Heidelberg Materials erwägt Stopp der Zement-Produktion
Der Zementhersteller leidet unter den hohen Energiepreisen und erwartet Mehrkosten in Milliardenhöhe.

Von Matthias Kros
Heidelberg. Die steigenden Energiepreise machen immer mehr Unternehmen zu schaffen. Der Baustoffhersteller Heidelberg Materials – früher bekannt als HeidelbergCement – erwägt sogar, einzelne Werke in Deutschland zeitweise zu schließen. Wenn die Preise für Gas und Strom nicht wieder nachhaltig sinken würden, könne es dazu kommen, sagte Vorstandschef Dominik von Achten am Dienstagabend in Heidelberg. "Darauf haben wir uns eingestellt." Vergangene Woche hatte bereits der Mannheimer Biosprit-Hersteller CropEnergies angekündigt, wegen der hohen Energiepreise die Stilllegung von Anlagen zu prüfen.
Bislang sei es aber noch zu keinen Werksschließungen gekommen, sagte ein Sprecher von Heidelberg Materials am Mittwoch. Allerdings verlagere man die Produktion bereits auf Tage, an denen die Strompreise niedriger seien, vor allem am Wochenende. Von Achten hatte in diesem Zusammenhang auch die Flexibilität der Beschäftigten gelobt. Mit Arbeitnehmervertretern aus Betriebsrat und Gewerkschaft stehe man in entsprechenden Gesprächen.
Heidelberg Materials ist der zweitgrößte Zementhersteller der Welt. Global betreibt der Konzern knapp 150 Zementwerke, acht davon in Deutschland. Eines davon ist in Leimen, allerdings sollen die Ofenanlagen hier ohnehin Anfang 2023 komplett stillgelegt und die Klinkerproduktion geschlossen werden. An diesen Plänen ändere sich nichts, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch.
Auch in der Bilanz des Dax-Konzerns werden die explodierenden Energiekosten wohl deutliche Spuren hinterlassen. Man sei zwar bis zu einem gewissen Grad gegen steigende Energiekosten abgesichert, sagte Finanzvorstand René Aldach. Dennoch geht er davon aus, dass die Energiekosten im laufenden Jahr um eine Milliarde Euro auf 3,1 Milliarden Euro steigen werden.
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Die Zementindustrie gehört seit jeher zu den energie- und rohstoffintensivsten Branchen in Deutschland. Deshalb trifft die aktuelle Energiepreiskrise die Heidelberger mit voller Wucht. Neben der Verlagerung der Produktionstage auf die Wochenenden fahre man in den Zementöfen den Einsatz von alternativen Brennstoffen wie Holzpellets, Altreifen, Kunststoffabfall oder Klärschlamm nach oben, so von Achten. Der Anteil liege bereits bei 80 bis 90 Prozent, 100 Prozent seien möglich.
Als Folge der steigenden Energiepreise und den damit verbundenen vorübergehenden Produktionsstopps in Deutschland könnten die Preise für Baumaterialien wie Zement weiter steigen, kündigte von Achten an. Eine Verlagerung der Produktion an Standorte mit geringeren Energiekosten werde aktuell aber nicht erwogen. Zement werde üblicherweise dezentral produziert, da der Transport über lange Strecken unwirtschaftlich sei. Um Arbeitsplätze und Produktion zu schützen, forderte von Achten eine Obergrenze für Gas- und Strompreise. Das könne dann auch die starken Preisschwankungen eindämmen, die derzeit eine verlässliche Planung stark erschwerten.



