Von Anica Edinger
Der Durchbruch ist geschafft: Das Collegium Academicum (CA) darf auf das Hospital-Gelände in Rohrbach ziehen. Das beschloss der Konversionsausschuss des Gemeinderats in nicht-öffentlicher Sitzung. Die Stadt bestätigte die Entscheidung jetzt gegenüber der RNZ. Damit endet für die Aktiven des CA eine lange Phase des Verhandelns, Wartens - und des Kämpfens. Denn die Idee, auf den Konversionsflächen ein selbstverwaltetes Zentrum für Studenten einzurichten, ist schon gut drei Jahre alt. Und die Einrichtung CA kann auf eine viel längere Geschichte zurückblicken.
"Eigentlich wollten wir näher ans Zentrum der Stadt", berichtet etwa Margarete Over vom CA. In die Nähe der Universität und kultureller Einrichtungen. Erst visierte man das Mark Twain Village in der Südstadt als möglichen Standort an, dann beschloss der Gemeinderat im November vergangenen Jahres auf einen überraschenden Vorstoß von Hans-Martin Mumm (GAL), dass das CA auf die Patton Barracks zwischen Speyerer Straße und Kirchheimer Weg ziehen sollte. "Es war ein ständiges Hin und Her", berichtet auch Nicolai Ferchl vom CA - Rückschläge eingeschlossen. Nicht nur einmal habe man in den Verhandlungen mit der Stadt beinahe ans Aufgeben gedacht, sagt der 28-Jährige. "Umso glücklicher sind wir jetzt, dass wir eine Fläche bekommen haben." Und für die haben die rund 15 Studenten und Ex-Studenten des CA-Teams eine große Vision - die weit übers schlichte Wohnen hinausgeht.
Die Stichworte sind Interdisziplinarität, Gemeinschaft und Basisdemokratie. Im neuen CA soll es Lernräume geben, in denen Studenten aus allen Fachrichtungen gemeinsam projektbezogen arbeiten können. Seminare und Workshops sollen angeboten, Workshops, Ateliers und Werkstätten eingerichtet werden. Es sollen Freiräume entstehen, in denen selbstverwaltet und nicht-kommerziell gewerkelt werden kann, in denen Materialien geteilt werden und man sich gegenseitig unterstützt. "Solche Räume fehlen in Heidelberg", ist Ferchl überzeugt. Außerdem soll ein Propädeutikum nach dem Vorbild des Leibniz-Kollegs in Tübingen eingerichtet werden. "Eine Schnittstelle für den Übergang von der Schule zum Studium", erklärt Over. Und schließlich sollen 200 Studenten, Doktoranden und eventuell auch Flüchtlinge ein neues Dach über dem Kopf bekommen.
Für all das steht dem CA-Team auf dem Hospital-Gelände ein vierstöckiges Bestandsgebäude bei der ehemaligen Nachrichtenkaserne der US-Armee zur Verfügung, außerdem soll ein ebenfalls vierstöckiger Neubau in Holzbauweise entstehen. Der Entwurf dafür steht. Geplant wurde er von dem Architekten Hans Drexler aus Frankfurt - im Auftrag der Internationalen Bauausstellung Heidelberg (IBA). "Die IBA ist Geburtshelfer für das Projekt", erklärt deren Kuratorischer Leiter Carl Zillich. Von Anfang an habe man das CA intensiv begleitet, es gab Workshops für das ganze Team und einen ständigen Austausch. Das CA ist eines von vier IBA-Projekten, die 2018 bei der ersten richtigen Ausstellung der IBA präsentiert werden. "Wir hoffen, dass alle vier bis dahin auch gebaut sind", gibt sich Zillich zuversichtlich. Für Ferchl ist klar: "Die IBA ist für uns ein Ermöglicher."
Und dennoch: Nach dem ersten Aufatmen geht es für das CA-Team jetzt ans Eingemachte. Die grundsätzliche Planung stehe zwar, dennoch ist noch einiges zu klären und zu erarbeiten, meint Ferchl. An erster Stelle steht da die Finanzierung des Projektes. Aktuell bewirbt man sich um eine Förderung des Bundes. Dann müssen Verträge mit der Stadt abgeschlossen werden, die die Fläche erst noch von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) erwerben muss. Grundstückpreise müssen diskutiert und schließlich Baurecht geschaffen werden. Der Weg ist also noch lang. Deshalb braucht das CA jetzt Unterstützung von weiteren Studenten, Doktoranden oder anderen, die sich für das Projekt begeistern - und die bereit sind, eine Vision in die Tat umzusetzen.
Info: Das CA-Team trifft sich jeden Mittwoch um 18 Uhr in der Sandgasse 7. Kontakt: collegiumacademi cum@posteo.de.