Zu Unrecht von Maskenpflicht befreit?
Eine Ärztin steht am 24. November vor Gericht. Sie soll fast 4400 falsche Atteste ausgegeben haben.

Weinheim. (web) Das mutmaßliche Fehlverhalten zweier in Weinheim praktizierender Ärzte hat in den letzten Monaten für großes Aufsehen gesorgt. Zum einen sorgt seit Anfang des Jahres eine Medizinerin weit über die Region hinaus für Schlagzeilen. Die Ermittler der Staatsanwaltschaft Mannheim gehen davon aus, dass sie zwischen Mai 2020 und Januar 2021 in 4374 Fällen Atteste ausgestellt hat, die fachlich falsch oder de facto gar nicht begründet waren. Die Gesundheitszeugnisse berechtigten die Antragsteller, auf das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zu verzichten. Der war damals eine wichtige Maßnahme gegen die Ausbreitung des Covid-Erregers, immerhin waren seinerzeit noch keine oder kaum Impfstoffe verfügbar. Einer Angestellten der Ärztin wird Beihilfe vorgeworfen. Lange Zeit hörte man nichts mehr von dem Fall, doch nun steht ein Termin.
Nach Angaben der Direktion des Amtsgerichts Weinheim ist der Prozess gegen die Ärztin auf den 24. November terminiert, und zwar vor dem dortigen Schöffengericht. "Die Terminierung konnte aus Gründen, die nicht im Verantwortungsbereich des Amtsgerichts Weinheim liegen, nicht früher erfolgen", so die Direktorin des Amtsgerichts, Eva Lösche.
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Der zweite prominente Fall betrifft einen Psychiater, dessen Praxis ebenfalls in Weinheim beheimatet ist. Ihn hatte das Schöffengericht am Amtsgericht Weinheim im Juli zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten verurteilt und ein Berufsverbot von drei Jahren ausgesprochen. Angesichts einer erdrückenden Beweislast hatten es die Richter als erwiesen angesehen, dass er in acht Fällen Privatrezepte für Cannabisprodukte ausgestellt hatte, ohne die Patienten zu untersuchen oder einen Behandlungsplan vorzulegen. In dem Verfahren spielten außerdem ein Kokaindeal, eine mutmaßlich zu Unrecht vergebene Befreiung von der Maskenpflicht und die illegal erfolgte Bestellung einer Droge mit psychedelischer Wirkung aus den Niederlanden eine Rolle. Damit ist dieses Kapitel aber noch nicht geschlossen. Der Psychiater und sein Verteidiger haben Berufung eingelegt. Damit geht der Fall in die nächste Instanz. "Es wird wohl zu einem Berufungshauptverhandlungstermin vor dem Landgericht Mannheim kommen", teilt Lösche mit.