In der Hauptstraße klärten Aktivisten der "International Justice Mission" gestern mit einem 15 Meter langen Band über Menschenhandel und Sklaverei auf. Denn das Problem ist auch heute noch aktuell. Foto: Philipp Rothe
Von Julian Weber
Heidelberg. Ein blaues Bändchen gegen Menschenhandel und Sklaverei: Am gestrigen Mittwoch haben Aktivisten der "International Justice Mission" mit einem Stand am Anatomiegarten auf das Thema aufmerksam gemacht. Den Angaben der Organisation zufolge sind ungefähr 40 Millionen Menschen auf der Welt von Sklaverei und Menschenhandel betroffen.
"Auf den blauen Bändchen steht ‚Frei‘. Damit wollen wir zeigen, dass wir in Deutschland frei sind. Unser Ziel ist aber, dass alle Menschen auf der Welt frei sind", sagt Damian Domke. Der 25-jährige Student engagiert sich in seiner Freizeit in der Hochschulgruppe der "International Justice Mission". Die gemeinnützige Organisation mit Sitz in Washington widmet sich vor allem den Opfern schwerster Menschenrechtsverletzungen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, haben die Studenten auf der Hauptstraße ein 15 Meter langes Banner ausgerollt. Darauf wird kurz erklärt, was Sklaverei und Menschenhandel sind und wie die aktuelle Situation auf der Welt aussieht. "Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf Arbeitssklaverei. Diese Menschen müssen unter unvorstellbaren Bedingungen schwerste körperliche Arbeit verrichten, teilweise bis zu 17 Stunden am Stück", sagt Domke. Aber auch Zwangsprostitution sei ein großes Problem, mit denen sich die Organisation befasse.
Das Ziel: Die Opfer von Sklaverei und Menschenhandel zu befreien und die Täter zu überführen. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte von Gideon aus Ghana. Der Junge schaut mit ernstem Blick von einem Flyer der Organisation, er hat Narben an Armen und Beinen. Der etwa zwölf Jahre alte Junge wurde von einem Kinderhändler entführt und musste als Sklave auf einem Fischerboot arbeiten. Nach wochenlangen Ermittlungen gelang es der Organisation, zehn Jungen zu befreien - darunter Gideon. Gleichzeitig seien acht Männer wegen des Verdachts des Menschenhandels festgenommen worden. Heute hat Gideon die Chance, seinen Schulabschluss zu machen.
Der Infostand am Anatomiegarten war Teil einer deutschlandweiten Aktion, die am Europäischen Tag gegen Menschenhandel möglichst viel Aufmerksamkeit auf das Thema lenken sollte. Domke: "Das Ziel war, dass sich die Leute das Bändchen um den Arm legen, davon ein Bild machen und das Foto in einem sozialen Netzwerk posten."