Heidelberg

Wie Wohnen für alle erschwinglich sein soll

Es gab eine Aktion des Bündnisses "WohnWende" am Anatomiegarten. Auch fünf OB-Kandidierende warben für einen sozialeren Wohnungsmarkt.

10.10.2022 UPDATE: 10.10.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Für ihre Reden stellten sich die Vertreter der Gruppierungen in demonstrativer Eintracht auf. Mit dabei waren auch die OB-Kandidierenden Sofia Leser (2.v.l.), Alina Papagiannaki-Sönmez (3.v.l.), Theresia Bauer (Mitte vorne), Bernd Zieger (4.v.r.) und Sören Michelsburg (3.v.r.). Foto: Rothe

Von Joris Ufer

Heidelberg. Eine Wohnung zu finden, ist in Heidelberg und vielen deutschen Kommunen eine schwierige und teure Angelegenheit. Um darauf aufmerksam zu machen und Veränderungen zu fordern, fanden am Samstagnachmittag in über 50 deutschen Städten Veranstaltungen zum "Aktionstag Mietenstopp" statt. In Heidelberg beteiligte sich das überparteiliche Bündnis "WohnWende" mit einer Aktion in der Fußgängerzone am Anatomiegarten. Auch fünf der Kandidierenden zur OB-Wahl im November waren dabei. Schnell wurde klar: Das Thema Wohnen ist hochpolitisch.

"Wohnen müssen wir alle", sagt Annett Heiß-Ritter vom "Heidelberger Bündnis gegen Armut und Ausgrenzung". Entsprechend viele Gruppierungen fanden sich am Anatomiegarten zusammen. Verschiedene Stände mit bunten Plakaten standen dicht nebeneinander. Zu sehen waren aufgestellte ausgestreckte rote Handflächen aus Pappe – das Logo von "Mietenstopp".

Eine zentrale Forderung der bundesweiten Aktion: Die Mieten sollen in Deutschland für sechs Jahre eingefroren werden. Heiß-Ritter erklärt warum: "Diese Zeit braucht es, damit der Bund Rahmenbedingungen schaffen kann, unter denen die Kommunen wirklich etwas ausrichten können." Dabei ginge es nicht um faire Vermieter, sondern um jene, die exorbitante Renditen erwirtschaften würden.

 

 

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Ein paar Schritte entfernt stand Lothar Binding, Vorsitzender des Mietervereins Heidelberg. Er deutete auf zwei hohe, durchsichtige Röhren neben sich. Beide waren mit bunten Bällen gefüllt – die eine bis oben hin, die andere nur bis zur Hälfte. Diese symbolisierten jeweils das Einkommen vor und nach der Miete. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete erläuterte, es bräuchte weitere Gesetze zur Begrenzung der Miete und benannte auch, wer dem seiner Meinung nach im Wege steht: "Solange die FDP in der Regierung ist, wird eine mieterfreundliche Politik verhindert."

Für ihre Reden stellten sich die Vertreter der Gruppierungen in demonstrativer Eintracht auf. Kritik an anderen Parteien und OB-Kandidaten gab es aber dennoch. Dorothee Hildebrandt vom Bündnis "WohnWende" machte darauf aufmerksam, dass viele Heidelberger weit mehr als die idealerweise vorgesehenen 30 Prozent für ihre Miete zahlten und erklärte: "Uns eint der Wille, den Wohnungsmarkt gemeinsam durch eine aktive Politik anzugehen." OB-Kandidat Sören Michelsburg von der SPD sagte nachfolgend: "Wir brauchen mehr Wohnraum für Studierende und Auszubildende." Zudem kritisierte er den Leerstand in der Stadt als Skandal.

Kandidat Bernd Zieger von der "Linken" sieht vor allem die Spekulation auf dem Wohnungsmarkt als Problem und fordert mehr städtisches Eigentum. Theresia Bauer, die für die Grünen antritt, sagte in ihrer Rede über Oberbürgermeister Würzner: "Wenn man mit dem Amtsinhaber redet, hat man das Gefühl, alles wäre okay." Das sei aber nicht der Fall, wenn Menschen mit ganz normalem Einkommen sich die Miete nicht mehr leisten könnten.

Gegen Ende sorgte ein Brief für Aufsehen, den die Kandidatinnen Alina Papagiannaki-Sönmez von "Heidelberg in Bewegung" und Sofia Leser (parteilos) vorlasen. Er stammte von einem Mann aus Heidelberg, der darin schildert, seit zwei Jahren wohnungslos zu sein. Das Schreiben ist ein scharfer Angriff gegen Eckart Würzner und seine Verwaltung, die darin als inkompetent bezeichnet werden. Darüber hinaus forderten beide Kandidatinnen mehr Unterstützung für sozial Benachteiligte und Menschen mit Beeinträchtigungen.

"Es ist toll, wie gut die Teilnehmer das dargestellt haben", lobte eine Zuschauerin die Veranstaltung. "Das Thema Wohnen ist einfach so wichtig!"

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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