MVV entlässt Regioplan-Geschäftsführer
Der Mitarbeiter ist "Alter Herr" bei der Normannia. Ein Foto zeigt ihn neben einem Mann, der den Hitlergruß zeigt.
Heidelberg. (shy) Die MVV Energie AG hat den bisherigen Geschäftsführer des Tochterunternehmens MVV Regioplan entlassen. Das hat das Unternehmen am Dienstagnachmittag schriftlich mitgeteilt. Hintergrund ist ein Foto, das zuerst vom linken Mediennnetzwerk Indymedia veröffentlicht worden war. Es zeigt den Mitarbeiter des Mannheimer Energieversorgers MVV in den Räumen der Burschenschaft Normannia Heidelberg auf einem Stuhl sitzend, die rechte Hand mit einem Bierglas erhoben. Neben ihm sitzt ein Mitglied einer anderen Burschenschaft, das die rechte Hand zum Hitlergruß erhebt.
Nachdem die Rhein-Neckar-Zeitung die MVV Energie AG am Sonntag mit Text und Foto konfrontiert hatte, teilte ein Unternehmenssprecher am Montagvormittag mit, dass das Unternehmen den Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung bis zur Klärung des Vorgangs freigestellt hat.
Am Dienstag schrieb das Unternehmen: "Nach der gestern unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe erfolgten sofortigen Freistellung hat MVV nun heute die endgültige Trennung von dem Mitarbeiter vollzogen und den Arbeitsvertrag gekündigt. Gleichzeitig wurde er als Geschäftsführer der Tochtergesellschaft abberufen."
Ein Unternehmenssprecher bekräftigte zur Begründung erneut, dass das Unternehmen keinerlei Nähe zu rechtsradikalen Positionen duldet. MVV stehe für Toleranz, Vielfalt und Gerechtigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft.
Die Staatsanwaltschaft Heidelberg teilte auf Nachfrage mit, dass bezüglich des Fotos die Ermittlungen aufgenommen worden sind. Das Zeigen eines Hitlergrußes ist in Deutschland strafbar. Insgesamt sind auf dem Bild drei Personen zu sehen. Der MVV-Mitarbeiter, der Burschenschaftler, der den Hitlergruß zeigt und eine weitere Person im Hintergrund, die einen Helm trägt. Bei dem Mann, der den Hitlergruß zeigt, handle es sich laut Indymedia um ein Burschenschaftsmitglied aus Köln. Unklar ist, wann das Foto aufgenommen wurde.
Update: Dienstag, 6. Oktober 2020, 15.03 Uhr
Von Sarah Hinney
Heidelberg. Fast war es ruhig geworden um die Burschenschaft Normannia Heidelberg. Bis das linke Mediennetzwerk Indymedia am Freitag im Rahmen eines ausführlichen Textes ein Foto veröffentlichte, das einen hochrangigen Mitarbeiter des Mannheimer Energieversorgers MVV zeigt: Markus P., der Geschäftsführer der MVV Regioplan. P. sitzt auf einem Stuhl, hebt die rechte Hand mit einem Bierglas steil nach oben. Neben ihm sitzt ein Mitglied einer anderen Burschenschaft, das die rechte Hand reckt, aber ohne Bierglas – zum Hitlergruß.
Nachdem die Rhein-Neckar-Zeitung die MVV Energie AG am Sonntag mit Text und Foto konfrontiert hatte, teilte ein Unternehmenssprecher am Montagvormittag mit, dass das Unternehmen Markus P. mit sofortiger Wirkung bis zur Klärung des Vorgangs freigestellt hat. Man dulde keinerlei Nähe zu rechtsradikalen Positionen. "MVV steht für Toleranz, Vielfalt und Gerechtigkeit, gleichzeitig für Null Toleranz gegenüber jeglicher Form von politischem Extremismus." Dass es sich auf dem Foto um den Mitarbeiter handele, daran bestehe kein Zweifel, so der MVV-Sprecher auf Nachfrage. P. selbst war am Montagmorgen nicht zu erreichen. "Er wird sich aber dazu äußern müssen", sagte der Sprecher weiter. Klar ist bereits jetzt, dass P. nicht zufällig bei der Normannia ist. Er trägt ein Burschenschaftsband auf dem Foto. Laut Indymedia ist P. ein "Alter Herr" der Normannia.
Die Heidelberger Burschenschaft war Anfang September in den Blick der Öffentlichkeit gerückt, nachdem ein mutmaßlicher antisemitischer Übergriff öffentlich geworden war. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln. Daraufhin war die "Aktivitas" – also die Gruppe der studentischen Mitglieder der Burschenschaft – aufgelöst worden.
Das jetzt veröffentlichte Foto ist ein weiterer Hinweis darauf, dass längst nicht alle Fragen im Umfeld der Burschenschaft geklärt sind. Das Zeigen des Hitlergrußes ist in Deutschland eine Straftat. Wann das Bild entstand, ist derzeit noch unklar.
Die Bezüge der Normannia zu Rechten und Rechtsradikalen sind hingegen eindeutig. Zu den "Alten Herren" der Burschenschaft gehört der AfD-Bundestagsabgeordnete Christian Wirth. Er ist seit Sonntag AfD-Vorsitzender im Saarland. Auch die Veranstaltung der Nachwuchsorganisation "Junge Alternative Kurpfalz" (JA) im März 2018 im Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei – bei der der rechtsextreme damalige AfD-Brandenburg-Chef Andreas Kalbitz als Redner geladen war – hat Bezüge zur Normannia. Organisiert wurde diese vom damaligen JA-Sprecher Kilian Steinmann, nach RNZ-Informationen ebenfalls ein Normanne.
Update: Montag, 5. Oktober 2020, 23.54 Uhr