Die "Artbacken" im Marstallhof beim RNZ-Fototermin. Bis Samstag führen sie im Kulturfenster ihr aktuelles Stück auf. Foto: Philipp Rothe
Von Julian Weber
Bei der studentische Theatergruppe "Artbacken" laufen die Dinge etwas anders: Jeder ist Regisseur, wer gerade nicht schauspielert, hilft beim Text oder macht Verbesserungsvorschläge. In diesem Semester führen die zwölf Laienschauspieler das Stück "Sechs Personen suchen einen Autor" von Luigi Pirandello auf. Seit April wird geprobt, Premiere war gestern im Kulturfenster, bis Samstag folgen drei weitere Aufführungen.
Zu Beginn des Stücks proben ein Schauspieldirektor und sein Ensemble für eine neue Inszenierung. Dann platzen sechs Personen herein und wollen ihr eigenes Stück aufgeführt wissen - sie sind Bühnenfiguren aus einem unvollendeten Theaterstück, die nach einem neuen Autor suchen. Nach anfänglichem Widerstreben lässt sich der Direktor auf das Wagnis ein. Es entspinnt sich ein Drama über die vergeblichen Versuche, das Stück auf die Bühne zu bringen.
Der aufbrausende und kindlich eigensinnige Direktor wird von Geschichts- und Lateinstudent Oliver Schlauersbach gespielt. Er erklärt: "Wichtig ist die Doppelbödigkeit: Auf der einen Seite gibt es die reale Ebene, repräsentiert durch Theater und Schauspieler, und auf der anderen Seite die fantastische Ebene, der die sechs Personen angehören." Den Direktor sieht Schlauersbach dabei als eine Art Grenzgänger. Am Anfang gehöre er der realen Ebene an, aber als er sich zum Autor aufschwingt und die Geschichte der sechs Personen erzählen will, habe er plötzlich auch eine gestaltende Funktion. "Der Theaterdirektor nimmt dadurch eine Metaperspektive ein und hat bei den oft grausigen Szenen unerwartete Gefühlsregungen, beispielsweise, wenn er eine Szene im Freudenhaus als ‚ausgezeichnet‘ oder ‚wunderbar‘ bezeichnet", sagt Schlauersbach,
Die Theatergruppe "Artbacken" ist keinem Seminar oder Institut zugeordnet, Studenten aus allen Fachrichtungen machen mit. Gegründet wurde sie im Sommer 2014. "Wir hatten einfach Lust, Theater zu spielen, und so nahm das Ganze nach und nach seinen Lauf. Unsere Devise lautet: Einfach mal machen, dann sieht man, was daraus wird", erklärt Schlauersbach. Bei "Artbacken" hat jeder ein Mitspracherecht, es gibt keine Hierarchien, keine Castings oder ähnliche Limitierungen. Das Ziel der Truppe ist, mit Spaß und Begeisterung möglichst unkompliziert Theater zu machen. Egal, ob neues Mitglied oder schon länger dabei, jeder soll eine Rolle bekommen, die passt. Die Proben laufen basisdemokratisch ab. Entscheidungen, die normalerweise in den Bereich der Regie fallen, werden von allen getroffen.
Die weiteren Aufführungen sind am Donnerstag, 14. Juli, sowie am 15. und 16. Juli im Kulturfenster, Kirchstraße 16. Der Eintritt ist frei, die "Artbacken" spielen aber nach dem "Pay-After-Prinzip" - die Zuschauer sollen nach der Aufführung den Betrag bezahlen, den sie für angemessen halten. Kartenreservierungen unter www.artbacken.de.