Hintergrund - Kurz Interview

21.01.2022 UPDATE: 21.01.2022 20:49 Uhr 1 Minute, 6 Sekunden

Der Streit um die Betten

Die Fusionsfrage ist auch eine Verteilungsfrage. Das wird bei den RNZ-Recherchen immer klarer. Dadurch, dass das Uniklinikum Manheim und das Uniklinikum Heidelberg sich zusammenschließen wollen, ändert sich an den absoluten Kosten zwar zunächst nicht viel. Unterm Strich zahlt schließlich der baden-württembergische Steuerzahler – und dem ist es egal, ob das eine oder andere Ministerium diese Gelder verwaltet und weiterleitet. Dennoch blickt vor allem das Landessozialministerium von Minister Manne Lucha (Grüne) sehr genau auf die Anzahl der Betten und behauptet, es gebe hier zu viele davon.

> Überkapazität in der Region? Das Sozialministerium listet in Heidelberg, Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis, die alle drei in die "Health & Science Alliance" eingebunden sind, insgesamt 7601 stationäre Betten sowie 578 "teilstationäre Plätze" auf. Dies entspreche einem Bettendurchschnitt von 705 Betten (plus der teilstationären Plätze) pro 100.000 Einwohner. Im Landesdurchschnitt seien es nur 505 Betten pro 100.000 Einwohner.

> Rechnung geht an der Realität vorbei: Strittig ist schon lange (und nicht erst seit Corona), wie die Planzahl der Betten überhaupt zu bewerten ist. So wird Mannheim offiziell mit bis zu 1350 Betten gelistet, de facto werden jedoch seit Jahren nur rund 1000 Betten betrieben. Bei anderen Kliniken könnte es sich ähnlich verhalten, sagen die Befürworter der Klinikfusion.

> Mannheim bedient die Vorderpfalz: Die Quadratestadt ist ein Magnet für die Region, also auch für die Pfalz. Deshalb sind viele Vorderpfälzer Patienten in den bestehenden Mannheimer Kliniken (zu den 1000 Uniklinikbetten kommen 987 Betten in zwei weiteren christlichen Krankenhäusern hinzu). Die "Ortsfremden" belegen also Betten, die ihnen laut der Statistik des Sozialministeriums ("pro 100.000 Einwohner") gar nicht zustehen.

> Heidelberg international aufgestellt: Ganz ähnlich verhält es sich mit Heidelberg, das sogar dem internationalen Medizintourismus ein Obdach bietet. Hier macht die Berechnung von "Betten pro 100.000 Einwohner" noch weniger Sinn. (we)