Tanner: "Man kann uns keinen Vorwurf machen!"
Hoffenheim stellt sich selbst nach der Schall-Attacke ein sauberes Zeugnis aus

Hoffenheim stellt sich selbst nach der Schall-Attacke ein sauberes Zeugnis aus
Der Hoffenheimer Fanverband "Supporters Hoffenheim" hat in seiner Erklärung überraschend deutliche Worte gefunden: "In jedem anderen Stadion hätten die Heimfans solche Hassparolen einfach niedergepfiffen", sagte die 1. Vorsitzende Stephanie Krotz. Tatsächlich konnte man beim Spiel am vergangenen Samstag den Eindruck haben, dass die 3.000 Dortmunder den übrigen 27.000 Besuchern akustisch überlegen sind. Denn die BVB-Fans feuerten ihre Mannschaft bis zur letzten Minute an. "Wir haben es bislang nicht geschafft, das ganze Publikum zu Fans der TSG zu machen", bilanziert der Vorsitzende des Fanclubs Neckartal Thomas Schmitz-Günther durchaus selbstkritisch die Lage. In der Zentrale in Zuzenhausen herrscht dagegen noch Verwunderung. "Mich überrascht die mediale Beachtung", sagt Manager Ernst Tanner, nachdem auch CNN und die "Washington Post" über die Fan-Beschallung berichtet haben. "Es zeigt mir, wie wir in der Republik geliebt werden", bemüht sich der Manager um Lockerheit. Doch möglicherweise macht man es sich zu einfach, jetzt alles auf die Medien zu schieben. Die erste Stellungnahme ging sonntags nur an ausgewählte Medien. Darin bestritt die TSG noch, dass der Verein etwas mit der Aktion zu tun haben könnte. Eine weitere, offizielle Erklärung des Vereins folgte erst 48 Stunden nach dem Spiel, als sich schon ganz Fußball-Deutschland über Hoffenheim wunderte. Man musste bekennen, dass ein Vereinsmitarbeiter die Aktion verursacht hatte und betonte eindringlich, dass der TSG-Mitarbieter "eigenmächtig" gehandelt habe und alles "eher einen scherzhaften Charakter haben sollte". Einen Tag später war die Geschichte vom Einzelfall mit Einzeltäter nicht mehr zu halten, man musste plötzlich einräumen, dass das Gerät nicht nur ein Mal, sondern fünf Mal eingesetzt wurde, aber trotzdem nie jemand etwas davon bemerkt hat. Dass an der Aktion auch noch eine zweite Person beteiligt war, erfuhr die Öffentlichkeit von der Polizei. Manager Ernst Tanner sieht den Fehler, "nicht gleich mit der ganzen Wahrheit rausgegangen" zu sein, sagt aber: "Man kann uns keinen Vorwurf machen, wir haben den Vorfall schnell, lückenlos und mit der gebotenen Sorgfalt aufgeklärt". Manche Beobachter sehen das anders. Denn noch immer ist unklar, wie der Mitarbeiter gleich fünf Mal das Gerät in der Arena aufbauen konnte, ohne dass der Sicherheitsdienst reagierte. "Eine Anlage in dieser Größe hätte auch eine Bombe sein können und die könnte man einfach so ins Stadion bringen und unter einen Block mit 3000 Menschen platzieren?", fragt ein empörter Fan. Die Antwort des Vereins ist nicht gerade beruhigend: "Wo die Apparatur stand, haben nur sehr wenige überhaupt Zutritt und diejenigen, die dort befugt arbeiten werden nicht infrage gestellt", so Manager Tanner. "Ich glaube auch nicht, dass die Mitarbeiter der Fremdfirmen davon Kenntnis hatten, was da genau passierte." Immerhin verspricht Tanner: "Wir werden unsere Konsequenzen ableiten müssen. Ich glaube, dass alle Mitarbeiter so sensibilisiert sind, dass so etwas in keinster Weise mehr vorkommen wird." Jetzt prüft der DFB den Fall. "Wir haben offensichtlich gegen Statuten verstossen", meint Tanner. Eine Geldstrafe "sei denkbar", so Tanner, "aber bis das Ganze nicht entschieden ist, werden wir keine weiteren Stellungnahmen abgeben!"