Schriesheim

Mehr Fragen als Antworten zum "Bellevue" als Flüchtlingsunterkunft (Update)

Erst war der Umbau zu einem Wohnkomplex geplant, nun sollen 80 Personen vorläufig untergebracht werden.

12.10.2022 UPDATE: 13.10.2022 19:19 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Das lange leer stehende Hotel „Bellevue“ am Altenbacher Ortsrand Richtung Wilhelmsfeld soll schnellstmöglich als Flüchtlingsunterkunft des Kreises genutzt werden. Foto: Kreutzer

Schriesheim-Altenbach. (max) Das ehemalige Hotel "Bellevue" soll zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut werden. Dazu richtete die RNZ eine Anfrage an die Stadtverwaltung, zumal das Gebäude eigentlich laut einer Bauvoranfrage im Ausschuss für Technik und Umwelt vom letzten Jahr zu einem Wohnhaus mit zwölf Einheiten umgebaut werden sollte. Ob seitdem Bauarbeiten in dem Gebäude vorgenommen wurden, konnte das Bauamt auf RNZ-Anfrage nicht mitteilen, da nicht "jede bauliche Veränderung eines Bauantrags bedarf".

In der Beschlussvorlage, mit der am Montag im selben Ausschuss die Umnutzung des Hotels zur vorläufigen, vom Kreis betriebenen Geflüchtetenunterkunft beschlossen wurde, heißt es aber: "Eine bauliche Veränderung des Gebäudes wird nicht angestrebt." Bereits 2018 war der Betrieb im "Bellevue" eingestellt worden. Ob das Hotel seitdem den Besitzer gewechselt hat, konnte die Stadtverwaltung auf RNZ-Anfrage aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht mitteilen. Was allerdings mitgeteilt wurde: dass es der Eigentümer war, der an Stadt und Kreis herantrat, um das Gebäude als Unterkunft für Menschen auf der Flucht anzubieten. Wie lange das Hotel als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden wird und was danach mit dem Gebäude geschehen soll, ist derzeit nicht bekannt.

Die rund 100 Geflüchteten im Stadtgebiet, die im RNZ-Artikel vom 12. Oktober erwähnt werden, bezogen sich ausschließlich auf ukrainische Geflüchtete, die seit Februar nach Schriesheim gekommen sind, wie das Rathaus klarstellt. Wie viele Flüchtlinge momentan in der Kernstadt und in Altenbach wohnen, sei auf die Schnelle nicht zu ermitteln, so Stadtsprecherin Larissa Wagner. Sie versprach aber, diese Zahlen in der nächsten Woche der RNZ mitzuteilen.

Update: Donnerstag, 13. Oktober 2022, 19.18 Uhr


Ex-Hotel "Bellevue" wird Flüchtlingsunterkunft

Auch interessant
Schriesheim: Kleiderkammer ist jetzt fast ein kleines Sozialkaufhaus
Schriesheim: Vorbereitungsklasse für Flüchtlingskinder
Schriesheim: Situation bei der Tafel spitzt sich zu

Schriesheim-Altenbach. (max) Schon seit einigen Jahren steht das ehemalige Hotel "Bellevue" leer. Das wird sich aber bald ändern. Nachdem im letzten Jahr der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) dem Antrag zugestimmt hatte, das Gebäude zu einem Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohnungen umzubauen, soll es jetzt einem neuen Zweck zugeführt werden: Die Untere Aufnahmebehörde des Rhein-Neckar-Kreises will zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine vorläufige Flüchtlingsunterkunft für 80 Personen in dem alten Hotel unterbringen, wie der Kreis auf RNZ-Anfrage mitteilte. Dafür stellte der Kreis einen Antrag beim ATU, der einstimmig angenommen wurde. Denn die Not der Unterbringung ist groß, andernorts wird schon über Containersiedlungen oder die Belegung von Turnhallen gesprochen.

Die Verwaltung hatte die Zustimmung ebenfalls empfohlen, da die neuerliche Nutzung als Anlage für soziale Zwecke dem Wohnen, wie es im vergangenen Jahr beschlossen wurde, gleichzusetzen sei, wie es die stellvertretende Bauamtsleiterin Beate Kreis erklärte. Bauliche Veränderungen seien zudem nicht geplant.

Bernd Molitor (Grüne Liste), sagte: "Es ist gut, dass die dort bereits bestehende große Wohnfläche dafür genutzt werden kann". Er übte allerdings auch milde Kritik an der Abgeschiedenheit der Unterkunft: "Die Geflüchteten sollten eigentlich stadtnah untergebracht werden und nicht in der Peripherie." Renate Hörisch-Helligrath (SPD) fand: "Natürlich ist alles besser als die Menschen in Turnhallen unterzubringen, aber Altenbach leistet schon einen großen Beitrag zur Flüchtlingsunterbringung". Daher sollte unbedingt "wertgeschätzt werden, was der Ortsteil leistet".

Ortsvorsteher Herbert Kraus merkte an, dass in der Altenbacher Verwaltungsstelle aktuell zu wenig Personal sei, um den Verwaltungsaufwand für die Neuankommenden zu stemmen. Hier gab Bürgermeister Christoph Oeldorf Entwarnung: "Da es eine Unterbringung des Kreises ist, wird dort auch die Verwaltungslast liegen – und nicht in Altenbach." Michael Mittelstädt (CDU), der dem Vorhaben grundsätzlich zustimmte, sagte: "Das Gebäude eignet sich gut für die Unterbringung, aber es ärgert mich, dass der Kreis das Gebäude mietet, ohne vorher mit uns über mögliche Lösungen gesprochen zu haben." Mittelstädt hätte es begrüßt, wenn die Verwaltung die Möglichkeit gehabt hätte, selbst das Gebäude zu mieten – für die kommunale Anschlussunterbringung von Geflüchteten, zu der sie verpflichtet ist. Eine feste Quote für Zuweisungen des Landes gibt es auf kommunaler Ebene nicht, teilte der Kreis mit. Wie sich die Zahl der Geflüchteten in den kommenden Monaten in Schriesheim entwickelt, ist daher noch unklar. Bisher sprach das Rathaus immer von etwa 100 Personen, die bisher im Stadtgebiet leben.

Was längerfristig mit dem Gebäude passieren wird, ist ebenfalls unklar. Klar hingegen ist, dass es sich bei der Flüchtlingsunterkunft nur um eine "vorläufige Unterbringung" seitens des Kreises handelt, wie dieser auf RNZ-Anfrage mitteilte.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.