Matz Scheid lebt von der Musik und seinen Auftritten. Jetzt fallen die Einnahmen erst einmal weg. Er habe zwar Rücklagen aus vergangenen Auftritten, sagt Scheid. Das reiche auch eine Zeit lang, aber kein Jahr. Foto: Dorn
Von Annette Steininger
Hirschberg-Großsachsen. Nahezu alle Branchen sind derzeit von den Folgen der Corona-Krise betroffen. Besonders hart ist die Situation auch für Musiker – vor allem für diejenigen, die ausschließlich mit Konzerten ihr Geld verdienen. Einer von ihnen ist der Großsachsener Matz Scheid, den viele nicht nur als Leiter des Odenwälder Shanty-Chors kennen, sondern auch also Solo-Künstler und als Mitglied von verschiedenen Bands.
"Eigentlich geht’s mir gut, ich bin noch nicht krank", sagt Scheid dennoch tapfer. Gleichwohl sei er wie andere Freischaffende auch von der Corona-Krise betroffen. Und das natürlich noch mehr als die großen Stars der Musik-Szene. Der Großsachsener, der Folk-Songs, Mundart-Lieder, Shantys, Rock, Soul, Blues und Pop mit Gitarre und Stimme zum Besten spielt, appelliert daher an die Politik: "Subventioniert auch die Musiker, der Kulturbereich ist wichtig." Die Bundesregierung hat den Kulturschaffenden schon Unterstützung zugesagt, aber wann sie bei den Menschen ankommt, weiß niemand.
Scheid postet auf Facebook daher auch Aufrufe für Online-Petitionen und verschickt Aufrufe, dass man schon erworbene Konzert-Tickets behalten sollte – um Musiker, aber auch Veranstaltungsagenturen vor dem Aus zu bewahren. Einer davon ist von den Konzertagenturen der Folk-/Weltmusik-Szene: Sie rufen zur #AktionTicketBehalten auf. Gibt man seine schon erworbene Konzertkarte nicht zurück, würde man damit den Betrag symbolisch spenden. "Künstler und Veranstalter würden so vor einem vollständigen Einkommensverlust – zumindest in den kommenden Wochen – bewahrt", heißt es in der Pressemitteilung.
Auch Scheid würde sich freuen, wenn möglichst viele Menschen bei dieser Aktion mitmachen würden. Er selbst hat bislang zwei Konzerte absagen müssen, eines in "Erik’s Weinscheuer" in Großsachsen, eines in der "Woinemer Hausbrauerei". Noch weiß er nicht, wie viele schon Karten erworben hatten und sie behalten werden. Wie viel Geld ihm durch die abgesagten Konzerte entgeht, wollte Scheid nicht sagen.
Generell findet der Musiker es gut, dass es für Veranstaltungen nun klare Regeln gibt. "Am Freitag hatte ich noch mal einen Auftritt vor knapp 50 Menschen und dabei kein gutes Gefühl." Man müsse den Leuten Entscheidungen, ob sie irgendwo hingehen, in solchen Zeiten abnehmen. Und das sagt er bewusst, auch wenn Scheid durch solche Absagen einige Euro "durch die Lappen gehen".
Für ihn, "der von jetzt auf gleich arbeitslos geworden ist", bedeutet diese Situation auch: "Mein Sparschwein muss dran glauben." Er habe zwar Rücklagen aus vergangenen Auftritten, sagt Scheid. Das reiche auch eine Zeit lang, aber kein Jahr. "Dann muss ich an meine Altersvorsorge." Der Großsachsener hat sich überlegt, dass es doch ein schöner Zug von anderen Berufszweigen, die derzeit von der Corona-Krise profitieren, wie die Apotheken, wenn sie einen Teil des Geldes an Notleidende abgeben. "Man könnte ihnen ja dafür Eintrittskarten schenken, sobald die Konzerte wieder stattfinden", überlegt Scheid laut.
Der Musiker nutzt die Zwangspause nun, um noch mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Und natürlich auch, um zu proben und neue Songs einzustudieren. "Die nächsten Konzerte werden dann bestimmt bombastisch", sagt er trotz der ernsten Lage mit einem Schmunzeln.