Erste Industriebetriebe der Region reduzieren Produktion
Einer Umfrage der IHK Rhein-Neckar zufolge sieht sich die Industrie von hohen Energiekosten massiv betroffen. Der Handlungsdruck sei hoch.

Von Matthias Kros
Mannheim. Die Industriebetriebe in der Region fühlen sich massiv von den gestiegenen Energiepreisen betroffen. Das geht aus einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar hervor, an der sich 156 Industrieunternehmen beteiligt hatten. Sie ist Teil der regelmäßigen Konjunkturumfrage der IHK, deren Ergebnisse am kommenden Donnerstag präsentiert werden. Als Reaktion führen die Unternehmen teilweise bereits ihre Produktion runter oder erwägen, ihre Produktion zu verlagern, teilte die Kammer am Montag in einer Presseinformation mit. Knapp drei Viertel gäben die gestiegenen Preise überdies an die Abnehmer weiter.
Vor etwa einem Monat hatte bereits der Baustoffkonzern Heidelberg Materials (ehemals HeidelbergCement) vor temporären Werksschließungen in Deutschland gewarnt. Wenn der Strompreis nicht dauerhaft falle, müsse das Unternehmen das ein oder andere Werk komplett vom Netz nehmen, darauf habe man sich vorbereitet, hatte der Vorstandsvorsitzende Dominik von Achten gesagt. Zudem verlagert das Unternehmen die Produktion bereits auf Tage, an denen die Strompreise niedriger seien, vor allem am Wochenende. In der Ende vergangener Woche präsentierten Quartalsbilanz von Heidelberg Materials hinterließen die Energiepreise allerdings kaum negative Spuren.
Noch stärker betroffen sieht sich die BASF in Ludwigshafen, die wegen der hohen Energiekosten nach eigenen Angaben aktuell an einer längerfristigen Umstrukturierung der Chemiestandorte in Europa arbeitet. Zudem hat der Konzern ein 500 Millionen Euro schweres Sparpaket aufgelegt, das auch einen Stellenabbau beinhalten wird.
Auch bei der IHK-Umfrage überwiegt der Pessimismus. Befragt nach den Folgen einer möglichen Gasdrosselung um 25 Prozent, gaben der Kammer zufolge 14 Prozent der Unternehmen an, ihre Produktion dann einstellen zu müssen. Insgesamt halten sich über 90 Prozent der Industriebetriebe für unmittelbar von den hohen Energiekosten betroffen. 16 Prozent der Befragten geben an, ihre Produktion zurückzufahren. Jedes zehnte Unternehmen erwägt eine Verlagerung ihrer geschäftlichen Tätigkeit.
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"Das ist für die Region ein bedrohlicher Befund. Da die energieintensive Produktion sehr kapitalintensiv ist, sind Verlagerungen nicht ohne weiteres möglich", Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der IHK Rhein-Neckar, der Mitteilung zufolge. Dass so viele Betriebe über Verlagerung nachdenken würden, zeige den immensen Handlungsdruck. Nitschke warnt in diesem Zusammenhang, dass diese Prozesse oftmals schleichend über unterlassene Investitionen sowie über eine Verlagerung von Neuinvestitionen an andere Standorte erfolgten. "Die Folgen dieser Entwicklung werden wir daher möglicherweise erst mittel- bis langfristig bemerken und sie sind dann in der Regel nicht mehr umkehrbar", so der IHK-Vertreter.
Mehr als 70 Prozent der Industriebetriebe gaben bei der Umfrage an, die gestiegenen Energiepreise direkt an ihre Kunden weiterzugeben. Rund jeder fünfte Betrieb hat darüber hinaus vor, auf alternative Energieträger auszuweichen. Nitschke wertet das als erfreuliches Signal: "Die Industrieunternehmen der Region stellen sich den aktuellen Herausforderungen steigender Energiepreise und investieren zunehmend in Energieeffizienzmaßnahmen". Diese Investitionen stünden auf Platz zwei der Investitionsmotive in der Industrie, direkt nach der Ersatzbedarfsbeschaffung.




