BUND kritisiert Buga 23 und steigt aus
Die Naturschützer stören sich unter anderem an den Eingriffen im Landschaftsschutzgebiet Feudenheimer Au.

Von Alexander Albrecht
Mannheim. Für die Bundesgartenschau in Mannheim sind bereits 20.000 Dauerkarten verkauft worden, auf dem Spinelli-Gelände und im Luisenpark rollen die Bagger, wird geschafft und gewerkelt. Damit bis zur Eröffnung im April nächsten Jahres möglichst alle Attraktionen fertig sind: die knapp 20 Blumenschauen, die Seilbahn, der Panoramasteg, die neue Pinguinanlage und vieles mehr. Für die nachhaltigste Buga aller Zeiten, so das ehrgeizige Ziel der Organisatoren.
Doch gerade jetzt erhält die Aufbruchstimmung einen herben Dämpfer. Der Umweltschutzverband BUND steigt aus der 180-tägigen Großveranstaltung aus und übt heftige Kritik an den Machern – "die weiterhin zu wenig Wert auf Klima- und Naturschutz legen", so der zentrale Vorwurf. Oder wie der Kreisvorsitzende Wolfgang Schuy in einer Mitteilung brummt: "Die gesamte Ökobilanz der Buga ist eher negativ. Das können wir so nicht unterstützen."
Eigentlich wollte sich der BUND am sogenannten Campus-Programm der Buga beteiligen und dort vier bis sechs Vorträge anbieten – von insgesamt rund 2000. Diese sollen nun in eine eigene Reihe der Naturschützer mit Referaten zur Klima- und Biodiversitätskrise ausgegliedert werden. Die Kritik des BUND ist nicht neu und immer wieder vorgetragen worden. So stößt er sich daran, dass in den kommenden Jahren "in größerem Umfang als geplant" Grundwasser hochgepumpt wird, um Wiesen, Bäume und Pflanzen auf dem Spinelli-Gelände zu bewässern. Später soll diese Aufgabe der dann renaturierte Neckar übernehmen, wann genau, ist unklar.
Ebenso bekannt ist die Haltung des BUND zu den Eingriffen in der Feudenheimer Au. Das Landschaftsschutzgebiet liegt gegenüber von Spinelli, dazwischen verläuft die viel befahrene Straße Am Aubuckel. Ein Stein des Anstoßes: der Teil eines Radweges, der von der Au auf das Buga-Gelände führt. Für die 25 Meter lange Unterführung muss ein Teil des Hochgestades versiegelt werden. Der BUND spricht von der "Zerstörung einer einzigartigen Kulturlandschaft". Der Boden sei in seiner Funktion auf Jahrzehnte hinaus ruiniert. Was den Naturschützern ebenfalls missfällt, sind die mächtigen Stützpfeiler für die Buga-Seilbahn in der Au oder der Panoramasteg, über den die Besucher von Spinelli aus zu einer Aussichtsplattform gelangen, die frei über dem Landschaftsschutzgebiet "schwebt".
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Weitere Kritikpunkte: Der BUND wirft den Organisatoren vor, zu wenig Rücksicht auf eine geschützte Orchideenart und Wildbienen zu nehmen. Für die Haubenlerche komme der Schutz wahrscheinlich zu spät, und bei den Bäumen auf Spinelli werde fast ausschließlich auf nicht-heimische Arten gesetzt. BUND-Regionalgeschäftsführerin Bianca Räpple zieht ein fast schon vernichtendes Fazit: "Es wurden und werden Entscheidungen getroffen, welche Natur und Landschaft nicht dienlich sind, oft zugunsten der gärtnerischen Ausstellungsästhetik oder weil die Zeit drängt."
Doch alles schlecht finden die Naturschützer dann doch nicht. Räpple lobt die Entsiegelung und den Abriss von Hallen auf dem ehemaligen US-Militärgelände Spinelli oder die geplante Drei-Felder-Wirtschaft. Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach bedauert den Ausstieg des BUND und weist zugleich die Kritik weitgehend zurück. Er nennt zum Beispiel die U-Halle, aus der Betonboden entnommen und in der Au zu einem Eidechsen-Habitat zusammengesetzt wurde. Und bei den 2023 gepflanzten "Zukunftsbäumen" auf Spinelli – die nach der Buga über das ganze Stadtgebiet verteilt werden – handle es sich ausschließlich um von Fachleuten empfohlene, klimaresiliente Arten.
Haubenlerchen gäbe es seit zwei Jahren auf dem Areal der Bundesgartenschau gar nicht mehr. Und abgesehen davon habe man über 1,4 Millionen Euro für Natur- und Umweltschutzgutachter und -berater ausgegeben, um mit fachlicher Unterstützung die Fläche verantwortungsvoll zu gestalten. Deshalb will Schnellbach auch nicht seine Aussage korrigieren, wonach die Mannheimer Buga die bislang nachhaltigste werde. Man nutze ausnahmslos Ökostrom und setze auf das Dach der U-Halle die größte Solaranlage der Stadt. Außerdem müsste für die Buga kein neues Gebäude entstehen, und auch das Verkehrskonzept überzeuge unter Ökogesichtspunkten mit einer gebrauchten Seilbahn, Radwegen und der starken Einbeziehung des öffentlichen Nahverkehrs.




