Mit dem Bus zur Vorlesung: Für viele Studenten - wie hier am Uniplatz - ist das schon normal. Aber würden nicht noch mehr von ihnen auf den Nahverkehr umsteigen, wenn das Semesterticket nicht jedes Jahr teurer würde? Foto: Alex
Von Denis Schnur
Heidelberg. Mit diesem Wintersemester hat sich einiges geändert beim Semesterticket für die Heidelberger Studenten - auch der Preis. Rechnet man alle Kosten zusammen, wird zum ersten Mal die Marke von 200 Euro durchbrochen. Und in den nächsten Jahren kommen jährlich rund fünf Euro dazu. Zwar wird der Gemeinderat am morgigen Donnerstag voraussichtlich beschließen, den städtischen Zuschuss zum Ticket auszuweiten, doch der federt die Preissteigerungen nur ab. Wäre ein anderes Modell eine Möglichkeit, das Ticket günstiger zu machen - und mehr Studierende zum Umstieg auf den Nahverkehr zu bewegen? Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen:
Was kostet das Ticket aktuell? Wer sich sein Ticket am Kiosk kauft, zahlt derzeit 205,30 Euro. Die Summe setzt sich aus drei Teilen zusammen: 22,80 Euro zahlt jeder Student als "Sockelbetrag". Dadurch wird der Preis für das eigentliche Ticket günstiger. Ebenfalls jeden Studenten betreffen die Kosten für die Abend- und Wochenendregelung (s. unten): Das sind zusätzlich 12,50 Euro. Während also alle Studenten bei der Rückmeldung an der Uni 35,30 Euro zahlen, kommt der eigentliche Preis von 170 Euro nur bei denen dazu, die sich das Ticket kaufen. Dieser Preis wird sich jedoch weiter erhöhen - um fünf Euro jährlich bis 2024. Dann werden beim Kauf 195 Euro fällig.
Wie beteiligt sich die Stadt? Im Moment erhält jeder Student, der das Ticket über die Internetseite von Bahn oder Rhein-Neckar-Verkehr GmbH erwirbt, einen Zuschuss von 2,50 Euro. Er zahlt also 167,50 Euro für das eigentliche Ticket. In seiner morgigen Sitzung wird der Gemeinderat vermutlich beschließen, die Förderung beizubehalten - und auszuweiten. Bis 2024 soll sie laut dem Vorschlag der Verwaltung um 50 Cent pro Jahr steigen - auf bis zu 5 Euro im Semester. Somit würde die jährliche Preissteigerung zumindest um je zehn Prozent abgefedert. Dafür rechnet die Stadt, die als einzige Kommune im Verbreitungsgebiet des Rhein-Neckar Verkehrsverbund (VRN) das Ticket bezuschusst, mit Kosten von bis zu 90.000 Euro im Jahr.
Wie wird das angenommen? Laut VRN wurde das bezuschusste Ticket im Jahr 2018 rund 24.500 mal verkauft. "Das entspricht schätzungsweise gut der Hälfte der an Heidelberger Studierende verkauften Semestertickets", erklärt Beate Siegel, die beim VRN für das Ticket zuständig ist. Ob der Zuschuss dazu führt, dass mehr Studenten das Ticket nutzen, könne man nicht sagen, so Siegel. Beim Studierendenrat der Uni hält man das aber für unwahrscheinlich: "Nein, die Förderung ist begrüßenswert, aber angesichts der Preissteigerungen vonseiten der VRN ist die Summe marginal", so dessen Verkehrsreferenten.
Was bekommt man für das Geld? Wie überall berechtigt das Semesterticket dazu, den öffentlichen Nahverkehr im Verbreitungsgebiet uneingeschränkt zu nutzen. Das Heidelberger Ticket gilt von Kaiserslautern bis Würzburg, von Bensheim bis Bad Schönborn. Neben Bussen, Straßen- und S-Bahnen können auch Regionalzüge genutzt werden. In Heidelberg sind auch die Neckarfähre sowie die Bergbahn inklusive. Aber auch Studenten, die das Ticket nicht kaufen, können den Nahverkehr kostenlos nutzen. Sie dürfen abends ab 19 Uhr sowie an Wochenenden mit Bussen und Bahnen fahren. Seit 1. Oktober gilt die Regelung nicht mehr nur für Heidelberg, sondern für den gesamten VRN-Bereich.
Wäre ein Solidarticket eine Alternative? Diese Option hat Linken-Stadtrat Bernd Zieger in die Diskussion eingebracht. Bei dem Modell wäre der Erwerb des Tickets für jeden verpflichtend. Der Absatz würde sich erhöhen, der Preis im Gegenzug für alle sinken. Mit den Studierenden aus Kaiserslautern hat sich der VRN auf ein solches Modell verständigt. Diese zahlen für ihr Ticket insgesamt 131,69 Euro im Semester - also über 70 Euro weniger. Dieser Preis könne auch als Orientierungswert für ein Solidarmodell in Heidelberg gelten, so Siegel: "Wir sind für dieses Modell offen." Die Studierendenvertreter zeigen sich deutlich reservierter: "Ein solches Modell darf nicht zur übermäßigen Belastung für jene werden, die es nicht benötigen." Schließlich nutzten viele Studierende vor allem das Rad und seien nicht auf das Ticket angewiesen, so die Verkehrsreferenten. Deshalb gehen sie nicht davon aus, dass eine Mehrheit hinter einem Systemwechsel stünde.
Wie kann das Ticket dann attraktiver werden? Neben Preissenkungen sprechen sich die Stura-Referenten für mehr Moonliner aus. Dabei sollten nachts auch Straßenbahnen, nicht nur Busse, fahren. "Darüber hinaus wäre die Möglichkeit einer monatlichen Finanzierung eine große Hilfe für Studierende." Denn die müssten zu Semesterbeginn ohnehin so viele Kosten stemmen, dass viele sich das Ticket zu diesem Zeitpunkt schlicht nicht leisten könnten.