Hintergrund Hans-Pfitzner-Straße

20.02.2022 UPDATE: 20.02.2022 19:30 Uhr 1 Minute, 18 Sekunden

Schriesheim. (hö) Mit einer Petition wenden sich insgesamt 65 Bewohner der Hans-Pfitzner-Straße an die Stadtverwaltung. Damit haben mehr als die Hälfte der insgesamt 126 Bewohner unterschrieben, da sich in der Unterschriftenliste nur wahlberechtigte Bürger (also keine Kinder und Jugendlichen) eintragen konnten.

Das ist der Wortlaut der Petition:

"Erst und dank der aktuellen Veröffentlichungen erlangte der wohl größte Teil der Bürgerschaft Kenntnis von der geschichtlichen Problematik des Namensgebers. Ein Großteil der unmittelbar betroffenen Anwohner lebt bislang ,unbelastet’, viele sogar seit über 40 Jahren, in ihrer Straße.

Zweifelsohne teilen die nachfolgend gelisteten Anwohner auf keinen Fall die bereits öffentlich publizierte antisemitische Haltung Pfitzners und distanzieren sich von dessen fremdenfeindlichen Schriften beziehungsweise Aufrufen. Wir vertreten aber auch die Auffassung, das Wirken und Schaffen von Personen der Zeitgeschichte stets im Kontext der jeweiligen Zeit zu bewerten (...).

Ein voreiliges Streben einiger kommunaler Stadträte nach einer Umbenennung des Straßenzugs unter dem öffentlichen Aufzeigen von Ersatzkandidaten/-innen ohne den Einbezug der betroffenen Anwohnerschaft empfinden wir dabei besonders verwerflich.

Wir, die Anwohner, befürworten daher, den Namen Hans-Pfitzner-Straße trotz Kenntnis seiner Ansichten beizubehalten und stattdessen für eine aktive Aufklärung des Straßennamensgebers in Form einer Zusatztafel, gemäß dem Wiener Modell, zu werben, um so in einem Akt der sicherlich erforderlichen Aufklärung beizutragen.

Eine Straßenumbenennung ist für die Anwohner nicht folgenlos. Die Konsequenzen können faktischer und mittelbar rechtlicher Art sein. Tatsächliche Folgen sind die Anschaffung neuer Briefbögen und Briefumschläge mit aufgedruckter Wohnanschrift und der Austausch der Visitenkarten. Auch die Mittelung der Adressänderung im privaten Bereich (zum Beispiel gegenüber Familienangehörigen, Freunden und Bekannten) und im geschäftlichen beziehungsweise beruflichen Verkehr (zum Beispiel gegenüber Arbeitgeber, Banken und Versicherungen) sowie gegenüber Behörden (zum Beispiel Finanzamt, Besoldungs- und Versorgungsamt) zählen dazu. Diese und weitere tatsächliche Folgen einer Straßenumbenennung erfordern nicht nur einen gewissen Zeitaufwand, sondern verursachen auch Kosten (...).

Sollte sich dennoch der Gemeinderat der Stadt Schriesheim für eine Namensänderung aussprechen, fordern wir Anwohner sowohl die Übernahme der entstehenden Kosten durch die Stadtverwaltung als auch eine unkompliziertere Form der einhergehenden Änderungen.

Die Anwohner der Hans-Pfitzner-Straße"