Kommentar von Joachim Klaehn

23.04.2017 UPDATE: 23.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute

Kommentar von Joachim Klaehn

Längst gehört es zu unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit, dass Menschen öffentlich beleidigt werden. Ob im beruflichen oder privaten Kontext, die Hemmschwelle ist deutlich geringer geworden. Und das Maß an Verunglimpfungen, Hetze und Hass hat gerade durch das Instrumentarium der (un)sozialen Netzwerke erheblich zugenommen. Die Schmähungen im Kölner Stadion gegen SAP-Mitbegründer und "Hoffes" Klubeigner Dietmar Hopp waren völlig daneben, unwürdig und abscheulich.

Einen großen Förderer der Forschung, Medizin, Bildung und des Sports auf eine Stufe mit Rechtspopulisten zu stellen, gehört sich nicht. Im Grunde offenbarten die krassen Abneigungs-Bekundungen nur die kriminelle Energie eines Teils der FC-Stehplatzfans und haben strafrechtliche Relevanz. Rund um den Dom und im Stadion von Müngersdorf wurde somit die Stimmung angeheizt. Nach dem jüngsten Bombenattentat auf den Dortmunder Mannschaftsbus wirkt ein derartig unreflektiertes Verhalten noch ein bisschen erbärmlicher.

Werte wie Mitmenschlichkeit, Fairplay und Respekt wurden in "Kölle" mit Füßen getreten.

Doch es gab auch Positives im brodelnden Kessel zu registrieren: FC-Stadionsprecher Michael Trippel forderte ständig die Schreier auf, ihre beleidigenden Gesänge zu unterlassen. Ihm gebührt ein Extralob. Erfreulich, dass Zuschauer aus dem Oberrang der Südtribüne und den Haupttribünenseiten die Pöbeleien des "Mobs" mit lauten Pfiffen quittierten. Vor Beginn der offiziellen Pressekonferenz ließ sich Kölns Präsident Werner Spinner zitieren: "Der FC entschuldigt sich bei Dietmar Hopp für die Rufe und Plakate von Teilen der Fans. Diese Beleidigungen sind inakzeptabel und sie spiegeln nicht die Werte wider, für die der 1. FC Köln steht."

Ach ja: Nagelsmanns spontane Gesellschaftskritik war Champions-League-reif. Ein kluger Kopf ist er.