternacht zu: Der Pegel der Elsenz stieg und stieg - bis Teile des Wiesentals und wenig später die Bahnhofstraße zwischen Elsenzbrücke und Bahnübergang überflutet wurden. Das Wasser stand hier etwa 20 Zentimeter hoch, wie Kommandant Tobias Braun berichtete. Die Wehr sperrte mit um die 20 Einsatzkräften bis kurz nach 6 Uhr die Straße, leitete den Verkehr um und richtete für Fußgänger einen Shuttlebus ein. Der Pegel war mit dem Jahrhunderthochwasser von 1970 vergleichbar" , sagte Braun. Seine Kollegen berichteten ihm, dass damals ganz Mauer unter Wasser stand. "Diesmal blieb dank der Rückhaltebecken und Hochwasserwänden alles verhältnismäßig ruhig."

Bammental: Rekordverdächtige 51 Einsätze hatte die Wehr zu verzeichnen. Laut Kommandant Timo Winkelbauer erreichte die Elsenz gegen Mitternacht einen Wert von 3,97 Meter. Bei 4,80 Meter droht die Überflutung. Die gute Nachricht: Meist blieb es beim Füllen von Sandsäcken und beim Aufbauen von Barrieren. Einige Feldwege und die Straße an der Elsenzhalle wurden gesperrt, deren Tiefgarage geräumt. "Am frühen Morgen hat sich die Situation aber schnell entspannt", sagte Winkelbauer. Die Wehr war mit rund 30 Personen im Einsatz, einige von 20 bis 11.30 Uhr - pausenlos.

[-] Weniger anzeigen

Nebenan ist Ulrich Matner nicht ganz so entspannt. Er hat erst vor zwei Jahren das Anwesen an der Steinachmündung gekauft und erlebt sein zweites Hochwasser. Das Wasser von der Steinach drückte in seinen Keller und stand dort 60 Zentimeter hoch. "Wir haben nur so viele Gegenstände im Keller, wie wir in einer Stunde ausräumen können." Auch für ihn sind sieben Meter die kritische Marke. Dann läuft das Wasser auf sein Grundstück. "Wenn man hier wohnt, hat man 350 Tage im Jahr Urlaub, aber 15 Tage muss man zittern", sagt Matner.

Wie in Neckarsteinach war auch in Neckargemünd die Feuerwehr im Dauereinsatz: Wie Mario Horvath berichtete, ging es für die Wehr bereits am Donnerstagabend los, als nach Starkregen mehrere Keller unter Wasser standen. Auf der Elsenz musste ein Boot gesichert werden, das zu kentern drohte. In der Nacht auf Freitag wurden die Parkplätze am Neckar und an der Elsenz kontrolliert und die Halter der geparkten Autos informiert. Aus der Tiefgarage in der Mühlgasse mussten vier Autos abgeschleppt werden. Sowohl die Mühlgasse als auch die Parkplätze am Neckar - außer der Lohplatz - wurden überspült. Sie wurden gestern vom Schlamm befreit, als der Neckar wieder in seinem Bett war. "Wenn es eine Stunde länger geregnet hätte, wäre es problematisch geworden", sagt Feuerwehrmann Horvath. Die Rückhaltebecken an den Elsenz-Zuflüssen hätten jedoch funktioniert. "Es hätte noch viel schlimmer kommen können - so war es ein normales Hochwasser."

Auch interessant
Hochwasser in Sinsheim: Der Regen hörte rechtzeitig auf
Hochwasser rund um Eberbach: Viele Helfer waren am Wochenende im Dauereinsatz
Hochwasser in Heidelberg: Heidelberg kam glimpflich davon (Fotogalerie)
Hochwasser im Neckar-Odenwald-Kreis: Mit einem blauen Auge davongekommen
Höchststände Montag erwartet: Hochwasser stoppt Schiffe auf dem Rhein
Hochwasser in der Region: Leichter Anstieg der Pegelstände in baden-württembergischen Flüssen
Hochwasser in der Region: Hier ist der Verkehr beeinträchtigt (Fotogalerie/Update)
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.