Die feine englische Art?

Andreas Beck flog ohne Kommentar von Markus Babbel aus dem Kader  

03.09.2012 UPDATE: 03.09.2012 08:24 Uhr 2 Minuten, 43 Sekunden
Die feine englische Art?

Andreas Beck flog ohne Kommentar von Markus Babbel aus dem Kader

Die Reaktion von Markus Babbel war heftig, als Tim Wiese von Bundestrainer Joachim Löw nicht für das Länderspiel gegen Argentinien nominiert wurde. "Respektlos" fand Babbel das Verhalten des Bundestrainers, "keinen Anstand" habe es gehabt, nur den Co- und den Torwarttrainer zu schicken, um Wiese seine Aussortierung aus dem Kader zu verkünden.

"Wir sprechen hier nicht von einem 20-jährigen Schulbuben, der jetzt einmal nicht eingeladen wird, sondern von einem gestandenen Spieler", sagte Babbel damals über Wiese und dessen Ausbootung. "Da erwarte ich einen anderen Umgang. Das macht man nicht."

Nun steht Markus Babbels Umgang mit seinen eigenen Spielern im Fokus. Ex-Kapitän Andreas Beck strich Babbel am Freitag - wie Löw Wiese - aus dem Kader. Kommentarlos. Ein Gespräch gab es vorher nicht. Beck stiefelte freitags in die Kabine und sah seinen Namen nicht auf der Kader-Liste für das Debakel gegen Frankfurt. Nicht einmal für die Ersatzbank reichte es.

Babbel redete zwar nicht mit, dafür aber öffentlich über Beck. "Andi macht zu viele spielentscheidende Fehler", erfuhr Beck die Meinung seines Trainers freitags aus der Presse.

Nun kann man über die Leistung des rechten Verteidigers zweifellos diskutieren. Beck bleibt seit Monaten weit hinter seinen Möglichkeiten. Sportlich mag die Entscheidung Markus Babbels richtig sein. Doch andererseits muss man dem Blondschopf zugute halten, dass er sich in seiner zweijährigen Amtszeit als TSG-Kapitän stets in den Dienst des Vereins und der Mannschaft stellte.

Wie sagte Babbel über Löw und Wiese: "Fachlich und sportlich will ich dazu kein Urteil fällen. Das ist die Entscheidung des Bundestrainers. Aber Das Verhalten des Bundestrainers in dieser Angelegenheit ist einfach eine Katastrophe. Ich finde das charakterlich schwach." Der Hoffenheimer Trainer darf sich nun nicht beschweren, wenn man ihm ein ähnlich dürftiges Zeugnis im Fall Beck ausstellt.

"Andi Beck ist das Gesicht von Hoffenheim", sagte noch vor einem Jahr Gesellschafter Dietmar Hopp. Beck machte jede Werbe-Tour der TSG mit, stellte sich im Gegensatz zu anderen auch bei Niederlagen und schwarzen Serien stets der Öffentlichkeit. Schießt man so einen Spieler öffentlich an, streicht ihn einen Tag später kommentarlos aus dem Kader und verpflichtet noch am selben, dem letzten Tag der Transferperiode mit Patrick Ochs einen weiteren rechten Verteidiger für Becks Position ohne mit seinem Ex-Kapitän ein Wort zu reden?

Bisher fiel Markus Babbel - beispielsweise bei Dominik Kaiser oder Ryan Babel - im Kraichgau eigentlich dadurch auf, dass er Spielern von Anfang an klar seine Meinung mitteilte, auch wenn diese unangenehm ist. Das Verhalten im Fall Beck passt daher eigentlich nicht in Babbels bisheriges Auftreten im Kraichgau.

War es also ein Fauxpas Babbels, oder der Versuch, einen neuen Reiz zu setzen? Fair bewerten kann man dies erst nach einigen Wochen. In der "SWR"-Sendung "Sport im Dritten" erklärte Babbel am Sonntag sein Verhalten: "Es war bewusst gemacht, um ihn mal zu reizen. Er ist ein Typ, der sehr ruhig ist. Ich wollte ihn da einfach auch mal reizen. Werden wir sehen, ob es geholfen hat. Heute früh habe ich mit ihm gesprochen über meine Beweggründe. Das wollte ich am Freitag nicht machen. Ich wollte ihn mit der Tatsache konfrontieren und bin gespannt, was für eine Reaktion kommt." Das klingt zwar ganz gut, doch welche Reaktion erwartet Babbel denn?

"Das Schlimme ist: Ich kann Andi im Training nichts vorwerfen", sagte Babbel im "SWR", ohne zu erläutern, was daran schlimm ist, wenn ein Profi im Training alles gibt. "Er gibt immer hundert Prozent Gas. Aber im Spiel macht er mir zu viele Fehler. Das habe ich ihm heute auch nochmal gesagt. Im Training gibt es nichts zu kritisieren. Aber im Spiel muss er zuverlässiger werden. Die Kritik war da, aber ich habe auch gesagt, dass er ein Top-Profi ist. Er tut alles für seinen Beruf. Er muss über 90 Minuten hochkonzentriert seine Position ausfüllen."

"Ich war schon leicht irritiert, dass kein persönliches Gespräch stattgefunden hat", sagte Beck der "RNZ". Am Sonntag holte Babbel das Gespräch unter vier Augen nach, um die Situation aufzulösen. Nach der schwachen Leistung von Stephan Schröck und seiner anschließenden Gelb-Roten Karte, erwarten nun nicht wenige Neuzugang Patrick Ochs in zwei Wochen in Freiburg in der Startformation. "Andi weiß, es ist noch ein Spieler dazugekommen, der seine Position spielen kann", so Babbel bei "Sport im Dritten". "Wir werden sehen, wer sich durchsetzt."

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